Rote Mauerbiene
Die Rostrote Mauerbiene[1] auch Rote Mauerbiene (Osmia bicornis) ist eine solitäre Wildbiene der Gattung Osmia und die häufigste einheimische Art aus der Gruppe der Mauerbienen (Familie Megachilidae). Der deutsche Name leitet sich vom früher benutzten Namen Osmia rufa (Linnaeus, 1758) ab. Die Art wurde zum Insekt des Jahres 2019 gewählt.[2]
Rote Mauerbiene | ||||||||||||
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Rote Mauerbienen (Osmia bicornis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Osmia bicornis | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Merkmale
Die Rote Mauerbiene besitzt eine Körperlänge von 10 mm oder etwas darüber und die für Mauerbienen typische breit-gedrungene Körperform mit breit abgestutztem Hinterleibsende, so dass sie von Laien manchmal für eine kleine Hummel gehalten wird. Die dichte, lange Behaarung ist rötlich-braun, allerdings nicht so lebhaft gefärbt wie bei der nahe verwandten Gehörnten Mauerbiene und bei älteren Exemplaren meist verblasst. Auch der Thorax ist, im Gegensatz zur Gehörnten Mauerbiene, hell behaart. Gemeinsam mit der Gehörnten Mauerbiene hat das Weibchen zwei nach vorne gerichtete Hörner auf dem Kopfschild, eine schwarze Gesichtsbehaarung und eine gelbrote Bauchbürste, während sich die Männchen beider Arten durch auffallend lange Fühler und eine weiße Gesichtsbehaarung auszeichnen.
Verbreitung
Die Art besiedelt weite Teile Europas und Nordafrikas, im Norden reicht ihr Verbreitungsgebiet bis Südschweden und England. In Deutschland, Österreich und der Schweiz besitzt sie keine Verbreitungsgrenze und ist weitgehend flächendeckend verbreitet, auch in höheren Lagen der Mittelgebirge.[3]
Lebensweise
Typische Lebensräume sind strukturreiche Biotope wie Waldränder und Waldlichtungen, regelmäßig wird die Rote Mauerbiene aber auch im Siedlungsbereich angetroffen. Die erwachsenen Tiere überwintern im Kokon und fliegen von April bis Juni. Nistplätze sind Hohlräume jeder Art, wie beispielsweise Bohrgänge in Holz, hohle Stängel, Ritzen und Löcher in Lehmwänden und Mauerwerk. Keine andere Bienenart ist in der Annahme von Nistmöglichkeiten so flexibel wie die Rote Mauerbiene. An Gebäuden, die ein großes Angebot von Nistmöglichkeiten bieten (beispielsweise Reetdächer), kann es im Laufe der Jahre regelrechte Massenvorkommen geben. Sie gehört zu den ersten und häufigsten Besiedlern von Nisthilfen. In röhrenförmigen Hohlräumen mit einem Durchmesser 6–9 mm werden Linienbauten mit bis zu 20 Brutzellen angelegt, unregelmäßige Bauten in größeren Hohlräumen können bis zu 30 Zellen haben. Die Zwischenwände werden aus feuchter Erde oder Lehm, durchmischt mit Speichel, gebaut. Als Larvennahrung dient Blütenpollen, der von sehr vielen unterschiedlichen Pflanzenarten stammen kann (z. B. Eichen, Ahorn, Obstbäume, Rosen, Wicken, Mohn usw.), oft werden die ertragreichsten Pollenspender der jeweiligen Umgebung bevorzugt.
Kommunikation und Vermehrung
Bei ihrem Hochzeits- bzw. Balz„tanz“ zur Vorbereitung einer Paarung senden die Männchen chemische Lockstoffe aus, um begattungsbereite Weibchen anzulocken. Dabei werden auch Informationen über die regionale Herkunft vermittelt, um entsprechend an die lokalen Verhältnisse angepasste Individuen zu finden.[4][5]
Taxonomie
Linné beschrieb 1758 das Männchen dieser Art unter dem Namen Apis rufa sowie das Weibchen als Apis bicornis. Kirby erkannte 1802 als Erster, dass es sich um ein und dieselbe Art handelte, für die er den Namen Apis bicornis verwendete. Später wurde die Ansicht vertreten, rufa wäre der korrekte Name, da in Linnés Systema naturae dieser direkt vor bicornis erscheint. In den Nomenklaturregeln des ICZN wird dagegen betont, dass diese Form der „Zeilenpriorität“ nicht gilt, es muss der Entscheidung des ersten revidierenden Autors, in diesem Falle Kirbys, gefolgt werden. Damit ist Osmia bicornis der korrekte Name der Art, die allerdings in sehr vielen, teils heute noch aktuellen Schriften als Osmia rufa geführt wird.[6]
Einsatz in Garten und Landwirtschaft
Die Rote Mauerbiene wird schon seit Jahrzehnten für die Landwirtschaft professionell vermehrt und zur Bestäubung eingesetzt. Die natürliche Vorliebe für Obstgehölze prädestiniert die Mauerbienen zum Einsatz in diesen Kulturen. In Osteuropa und zunehmend auch in Deutschland werden Mauerbienen im Garten gezielt als Bestäuber vermehrt. Neben den klassischen Wildbienenhotels werden unter anderem Nistbretter eingesetzt, um eine Mauerbienenhaltung mit einer menschlichen Schädlingskontrolle zu ermöglichen[7].
- Im Flug
- Kopf
- Pollenkuchen mit Ei in der Brutzelle
- Kokon mit Puppe in der Brutzelle
- Schlüpfen aus dem Kokon
Quellen
- Steckbrief: Osmia bicornis. Abgerufen am 17. April 2021.
- kurier.at, 29. November 2018: Rostrote Mauerbiene ist das Insekt des Jahres 2019
- E. Scheuchl, W. Willner: Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas. Quelle & Meyer, 2016, ISBN 978-3-494-01653-5, S. 736–737.
- Fremdenfeindlich? Bienen «fliegen» auf Partner aus eigenem Land. In: Die Welt. 23. Oktober 2015, abgerufen am 21. Juni 2021.
- Gleich und gleich gesellt sich gern Bienen bevorzugen Partner mit demselben „Dialekt“. In: uni-ulm.de. 22. Oktober 2015, abgerufen am 21. Juni 2021.
- Paul Westrich und Holger H. Dathe (1997), eucera.de: Die Bienenarten Deutschlands (Hymenoptera, Apidae). Ein aktualisiertes Verzeichnis mit kritischen Anmerkungen. Mitteilungen des entomologischen Vereins Stuttgart. (32: 3–34; PDF, )
- Mauerbienenhaltung bei mauerbienenforum.de, abgerufen am 28. Februar 2021.
Literatur
- Paul Westrich: Die Wildbienen Baden-Württembergs (2 Bände), Ulmer 1989 (2. verbesserte Auflage erschienen 1990), ISBN 3-8001-3307-5.
Weblinks
- www.wildbiene.com Lebensweise der Roten Mauerbiene
- www.mauerbienenforum.de Steckbrief der Rostroten Mauerbiene