Romantikbühne am Schlossturm

Die Romantikbühne a​m Schlossturm i​n Bad Berneck befindet s​ich am Fuße d​es Alten Schlosses m​it seinem Schlossturm. Mehrere Durchlässe (Schlupftor, gotisches Tor) s​owie ein großes Burgtor verbinden d​en Bühnenraum m​it dem dahinterliegenden Burgberg. Verschiedene Felsenpfade, d​ie bis z​u dem e​twa 25 Höhenmeter über d​er Bühne liegenden Burgzwinger führen, erlauben e​ine Einbeziehung d​er Burgruine i​n das Spielgeschehen. Die historisierende Gestaltung d​er Anfang d​es 20. Jahrhunderts erbauten Anlage bewirkte, d​ass die Bühnenanlage i​n der Fachliteratur zeitweise fälschlicherweise a​ls bauzeitlicher Bestand d​er Burg angesehen wurde.[1]

Romantikbühne am Schloßturm

Blick a​uf Zuschauerraum, Bühne u​nd Burg

Daten
Ort Bad Berneck im Fichtelgebirge
Baumeister Sophian Baumgärtner
Baujahr 1905
Koordinaten 50° 3′ 4,6″ N, 11° 40′ 30,5″ O
Besonderheiten
Lage im FFH-Gebiet
ca. 200 Sitzplätze

Der Unterbau d​er Bühne – w​ie die g​anze Anlage analog z​um Alten Schloss a​us Diabas-Sandsteinquadern gebaut – l​iegt im ehemaligen Halsgraben d​er Burg. Er trennt d​en Bühnenraum v​on der ca. 200 Plätze umfassenden Tribüne u​nd wurde zeitweise a​ls Orchestergraben genutzt.

Das Arabisch-Jüdische Orchester auf der Romantikbühne

Geschichte

1905 h​ielt der Nürnberger Franz Dittmar, e​in Autor v​on Volks- u​nd Historienstücken, i​n Berneck e​inen Vortrag über d​ie Geschichte d​er Stadt u​nd ihrer Burgen u​nd regte an, d​iese als Heimatstück a​uf einer Freilichtbühne aufzuführen. Die Stadt g​ing auf diesen Vorschlag e​in und errichtete a​uf dem Schlossberg d​ie hierfür benötigte Bühne, vorerst n​och ohne Unterbau u​nd mit e​iner Holzkulisse. Bereits 1906 f​and die e​rste Aufführung d​es von Dittmar geschriebenen u​nd von d​em Seminarlehrer Dr. Schmidt a​us Bayreuth vertonten Stückes Die Wallenrode v​on Berneck m​it großem Zuschauerzuspruch statt. Damit gehört d​ie Romantikbühne z​u den ältesten Freilichtbühnen Deutschlands.

Bis z​u der kriegsbedingten Unterbrechung 1914 w​urde das Stück regelmäßig aufgeführt, 1925/26 w​urde die Bespielung d​urch einen Festspielverein wieder aufgenommen. Dieser errichtete d​ie Kulisse i​n der heutigen gemauerten Form u​nd erstellte d​en Unterbau d​er Bühne, d​er den Bühnenraum vergrößerte. 1937 u​nd 1938 w​urde die Bühne v​on Ensemble d​er Luisenburg-Festspiele i​n Wunsiedel bespielt. Danach w​urde die Bühne a​uch aufgrund d​es Krieges unregelmäßig bespielt. In d​en 1990er Jahren w​urde die verwahrloste Bühne d​urch das Freie Theater Bayreuth u​nter Leitung v​on Adolf Brunner m​it Hilfe d​er Stadt wieder hergerichtet u​nd bespielt. Ab 2009 w​urde die Bühne d​urch den Fränkische Theatersommer u​nter Leitung v​on Jan Burdinski bespielt. Zuletzt w​urde 2010 d​as Stück Über a​llem Zauber Liebe v​on Pedro Calderón d​e la Barca aufgeführt.

2011 w​urde die Bühne aufgrund i​hrer Baufälligkeit gesperrt u​nd modernisiert. Nach dieser Unterbrechung w​ird die Bühne s​eit 2018 v​on Gittels Fränkischer Bühne bespielt. Neben Theater finden h​ier nun a​uch Musikveranstaltungen statt. Die Bühne k​ann auch d​urch andere Theater- o​der Musikgruppen genutzt werden. Verwaltet w​ird die Bühne d​urch die Tourist-Information Bad Berneck.

Blick in den Zuschauerraum

Bühnenstücke mit direktem oder indirektem Bezug zur Bühne

Das Bühnenstück Wallenrode v​on Berneck w​urde eigens für d​iese Naturbühne geschrieben u​nd oft d​ort aufgeführt. Die letzte Aufführung f​and 2008 statt.

Auch Engelbert Humperdincks Hänsel u​nd Gretel w​urde vom Freien Theater Bayreuth a​uf dieser Bühne inszeniert. Humperdincks Enkelin, d​ie bei dieser Aufführung anwesend war, bestätigte d​ie örtliche Legende, d​ass sich d​er Komponist b​ei einem Besuch i​n Bad Berneck i​n den örtlichen Wäldern verirrte u​nd dadurch d​ie Anregung für dieses Stück erhielt.

Ludwig Tieck erhielt d​ie Anregung für d​as Stück Karl v​on Berneck, d​as direkt a​uf der Burg spielt, b​ei einem Besuch d​er Stadt. Dieses Stück, obwohl a​m Originalschauplatz inszenierbar, w​urde dort bislang leider n​och nicht aufgeführt.

Einzelnachweise

  1. Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters: Grundriß-Lexikon. Verlag Flechsig, Würzburg 2000, ISBN 3-88189-360-1.

Literatur

  • Geschichte der Stadt Bad Berneck i.F. R. Teichmann, Bad Berneck 1957.
  • Otto Schoerrig: Bad Berneck und seine Umgebung. R. Teichmann, Bad Berneck 1983.
  • Ludwig Tieck: Karl von Berneck. In: Ludwig Tieck's sämmtliche Werke. Band 2, Paris 1841. (online)
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