Romain Chatton
Romain Chatton (* 6. Juli 1876 in Romont; † 7. Januar 1941 in Freiburg im Üechtland) war ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Von Hause aus katholisch und abstammend aus Romont und Avry-devant-Pont waren seine Eltern Isidore Chatton, ehemaliger Gemeindeammann und Notar, und Marie Antonie Léocadie geb. Raboud, von Les Glânes, Hausfrau. Romain heiratete 1911 Emma Alice Pauline Musy, von Grandvillard, Tochter des Alexandre Nicolas.
Nach dem Besuch der Primar- und Sekundarschule in seiner Heimatstadt wechselte Romain Chatton ans Kollegium St. Michael und dann an die Universität Freiburg, wo er 1900 sein Lizentiat in Rechtswissenschaften ablegte. Im gleichen Jahr begann er ein Notarspraktikum bei seinem Vater, der zugleich Gerichtsschreiber am Bezirksgericht Glane war. Ab 1903 als Substitut des Gerichtsschreibers in Romont tätig, arbeitete er gleichzeitig als Notar für den Vivisbachbezirk.
Ebenfalls 1903 wurde der junge Notar politisch tätig. Er wurde in den Gemeinderat gewählt, wo er für die städtischen Schulen verantwortlich war. 1907 zum Ammann ernannt, übernahm er die Finanzdirektion und lernte so die Verwaltung der öffentlichen Finanzen kennen.
Als sein Vater 1908 zum kaufmännischen Direktor des Kraftwerkes Montbovon mit Sitz in Romont ernannt wurde, folgte ihm Romain als Gerichtsschreiber nach, ohne seine Tätigkeiten als Politiker und Notar aufzugeben. 1909 wurde er nach dem Tod des ehemaligen konservativen Nationalrats Louis Grand Präsident des Bezirksgerichts Glane. 1911 musste er aufgrund dieser Ämterhäufung seine Gemeindeämter aufgeben.
Bei den allgemeinen Wahlen 1916 wurde Romain Chatton in den Grossen Rat gewählt. Zur allgemeinen Zufriedenheit präsentierte er dort den wichtigen Bericht über die Steuerreform. Aufgrund seiner unbestrittenen Fähigkeiten wurde er 1919 in den Staatsrat gewählt, als Jean-Marie Musy Bundesrat wurde, und übernahm von seinem Vorgänger die Finanzdirektion.
Chatton war 22 Jahre lang als Staatsrat tätig, bis er 1941 in Ausübung seines Amtes starb. Zwei grosse Aufgaben prägten seine fünf Legislaturperioden. Gleich zu Beginn packte er das gewaltige Haushaltsdefizit des Staats an und bemühte sich mit allen Kräften seiner Devise «Keine neue Ausgaben ohne neue Einnahmen» gerecht zu werden. So legte er dem Parlament im Mai 1923 den Gesetzesentwurf zur Kürzung der Löhne und Gehälter der staatlichen Beamten und Angestellten vor. Der Grosse Rat verabschiedete die Vorlage zum grossen Bedauern des Staatspersonals, das allerdings auf jeden Protest verzichtete.
Die zweite umfangreiche Aktion betraf die Umwandlung von zwei Anleihen. Die erste Umwandlung eines Kredits von 20 Millionen Franken aus dem Jahr 1919 erfolgte 1929 und führte zu einer Verbesserung des Budgets um 75.000 Franken, was als beachtlich angesehen wurde. Die zweite Umwandlung galt dem Kredit von 25 Millionen aus dem Jahr 1929, dessen Zinssatz 1938 von 4¾% auf 3 % gesenkt wurde, ein Ergebnis, das in der Presse als «herrlich» gewertet wurde.
Romain Chatton, der die Regierung 1923, 1929 und 1936 leitete, starb unvermutet am 7. Januar 1941 im Alter von 65 Jahren. In der Regierungspresse würdigte man ihn als «geschickten und vorsichtigen Financier».
Literatur
- Georges Andrey: Chatton, Romain. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.