Rollender Briefkasten
Ein rollender Briefkasten, auch fahrender Briefkasten, Bahnpostbriefkasten oder Straßenbahnbriefkasten genannt, ist ein Briefkasten an einem öffentlichen Verkehrsmittel, typischerweise an einem Bahnpostwagen, einer Straßenbahn oder einem Postbus angebracht. Die Einrichtung ermöglicht es den Postnutzern, ihre Briefe an beliebigen Bahnhöfen, Haltepunkten oder Haltestellen einwerfen zu können. Geleert werden die rollenden Briefkästen im Allgemeinen an Postämtern, die an der Strecke liegen.
Eisenbahn
In Deutschland mussten die Briefkästen an Wagen der Bahnpost bei Dienstantritt geöffnet und später, wenn der Wagen am Endbahnhof angekommen war, geschlossen werden. Bei Fahrten über die Bundesgrenze blieben die Briefkästen stets geschlossen.[1] Die Briefkästen wurden hauptsächlich für Bahnhofsbriefe benutzt. Durch die Briefkästen der Bahnpostwagen wurden zum Teil erhebliche Mengen von Briefsendungen eingeliefert. Die Briefkästen wurden stets nach Abfahrt des Zuges von einem Bahnhof geleert, die entnommenen Sendungen mit dem Streckenstempel bedruckt und wie die gleichartigen Sendungen behandelt. Im Briefkasten vorgefundene Telegramme erhielten den Vermerk „Aus dem Briefkasten“, die Angabe des Einlieferungsorts und einen Abdruck des Streckenstempels. Aufgeklebte Freimarken wurden ebenfalls durch den Streckenstempel entwertet und die Telegramme dann, auch solche, die nicht vollständig freigemacht waren, in einem Umschlag mit der Aufschrift „Sofort öffnen! Telegramm nach …“ durch den Übernahmebeamten des Ortspostamtes der am schnellsten zu erreichenden Telegrafendienststelle übergeben.[2]
- Einwurfschlitz an einem 1933 gebauten Bahnpostwagen
- Bahnpostbriefkasten aus letzter Zeit der deutschen Bahnpost, 1970–1997
- Brief mit Stempel: Aus dem Briefkasten sowie einem Bahnhofsstempel
Straßenbahn
In Deutschland durfte die Deutsche Reichspost, parallel zum Recht Briefbeutel per Straßenbahn zu befördern, auf ihre Kosten Briefkästen an den Straßenbahnwagen anbringen und diese an bestimmten Stationen auswechseln oder leeren. So konnten die Bürger ihre Briefe an jeder beliebigen Haltestelle im Straßenbahnnetz aufgeben. Von diesem Recht wurde in unterschiedlichster Weise Gebrauch gemacht. Verträge über die Brief- und Paketbeförderung mit Straßenbahnen wurden unter anderem in Berlin, Cottbus, Darmstadt, Frankfurt am Main, Hamburg, Hanau, Jena, München, Potsdam und Stuttgart abgeschlossen.[3]
- Stempel der Hamburger Straßenbahnpost, rechts
- Ein Passant benutzt einen Briefkasten der Straßenbahn Neapel, 1950er Jahre
- Eine Passantin benutzt einen Briefkasten der Straßenbahn Lissabon, 1921
- Rollender Briefkasten der Straßenbahn Sofia
- Ausnahmsweise innen angebrachter Briefkasten eines privaten Postdienstleisters in einem Bremer Straßenbahnwagen
Omnibus
Als die Postanstalten (Reichspost, Deutsche Post, Deutsche Bundespost) noch Personenbeförderung per Kraftpost durchführten, waren an den Omnibussen oft Briefkastenschlitze in der Nähe der vorderen Tür angebracht. So konnten während eines Haltestellenaufenthalts Briefe eingeworfen werden.
In manchen Städten gibt es heute Stadtbusse mit Postannahme. In den Fahrzeugen der Stadtverkehr Detmold GmbH befinden sich Postkästen im Inneren neben dem Fahrer mit Leerung an jedem Werktag.[4]
- Briefkasten rechts neben vorderer Tür an einem MAN-Postbus
- Omnibus der Kraftpost mit Einwurfschlitz im linken Türflügel des vorderen Einstiegs, 1982
- Briefkasten links neben vorderer Tür an einem Mercedes-Benz O 317
Weblinks
Einzelnachweise
- Handwörterbuch des Postwesens. 2. Auflage; S. 76
- Handwörterbuch des Postwesens. 2. Auflage; S. 75
- Manfred Stephan; S. 78
- Stadtverkehr Detmold GmbH