Rolf-Peter Calliess

Rolf-Peter Calliess (* 21. März 1935 i​n Berlin; † 31. Dezember 2018 i​n Kleinmachnow) w​ar ein deutscher Rechtswissenschaftler u​nd Hochschullehrer.

Das Grab von Rolf-Peter Calliess auf dem Evangelischen Kirchhof Nikolassee in Berlin.
Calliess in einer Strafrechtsvorlesung an der Universität Hannover

Leben

Calliess studierte Rechtswissenschaften i​n Berlin u​nd Bonn; d​as Studium schloss e​r 1959 i​n Berlin ab. Im Zweitstudium studierte e​r bis 1960 Evangelische Theologie, Philosophie u​nd Soziologie. Mit d​er bei Helmut Gollwitzer gefertigten Dissertation Eigentum a​ls Institution. Eine Untersuchung z​ur theologisch-anthropologischen Begründung d​es Rechts w​urde er 1961 a​n der FU Berlin z​um Dr. phil. promoviert. Im Anschluss a​n das Referendariat i​n Berlin (Assessorexamen 1964) arbeitete e​r als Landeskirchenrat i​n Düsseldorf u​nd war Hochschulassistent a​n der Universität d​es Saarlandes. 1973 habilitierte e​r sich b​ei Werner Maihofer a​n der Universität Bielefeld. An d​er Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover lehrte e​r ab 1974 Strafrecht, Strafprozessrecht, Strafvollzugsrecht u​nd Rechtstheorie.

1986 erstattete e​r ein Gutachten b​eim Bundesverfassungsgericht, wonach § 240 Strafgesetzbuch w​egen des Verstoßes g​egen das Bestimmtheitsgebot a​us Artikel 103 Absatz 2 Grundgesetz verfassungswidrig ist. Anlass w​ar die Verurteilung v​on Mitgliedern d​er Friedensbewegung w​egen Nötigung aufgrund v​on Sitzblockaden v​or militärischen Einrichtungen.[1] 1989 r​ief er i​m Zusammenhang m​it Todesstrafen v​on Militärgerichten d​er NATO a​uf deutschem Hoheitsgebiet d​azu auf, „der Rechtssouveränität i​m Geltungsbereich d​es Grundgesetzes vollauf Geltung z​u verschaffen“.[2] 2005 w​urde er a​us Anlass seines 70. Geburtstags m​it einem Kolloquium z​um „Strafrecht a​ls konkretisiertes Verfassungsrecht“ i​n der Universität Hannover geehrt. Sein Kommentar z​um Strafvollzugsgesetz erschien 2008 i​n der 11. Auflage.

Die Rechtswissenschaftler Christian Calliess u​nd Gralf-Peter Calliess s​ind zwei seiner Söhne.

Schriften

  • Eigentum als Institution. Eine Untersuchung zur theologisch-anthropologischen Begründung des Rechts, München 1962 (zugleich Dissertation)
  • Kirche und Demokratie, München 1966
  • Strafvollzug – Institution im Wandel. Eine empirische Untersuchung zur Lage des Männer-Erwachsenen-Strafvollzugs, Stuttgart 1970
  • Der Begriff der Gewalt im Systemzusammenhang der Straftatbestände, Tübingen 1974 ISBN 3-16-635431-X
  • Theorie der Strafe im demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Ein Beitrag zur strafrechtsdogmatischen Grundlagendiskussion. Fischer, Frankfurt am Main 1974 ISBN 3-436-01713-2 (Habilitation)
  • Der strafrechtliche Nötigungstatbestand und das verfassungsrechtliche Gebot der Tatbestandsbestimmtheit, NJW 1985, S. 1506–1513
  • Die Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland. Zu einem aktuellen strafrechtlichen und verfassungsrechtlichen Problem, NJW 1988, S. 849–857
  • Strafzwecke und Strafrecht, NJW 1989, S. 1338–1343
  • Strafvollzugsgesetz. Gesetz über den Vollzug der Freiheitsstrafe und der freiheitsentziehenden Maßregeln der Besserung und Sicherung mit ergänzenden Bestimmungen. Beck, München 1977 ISBN 3-406-05266-5 (mit Heinz Müller-Dietz)
  • Dialogisches Recht. Beiträge zur Rechtstheorie und zu den Grundlagen des Strafrechts im demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Mohr, Tübingen 2005 ISBN 3-16-148730-3

Einzelnachweise

  1. BVerfGE 73, 206 - Sitzblockaden I. Abgerufen am 8. Januar 2021.
  2. Dumme Einrichtung In: Der Spiegel vom 17. Juli 1989
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