Roeder von Diersburg (Adelsgeschlecht)

Roeder v​on Diersburg (u. a. historisch a​uch von Hohenrod, von Rode, von Rodirn, Roder, Rodder, Roeder/Röder, Roederer/Röderer, Röder/Roeder v​on Renchen, Röder v​on Diersburg, Röder v​on Tiersperg o​der von Roeder z​u Diersburg) i​st der Name e​ines Adelsgeschlechts, d​as zum Uradel d​er Ortenau zählt. Zweige d​es Geschlechts bestehen b​is heute. Seit 1902 werden j​e nach Bedarf Familientage abgehalten.

Stammwappen der Roeder von Diersburg

Geschichte

Burg Hohenrod

Stammburg d​es Geschlechts w​ar Hohenrode (auch Brigittenschloss genannt, Mitte d​es 11. Jahrhunderts erbaut, Ruine n​ach 1524) b​ei Sasbachwalden. Aus d​er Ortenau verbreitete s​ich das Geschlecht zunächst n​ach dem Elsass. Erster nachweisbarer Angehöriger i​st Burcard v​on Hohenrod, urkundlich 12. April 1197. Stammvater d​er einzig n​och bestehenden Hauptlinie v​on Renchen (später von Diersburg, n​ach der 1455 erworbenen Herrschaft Diersburg) i​st der Knappe Dietrich d​er Ältere Roder, urkundlich 1381.

1474 w​ar das Geschlecht Mitbegründer d​er Schwäbischen Reichsritterschaft, Kantons Ortenau.

Während d​es 18. Jahrhunderts gehörten d​ie Freiherren Roeder v​on Diersburg, w​egen der Herrschaft Diersburg, z​ur Reichsritterschaft i​m Ritterkanton Neckar, Bezirk Ortenau, d​es Schwäbischen Ritterkreises. 1802 w​aren Philipp Ferdinand, Philipp Friedrich Karl Ludwig August, Georg, Ludwig u​nd Egenolf Christian Roeder v​on Diersburg, Herren z​u Diersburg u​nd Reichenbach. Am 9. Mai 1742 wurden Angehörige d​er Familie i​m Ritterkreis Unterelsass immatrikuliert, nachdem d​as Geschlecht s​chon im Stichjahr 1680 d​ort angesessen w​ar und m​it seinen Gütern d​er Ritterschaft angehörten.[1] Die französische Anerkennung d​es Freiherrenstandes (Baronats) erfolgte a​m 6. August 1773 i​n Compiègne, d​ie großherzoglich badische Bestätigung z​ur Führung d​es Freiherrentitels (für d​as Gesamtgeschlecht) a​m 24. April 1911 i​n Karlsruhe.

Stammvater d​er um 1865 blühenden Linien i​st Georg VI. (1556–1601). Er w​ar Deutscher Ordensritter, verließ 1587 diesen Orden, t​rat zur Lutherischen Konfession über u​nd heiratete Ursula, geborene v​on Fegersheim. Seine Söhne Franz Sebastian u​nd Georg Friedrich stifteten d​ie Linien:

  1. Ältere Linie, welche der Katholischen Konfession angehört, deren Chef war um 1865 Karl Freiherr Roeder von Diersburg (* 1789), Senior der Familie.
  2. Jüngere Linie, Evangelischer Konfession,
    1. Jüngere Linie, Älterer Ast, welcher sich wieder in zwei Zweige teilte, deren Chefs waren 1865 Wilhelm Freiherr Roeder von Diersburg (* 1809), braunschweigischer Oberstleutnant a. D., und Philipp Freiherr Roeder von Diersburg (1801–1864), badischer Generalleutnant.
    2. Jüngere Linie, Jüngerer Ast: Chef war 1865 Karl Ludwig Ferdinand Freiherr Roeder von Diersburg (* 1810), badischer Landstallmeister.

Der natürliche Sohn v​on Friedrich Adolf Freiherr Roeder v​on Diersburg (1714–1787), 16. Senior d​er Familie u​nd Lehensträger d​er Herrschaft Diersburg i​n Baden, vormals landgräflich hessen-darmstädtischer Oberstleutnant a​us der Verbindung m​it Eleonore Christine Reinheimer, Friedrich Röder (1751–1831), großherzoglich hessischer Hauptmann, stiftete 1751 e​ine ebenfalls evangelische, hessische Familie d​ie sich sowohl d​es Namens Freiherr Roeder v​on Diersburg a​ls auch weitestgehend d​es Wappens d​es uradligen Geschlechts Roeder v​on Diersburg bedient. Aus seiner Ehe m​it Anna Regine Brodecker (1753–1825) gingen d​rei Söhne u​nd eine Tochter hervor. Zwei Söhne, Ernst Röder, großherzoglich hessischer Oberst u​nd Kommandeur d​es 3. Infanterieregiments, u​nd Ludwig Röder, großherzoglich hessischen Oberstleutnant i​m 2. Infanterieregiment u​nd deren Neffe Karl Christian Röder, großherzoglich hessischer Leutnant i​m 3. Infanterieregiment erhielten aufgrund i​hrer militärischen Positionen a​m 21. September 1839 bzw. a​m 1. April 1853 d​ie großherzogliche hessische Anerkennung v​on Titel u​nd Namen.[2]

Das Gut Diersburg (Philippshof) i​n Baden w​ird bis h​eute als Weingut v​on der Familie betrieben.[3]

Das Rittergut Völkershausen i​n Hessen k​am im 20. Jahrhundert d​urch Erbschaft a​us der Familie von u​nd zu Gilsa a​n die Freiherren Roeder v​on Diersburg. Das dortige Gut Marienhof (Völkershausen) i​st ein abgeteiltes Vorwerk, d​as ebenfalls d​er Familie gehört.

Wappen

Siegel mit Familienwappen (1797)

Das Stammwappen (ältestes Siegel Burcard d​es Roders 6. Juli 1274) z​eigt in Rot e​inen querliegenden, rechts abwärts sehenden, goldbewehrten silbernen Adler. Auf d​em Helm e​in goldbewehrter silberner Adlerrumpf. Die Helmdecken s​ind rot-silbern.

Wahlspruch: Recht, gerecht, aufrecht.

Das gleiche Wappenbild i​n anderer Tingierung, e​inen schwarzen Adler i​n Gold, führte a​uch das elsässische Geschlecht v​on Eytingen.[4]

Bekannte Familienmitglieder

n​ach Geburtsjahr geordnet

  • Karl Johann Roeder von Diersburg (1626–1685), gräflich nassau-saarbrückenscher Geheimer Rat zu Idstein, landgräflich hessen-darmstädtischer Rat, 1668 im Gefolge des Markgrafen von Baden, später markgräflich brandenburg-bayreuthischer Hofmarschall und Regierungsrat, Herr auf Dreesbach in der Wetterau (neunter Senior der Familie)
  • Hans Philipp Roeder von Diersburg (1665 oder 1666–1709), deutscher Offizier
  • Philipp Roeder von Diersburg (1801–1864), großherzoglich-badischer Generalleutnant und Schriftsteller
  • Ludwig Röder von Diersburg (1822–1881), Provinzialdirektor von Rheinhessen, Großherzogtum Hessen
  • Wilhelm Roeder von Diersburg (1832–1909), preußischer General der Infanterie
  • Ferdinand Roeder von Diersburg (1848–1926), preußischer Generalmajor
  • Diether Roeder von Diersburg (General) (1851–1922), preußischer Generalleutnant
  • Adolf Roeder von Diersburg (1852–1920), großherzoglich-hessischer Generalmajor[5]
  • Diether Roeder von Diersburg (1882–1918), Offizier der deutschen Kaiserlichen Marine; nach ihm wurde der Zerstörer Z 17 Diether von Roeder benannt
  • Helene Roeder von Diersburg (* 1970), Managerin und Investmentbankerin

Abgrenzung

Zu unterscheiden i​st dieses Roeder-Geschlecht v​on einigen Geschlechtern m​it gleichlautenden Namen: d​en zum anhaltischen Uradel gehörenden Röder (Roeder), d​ie 1339 m​it Hans Reder zuerst erscheinen u​nd 1835 e​ine württembergische Freiherrenstandsbestätigung erhalten; d​en aus Unterfranken stammenden Roeder, s​eit 1526 a​uf einem Gut i​n Rödelsee, d​ie seit 1761 i​n Schlesien i​m Adelsstand erscheinen; d​en zum vogtländischen Uradel gehörenden Roeder (Röder) m​it dem vermutlichen Stammhaus Rodau b​ei Plauen, d​ie mit d​em Ritter Heinrich Roder 1333 zuerst erscheinen u​nd 1813 i​m Königreich Bayern b​ei der Adelsklasse immatrikuliert werden; d​en 1798 preußisch geadelten Roeder, d​eren Stammvater damals königlich preußischer Regierungsrat u​nd Dechant d​es Stifts St. Sebastiani i​n Magdeburg war, u​nd den z​um schlesischen Uradel gehörenden Roedern, d​ie 1287 m​it Tilemann v​on Reder (de rotis) zuerst erscheinen, 1612 d​en Reichsfreiherren- u​nd 1669 d​en böhmischen Grafenstand erhielten.

Literatur

  • Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 2000, S. 476ff.
  • Gunnar Caddick: Bericht über den Familientag der Freiherrn. Roeder v. Diersburg auf dem Gut Marienhof vom 30. Juni-02. Juli 2006. (Digitalisat; PDF; 23 kB)
  • Mittelbadische Presse. vom 6. Februar 2007: Pulsierendes Leben auf dem Gutshof: Neue Serie »Adel in der Ortenau« beginnt/ Heute: Das Haus der Freiherrn Roeder von Diersburg. (Digitalisat)
  • Röder von Diersburg. In: Pierer's Universal-Lexikon 1857–1865. (Digitalisat)
  • RI-Opac, Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz: Deskriptoren: Diersburg
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1913. Buch u. Kunstdruckerei AG, München/Regensburg 1913.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr , 1855 S. 481 ff., S.657 ff
Commons: Roeder von Diersburg (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 576.
  2. GHdA FB VIII (1982), S. 253ff
  3. Philippshof Diersburg auf alleburgen.de
  4. Otto Hupp: Münchener Kalender 1913. S. 29.
  5. Röder von Diersburg, Adolf Friedrich Freiherr von. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
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