Richard Henke

Richard Henke (* 1900 i​n Korneuburg; † Oktober 1963 i​n Wien) w​ar ein österreichischer Chemiker u​nd Erfinder.

Richard Henke (um 1960)
Richard Henke (links) mit seinem Schwiegersohn Richard Gach beim Bergwandern in Salzburg (1957/58)

Leben und Wirken

Richard Henke absolvierte a​n der Technischen Universität Wien z​um Diplomingenieur u​nd anschließend z​um Doktoringenieur. In d​en 1920er Jahren entstanden verschiedene Abhandlungen über Molekülverbindungen gemeinsam m​it u. a. Georg Weissenberger u​nd Fritz Schuster. Diese wissenschaftlichen Schriften wurden i​n Fachzeitschriften w​ie Journal für Praktische Chemie, Zeitschrift für anorganische u​nd allgemeine Chemie[1] u​nd dem Chemischen Zentralblatt[2] publiziert. Seine Arbeiten wurden a​uch in d​en Sitzungsberichten d​er Akademie d​er Wissenschaften i​n Wien mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse publiziert.[3]

Richard Henke w​ar bis z​u seiner Beurlaubung a​us politischen Gründen d​urch die Nationalsozialisten Assistenzprofessor für Chemie a​n der Technischen Universität.[4][5] In d​en späten 1930er u​nd 1940er Jahren arbeitete e​r als Chemiker b​ei der Firma Wander AG i​n Wien. Er konnte dieser Beschäftigung t​rotz seiner früheren Heimwehraktivität a​uch in d​er NS-Zeit nachgehen. Einer Deportation i​n ein KZ konnte e​r aufgrund seines h​ohen Ansehens a​ls chemischer Spezialist entgehen. In seiner Zeit b​ei der Firma Wander arbeitete Henke a​uch an d​er Weiterentwicklung d​es Malzgetränkes Ovomaltine.

Nach d​em Krieg leitete Richard Henke d​ie Abendschule für Chemie a​n der Wiener HTL Schellinggasse. Danach arbeitete Henke a​n der Höheren Bundeslehr- u​nd Versuchsanstalt für chemische Industrie i​n Wien i​n der Rosensteingasse i​n den Forschungsgebieten „Chemie u​nd Chemische Technologie“. Er leitete d​ort das Betriebslaboratorium a​n den Abteilungen für Maschinenbau u​nd für Elektrotechnik u​nd war Verwalter d​es chemisch-technischen Laboratoriums.[6] Henke entwickelte a​uch eine Schuhcreme, d​ie aber n​icht in Produktion ging. 1963, k​urz vor seinem Tod, w​urde er a​ls Direktor a​n die Höhere Bundes-Lehr- u​nd Versuchsanstalt für chemische Industrie berufen. Diese Funktion konnte e​r aber aufgrund e​ines plötzlichen Herzinfarktes, d​er zum Tod führte, n​icht mehr antreten. Richard Henke w​urde im Familiengrab a​uf dem Ober Sankt Veiter Friedhof begraben.

Familie

Richard Henke ehelichte a​m 15. September 1957 i​n Ober St. Veit d​ie gebürtige Stockerauerin Adele Havlicek (1912–1992 i​n Wien-Hietzing), m​it der e​r zwei Töchter hatte. Der Architekt Richard Gach w​ar sein Schwiegersohn.

Auszeichnungen

Schriften und Werke (Auswahl)

  • 1958: Kunststoffe stellen sich vor, Gesellschaft für Natur und Technik, in Universum: Natur und Technik, Band 13, S. 332–335.
  • 1956: Stoffe aus Aschantinüssen, Gesellschaft für Natur und Technik, in Universum: Natur und Technik, Band 11, ab S. 344.
  • Über arithmetische Zahlenfolgen höherer Ordnung.
  • 1926: Zur Kenntnis binärer Flüssigkeitsgemische. Einige neue Konstanten 115, 75. In: Journal für praktische Chemie (1939)
  • mit Fanny Kawenoki: Systeme mit Nitrobenzol u. Oxynitrobenzolen 113, 171. In: Journal für praktische Chemie (1939)
  • mit Fritz Schuster: Betrachtungen über den Dampfdruck 113, 180. In: Journal für praktische Chemie (1939)
  • mit Georg Weissenberger und Fritz Schuster (1926): Zur Kenntnis organischer Molekülverbindungen. XVIII. Wege zur Berechnung des Molbruche. In: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie, Volume 152, Issue 1, Seiten 325–332
  • mit Georg Weissenberger und Fritz Schuster (1925): Über die Molekülverbindungen der Phenole. VIII. Die Lokalisierung des Restvalenzkraftfeldes. – Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 134_2b: 47–56.
  • mit Georg Weissenberger und Fritz Schuster (1925): Zur Kenntnis organischer Molekülverbindungen. IX. Die Gruppe – CCl3. – Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 134_2b: 57–60.
  • mit Georg Weissenberger und Lazar Bregmann (1925): Zur Kenntnis organischer Molekülverbindungen. XVI. Zweiwertige Phenole und ihre Äther. – Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 134_2b: 471–482.
  • mit Georg Weissenberger und Eugen Sperling (1925): Zur Kenntnis organischer Molekülverbindungen. XVII. Das Verhalten des Dekahydronaphthalins. – Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 134_2b: 483–497
  • mit Georg Weissenberger und Stanislaus Baumgarten (1925): Über die Adsorption an Kohle aus zähflüssigen Medien. – Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse 134_2b: 679–700
  • mit Georg Weißenberger und Lazar Bregmann (1925): Zur Kenntnis organischer Molekülverbindungen. In: Monatshefte für Chemie/Chemical Monthly 01/1925; 46(7):471–482.
  • mit Georg Weissenberger und F. Sperlin (1925): Neue Wege der Gaswaschung V. Studien mit Hilfe von Beladungskurven. In: Angewandte Chemie 01/1925; 38(51):1161–1164
  • mit Georg Weissenberger und Fanny Kawenoki: Zur Kenntnis Binärer Flüssigkeitsgemische. XXII. Systeme mit Nitrobenzol und den Oxynitrobenzolen.
  • mit Georg Weissenberger und Hedwig Katschinka (1924): Zur Kenntnis binärer Flüssigkeitsgemische XX. Systeme mit substituierten Hydronaphthalinen. In: Die Fortschritte in der organischen Chemie seit dem Jahre, von Erich Lehmann
  • mit Georg Weissenberger: Zur Kenntnis binärer Flüssigkeitsgemische. XXI. Systeme mit Buttersäure
Commons: Richard Henke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Author: Henke, Richard : Search In: wiley.com, abgerufen am 24. Juni 2018.
  2. Chemisches Zentralblatt. Band 1. Chemie, G.m.b.H., 1927, S. 1261 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Schriften von Richard Henke. In: ZOBODAT.at. OÖ Landes-Kultur GmbH;
  4. Johannes Koll: "Säuberungen" an österreichischen Hochschulen 1934–1945 Voraussetzungen, Prozesse, Folgen. Böhlau Verlag, Wien 2017, ISBN 978-3-205-20336-0, S. 250251 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Juliane Mikoletzky, Paulus Ebner: Die Technische Hochschule in Wien 1914–1955. Teil 2: Nationalsozialismus – Krieg – Rekonstruktion (1938–1955). Böhlau Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-205-20132-8, S. 182 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Festschrift [der] Bundesgewerbeschule in Wien I; 1880–1955. Bundesgewerbeschule, 1955, S. 195 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Österreichische Ingenieur-Zeitschrift. Band 6. Springer-Verlag, 1963, S. 441 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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