Rheingold (Goldwäsche)
Rheingold bezeichnet das Gold, das im Fluss Rhein früher gewaschen wurde und zum Teil noch gewaschen wird.
Geschichte
Bereits die Kelten wuschen Gold für Regenbogenschüsselchen aus den Vorkommen am Rhein, später Römer und Germanen. Ihren Höhepunkt erreichten die Ausbeuten während der Arbeiten zur Rheinbegradigung durch die hierdurch ausgelösten umfangreichen Umlagerungen: 1831 wurden in Baden 13 und in der bayerischen Pfalz fünf Kilogramm Rheingold abgeliefert. Laut der badischen Volkszählung von 1838 gab es am rechten Rheinufer 400 Goldwäscher.[1] Es bestand zwar eine Ablieferungspflicht, wegen der gegenüber den Marktpreisen niedrigen Vergütung rechnen Historiker jedoch mit erheblichem Schwarzhandel und mit einer Gesamtgewinnung vom Dreifachen der Ablieferung. Der Abschluss der Rheinregulierung beendete jedoch auch die hochwasserbedingten Umlagerungen. Der Bedeutungsverlust des Nebenproduktes Streusand zu Schreibzwecken kam hinzu. Die Goldwäscherei im Rhein kam zum Erliegen: 1860 wurden in Bayern gerade noch 56 Gramm abgeliefert, in Baden letztmals 1874 90 Gramm.
Aus der Geschichte der Nutzung des Rheins war die Gewinnung von Gold aus dem Sand des Rheins zur Prägung von Rheingolddukaten besonders von numismatischer Bedeutung. Sie sind durch die Umschrift wie zum Beispiel EX AURO RHENI (= aus dem Gold des Rheins) oder SIC FULGENT LITTORA RHENI (= so glänzen die Ufer des Rheins) erkennbar. Die letzten wurden 1863 geprägt[2]
1863 gab der bayerische Staat sein Goldregal auf. Letzter Goldwäscher war Johann Ganninger, der bei Speyer und Philippsburg arbeitete. Normalerweise wurden am Tag in neun Arbeitsstunden vier Tonnen Sand gewaschen und erbrachten ein Gramm Gold. Johann Ganningers Waschbank mit allen Zusatzgeräten wird im Historischen Museum der Pfalz in Speyer aufbewahrt.[3]
Herkunft
Das Rheingold gelangt durch Verwitterung der Grundgebirge von Südschwarzwald und Alpen aus dortigen Lagerstätten von Berggold mit ca. 96 % Gold und 4 % Silber in den Hochrhein. Der Hauptteil des Eintrags erfolgt über die Kleine Emme durch Aare und Reuss. Aaregold wurde unter anderem bei Klingnau gewaschen. Das Auswaschen am Rhein lohnte sich erst ab der Aaremündung nach Koblenz AG bei Waldshut-Tiengen. Bei abnehmender Fließgeschwindigkeit setzen sich zunächst größere Goldpartikel und schließlich Goldflitter wieder im Flussschotter ab. Im Oberrhein sind daher bis zum Durchbruch durch das Rheinische Schiefergebirge Goldgehalte von 0,1 bis 20 Milligramm je Kubikmeter Rheinschotter vorhanden.
Gewinnung
Die wirtschaftliche Gewinnung dieses Goldes als Nebenprodukt des Kiessandabbaus ist schwierig und wurde erstmals erfolglos von 1939 bis 1943 mit dem Goldbagger Rheingold versucht. Derzeit erfolgt eine Gewinnung im Kieswerk Rheinzabern der Holcim-Gruppe. Durch die besondere Vermarktung als Rheingold oder, basierend auf dem rein physikalisch ablaufenden Gewinnungsprozess, als Ökogold kann ein Preis erzielt werden, der bei dem doppelten des üblichen Marktpreises liegt. Das Rheinzaberner Kieswerk ist der einzige offizielle Goldproduzent in Deutschland.[4]
Bis zur 1817 bis 1866 durch Johann Gottfried Tulla vorgenommenen Rheinbegradigung reicherte sich das Gold immer wieder nach Hochwasserereignissen in Flussseifen von maximal zehn bis 20 Zentimeter Mächtigkeit und 200 bis 300 Quadratmeter Fläche an, wo es bei ungefähr um das Tausendfache erhöhten Gehalten von 0,25 bis 0,45 Gramm je Tonne durch Goldwaschen wirtschaftlich gewinnbar war. Die ergiebigsten Seifen entstanden nach mäßigen, langsam abfließenden Hochwassern.[5]
Heute liegt das Gewicht der Rheingold-Flitterchen bei durchschnittlich 0,006 Milligramm, so dass also rund 165.000 Stück ein volles Gramm erbrächten. Es finden sich aber auch körnige, plattige und drahtähnliche Teilchen bis zu 10 Milligramm, sogenanntes „grobes Gold“. Vereinzelt kommen kleine Goldteilchen von etwa 2,3 Milligramm vor. 1849 fand man im Bereich der Ill bei Straßburg ein Geröllstück, bestehend aus Quarz, ungefähr in Form und Größe eines Hühnereies, das stolze 17 Gramm Gold enthielt.[6] Der Ortsname von Goldscheuer erinnert noch an die Goldwäscherei.
Literatur
- Harald Elsner: Goldgewinnung in Deutschland – Historie und Potenzial. Hannover, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 2009 (Commodity Top News 30)
- Franz Kirchheimer: Das Rheingold. In: Der Aufschluss Heft 7/8, 1969
- Franz Kirchheimer: Erläuterter Katalog der deutschen Flussgoldgepräge. Freiburg, Kricheldorf, 1972
- Rainer Albert: EX AURO RHENI, In: Numismatisches Nachrichtenblatt, Nr. 9, 2005
Einzelnachweise
- Blackbourn, Eroberung der Natur, S. 132.
- Paul Arnold, Harald Küthmann, Dirk Steinhilber: Großer Deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute, Augsburg 1997: S. 65, Bayern, Nr. 144, Rheingolddukaten von 1863 (letzter Rheingolddukaten aus Bayern)
- Wolfgang Kauer: Vier Tonnen Sand für ein Gramm Gold bewegt, in Die Rheinpfalz vom 21. August 2009, 02 LSPE
- Christoph Seidler: Schatzsucher heben das Rheingold. Spiegel Online, 23. August 2012. abgerufen am gleichen Tage.
- David Blackbourn: Die Eroberung der Natur. Eine Geschichte der deutschen Landschaft. DVA, München 2007, ISBN 978-3-421-05958-1, S. 130.
- Franz Kirchheimer: Das Rheingold. In: Der Aufschluss Heft 7/8, 1969, gefunden hier: Rheingold (Memento vom 9. Januar 2010 im Internet Archive)