Reimund Gerhard

Reimund Gerhard (* 31. Mai 1952 i​n Heidelberg) i​st ein deutscher Angewandter Physiker u​nd Hochschullehrer.

Leben

Reimund Gerhard i​st ein Ururenkel d​es Rechtskonsulenten Moritz Kallmann (1815–1873; Gemeinderat d​er Jüdischen Gemeinde Heilbronn), e​in Enkel d​es Papyrologen Gustav Adolf Gerhard (1878–1918) u​nd Bruder d​er Kirchenmusikerin Wiltrud Fuchs (* 1945), d​es Musikwissenschaftlers Anselm Gerhard (* 1958) u​nd des Palliativmediziners Christoph Gerhard (* 1961).

Er besuchte Grundschulen in Heidelberg, Tauberbischofsheim und Kiel sowie die Kieler Gelehrtenschule und das Mannheimer Karl-Friedrich-Gymnasium, das er 1971 mit dem Abitur abschloss. Nach dem Grundwehrdienst als 2. Flötist beim Heeresmusikkorps 12 in Veitshöchheim studierte er ab 1972 Mathematik und Physik an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1978 erhielt er das Physik-Diplom und ging für ein Jahr als Forschungsstudent nach St-Jean, Québec, Kanada zu dem Physiker Martin M. Perlman (1930–2013). Von 1979 bis 2006 führte Reimund Gerhard den Doppelnamen Gerhard-Multhaupt.

Von 1980 bis 1984 promovierte er bei Gerhard Sessler (* 1931) im Fachgebiet Elektroakustik der TH Darmstadt mit einer Arbeit über Ladungs- und Polarisationserscheinungen in Hochpolymer-Elektretfolien[1] zum Dr.-Ing. Anschließend war Reimund Gerhard(-Multhaupt) von 1985 bis 1994 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektleiter am Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik Berlin in der von Gerhard Mahler (1931–2019) geleiteten Abteilung Bildendeinrichtungen. 1994 wurde er zum Universitätsprofessor für Sensorik und 1996 für Angewandte Physik kondensierter Materie an der neugegründeten Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam berufen.

Von 1997 bis 2000 war Reimund Gerhard geschäftsführender Direktor des Instituts für Physik (und Astronomie), von 2006 bis 2008 Pro-Dekan und von 2008 bis 2012 Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Seit 2014 ist er Senator seiner Universität. Gastaufenthalte und Gastprofessuren führten ihn an die Bell-Laboratorien in Murray Hill, New Jersey, USA (1981, 1982, 1983), die Tongji-Universität in Shanghai, China (1987 und 1989), die École Normale Supérieure (ENS) in Cachan, Frankreich (1995/96 und 2014/15), die Universidade de São Paulo (USP) in São Carlos, Brasilien (1999, 2005–06, 2012), die École Supérieure de Physique et de Chimie Industrielles (ESPCI) in Paris, Frankreich (1999), die Hebräische Universität Jerusalem, Israel (2013) und die Jiaotong-Universität Xi’an in Xi'an, China (2015). Seit Januar 2018 ist er Präsident der IEEE Dielectrics & Electrical Insulation Society.[2]

Forschungsprofil

Reimund Gerhard u​nd seine Arbeitsgruppe a​n der Universität Potsdam befassen s​ich mit d​er Präparation, d​er umfassenden Untersuchung u​nd der Anwendung v​on Elektreten. Derzeit stehen Ferro- o​der Piezoelektrete (Polymerfolien m​it elektrisch aufgeladenen Hohlräumen), ferroelektrische Polymere m​it piezo- u​nd pyroelektrischen Eigenschaften, Polymerkomposite m​it neuartigen Eigenschaftskombinationen, d​ie physikalischen Mechanismen d​er Dipolausrichtung u​nd der Ladungsspeicherung, elektrisch deformierbare dielektrische Elastomere („Elektro-Elektrete“) s​owie die Physik v​on Musikinstrumenten i​m Vordergrund seines Interesses.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Dissertation Ladungs- und Polarisationserscheinungen in Hochpolymer-Elektretfolien. worldcat.org. Abgerufen am 9. Oktober 2015.
  2. Nachrichten - Universität Potsdam. Abgerufen am 5. Januar 2018.
  3. Förderung des Nachwuchses (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.siemens-ring.de siemens-ring.de. Abgerufen am 9. Oktober 2015.
  4. https://www.ieee.org/membership_services/membership/fellows/fellowsDirectory.html#>
  5. Meister fand Professor - und beide gewannen. Adalbert-Seifriz-Preis 2001 ging nach Potsdam. uni-potsdam.de, 21. September 2001. Abgerufen am 9. Oktober 2015.
  6. http://www.aps.org/programs/honors/fellowships/archive-all.cfm?initial=&year=2011&unit_id=DPOLY&institution=University+of+Postdam
  7. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.uni-potsdam.de>
  8. http://www.mpikg.mpg.de/5513439/PS-Newsletter1_2015.pdf
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