Regius Professor of Forensic Medicine (Glasgow)
Der Regius Professor of Forensic Medicine ist eine 1839 von Queen Victoria unter dem Titel Regius Professor of Medical Jurisprudence and Forensic Medicine gestiftete Regius Professur der University of Glasgow.[1] Die Professur ist die zweitälteste Professur für Rechtsmedizin in Großbritannien. Älter ist nur die 1807 gegründete Regius Professorship of Forensic Medicine an der University of Edinburgh.
Geschichte
Mit der Stiftung der Regius Professur wurde auch gleichzeitig der Lehrstuhl für medizinische Rechtsprechung und Rechtsmedizin an der Universität Glasgow gegründet.[2] Das Fach war zuvor als Nebenfach der medizinischen Fakultät gelehrt worden.[2] Der erste Professor, Robert Cowan wurde zwar in der königlichen Bestallungsurkunde als Professor of Medical Jurisprudence and Forensic Medicine bezeichnet, wurde aber in der Praxis und den Universitätsverzeichnissen als Professor of Medical Jurisprudence and Medical Police geführt.[2] Mangels eigener Räume lehrte er innerhalb der medizinischen Fakultät und ab 1864 wurde Rechtsmedizin auch Teil der Ausbildung von Rechtsanwälten. Unterrichtet wurden Themen, bei denen Medizin und Jurisprudenz eine Rolle spielten sowie öffentliche Gesundheit.[2]
Auch der zweite Professor, Harry Rainy, hielt sich an diese Themen, nur war inzwischen das neue Gilbert-Scott-Gebäude die Heimat des Instituts mit einem Lehrsaal für Operationen und drei weiteren Räumen.[2] 1907 zog das Institut dann in ein speziell eingerichtetes Gebäude.[2] Auch der ältere John Glaister, Regius Professor ab 1898 lehrte bis 1922 noch öffentliche Gesundheit.[2] Später wurde dieses Fach als alleinstehender Studiengang angeboten.
Glaister wurde eine enorm einflussreiche Gestalt im schottischen Rechtssystem, nachdem er in mehreren Rechtsfällen als Gutachter für die Krone aufgetreten war.[2][3] Sein Sohn, John Glaister (der Jüngere), hatte in Glasgow studiert und kehrte 1931 nach Arbeit im Militär und sehr erfolgreicher privater Praxis als Regius Professor zurück und wurde Nachfolger seines Vaters im Amt.[2][4] Die beiden machten aus der Professur eines der führenden Institute für Rechtsmedizin im Vereinigten Königreich und ihr Einfluss dauert fort durch das von ihnen verfasste Standardwerk Medical Jurisprudence and Toxicology, dass von 1902 bis 1979 in dreizehn Auflagen erschien.[2] In den rund 60 Jahren, die Vater und Sohn die Professur innehatten führten sie die Entomologie und die Untersuchung von Maden in die Forensik ein.[3] Ihr Institut war unter ihrer Führung ebenfalls führend in der ballistischen Arbeit zur Rekonstruktion von Geschoßwunden, die sie an den amputierten Gliedern von Verkehrstoten durchführten.[3] Nicht zuletzt durch die lange Zeit, die beide Glaisters in der Regius Professur verbrachten, beeinflussten sie Generationen von Studenten, von denen einige selbst zu Gründern von forensischen Instituten weltweit wurden.[3]
1979 wurde die Abteilung auf den Namen Forensic Medicine and Science umgetauft, mit dem es seither bezeichnet wird.[2] 1987 zog die Abteilung an seine heutige Adresse im Joseph-Black-Gebäude. Die Abteilung ist der zweitälteste des Fachs in Großbritannien.[2][5] In der forensischen Pathologie des Instituts werden bis zu 2500 Obduktionen für die Behörden von Glasgow und angrenzender Bezirke ausgeführt.[2]
Professoren
Name | Namenszusatz | von | bis | Anmerkung |
---|---|---|---|---|
Robert Cowan[6][7][8] | M.D. | 1839 | 1841 | Cowan hatte in Glasgow studiert und 1834 seinen M.D. erworben.[8] Er veröffentlichte einige Schriften zum Thema der Professur, lehrte aber aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit wenig.[8] Cowans Sohn, John Black Cowan, wurde 1865 zum Regius Professor of Materia Medica berufen.[8] |
Harry Rainy[6][7][9] | M.D., LL.D. | 1841 | 1872 | Rainy stellte als erster eine Formel vor, nach der der Todeszeitpunkt bestimmt werden konnte.[10] Die Voraussetzungen für Rainys Formel waren allerdings so unrealistisch, dass sie nicht weiter verfolgt wurde.[10] |
Pierce Adolphus Simpson[6][11] | M.A., M.D. | 1872 | 1898 | |
John Glaister, Senior[6][12] | M.D., D.P.H., LL.D., F.R.F.P.S.G | 1898 | 1931 | |
John Glaister, Junior[6][13][14] | M.D., J.P., D.Sc., F.R.S.E., F.R.F.P.S. (Glasgow) of the Inner Temple, Barrister-at-law; | 1931 | 30. Sep. 1962 | Der Sohn seines Vorgängers hatte mehrere Jahre als Assistent seines Vaters gelehrt. Gemeinsam prägten sie die Forensik in Glasgow für über 60 Jahre. Das von seinem Vater zuerst aufgelegte und von ihm substanziell erweiterte Werk Medical Jurisprudence and Toxicology wurde zum Standardwerk der Forensik. |
Gilbert Forbes[6][15][13] | Esq., M.D., B.Sc., F.R.F.P.S., F.R.C.S. | 1964 | 1974 | |
William Arthur Harland[6][16] | M.D., Ph.D. | 1974 | 1985 | |
Alan Albert Watson[6][17] | M.A., M.B., B.Sc. | 1986 | 1992 | |
Peter Savvas Vanezis[6][18][19] | M.B., Ch.B., D.M.J.(Path.), F.R.C.Path., M.D., Ph.D., F.R.C.P. (Glasgow), F.F.F.L.M., O.B.E. | Okt. 1993 | 2003 | Der in Nikosia (Zypern) geborene Vanezis war an der University of Bristol ausgebildet. Er übernahm die Professur nach einer erfolgreichen praktischen Karriere als Pathologe mit über 2000 Autopsien von verdächtigen Todesfällen, von denen ca. 1500 als Tötungsdelikte entlarvt wurden.[19] |
Einzelnachweise
- Forensic Medicine (Regius Chair) The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- About the Department. Forensic Medicine Archives Project; abgerufen am 24. Januar 2015
- John Glaister (1856–1932), Forensic Scientist Lanark Museum & The Royal Burgh of Lanark Museum Trust, Famous Lanarkians; abgerufen am 26. Januar 2015
- Colin Evans: The Casebook of Forensic Detection: How Science Solved 100 of the World’s Most Baffling Crimes. Berkley Books, New York 1996, ISBN 978-0-425-21559-3
- William J. Tilstone, Kathleen A. Savage, Leigh A. Clark: Forensic Science: An Encyclopedia of History, Methods, and Techniques. ABC-CLIO, Oxford 2006, ISBN 1-57607-592-3, S. 13
- Forensic Medicine Archives Project. University of Glasgow, abgerufen am 9. April 2018 (englisch).
- Matthew H. Kaufman (2007) Origin and history of the Regius Chair of Medical Jurisprudence and Medical Police established in the University of Edinburgh in 1807. (PDF; 532 kB) In: Journal of Forensic and Legal Medicine, 14, 2007, S. 121–130
- Robert Cowan. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- Harry Rainy. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- Catherine Lipford: The Calculus of CSI. The Factors in Estimating Time of Death. SlideServe, abgerufen am 9. April 2018 (englisch).
- Adolphus Simpson. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- John Glaister. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- Mitteilung über die Ernennung von Gilbert Forbes zum Regius Professor of Forensic Medicine an der University of Glasgow. In: London Gazette, 19. November 1963
- John Glaister Jnr. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- Gilbert Forbes. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- W Arthur Harland. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- Alan Watson. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- Peter Vanezis. The University of Glasgow Story; abgerufen am 24. Januar 2015
- Peter Vanezis: CV. Peter Vanezis, 8. März 2007, abgerufen am 9. April 2018 (englisch).