Refuge du Goûter
Das Refuge du Goûter (auch Goûter-Hütte) ist eine Schutzhütte des Club Alpin Français in den Savoyer Alpen auf 3835 m Höhe an der Kante der Aiguille du Goûter. Es ist das höchstgelegene französische bewirtschaftete Schutzhaus und der höchstgelegene bewirtschaftete Stützpunkt zur Besteigung des Mont Blanc. Die viel besuchte Hütte ist zwischen Juni und Ende September bewirtschaftet. In der übrigen Zeit ist das Winterlager geöffnet. Der Normalweg auf den Mont Blanc führt von der Hütte in südöstlicher Richtung über den Dôme du Goûter und den Bossesgrat.
Refuge du Goûter CAF-Hütte | ||
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Die neue Hütte an der Kante der Aiguille du Goûter | ||
Lage | Unterhalb der Aiguille du Goûter, nordwestlich des Mont Blanc; Département Haute-Savoie, Frankreich | |
Gebirgsgruppe | Savoyer Alpen, Montblanc-Massiv | |
Geographische Lage: | 45° 51′ 11″ N, 6° 49′ 47″ O | |
Höhenlage | 3835 m | |
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Besitzer | CAF | |
Bautyp | Hütte | |
Übliche Öffnungszeiten | Anfang Juni bis Ende September | |
Beherbergung | 0 Betten, 100 Lager | |
Winterraum | 20 Lager | |
Weblink | Refuge du Goûter | |
Hüttenverzeichnis | DAV CAF (franz.) |
Zustieg
Der Zustieg zur Hütte erfolgt im Regelfall ab Nid d’Aigle, der Bergstation des Tramway du Mont Blanc. Von dort führt der Weg nahe vorbei am Refuge de Tête Rousse (3167 m), das ebenfalls als Stützpunkt für eine Besteigung des Mont Blanc verwendet werden kann. Der Anstieg ist zwar bei guten Verhältnissen für Bergsteiger technisch unschwierig oder wenig schwierig. Allerdings ist das beim Aufstieg zu querende Grand Couloir (Couloir du Goûter) gerade in der Vor- und Hauptsaison häufig steinschlaggefährdet, was oft zu Unfällen mit Verletzten und Toten führt.[1] Von 1990 bis 2011 gab es am Hang zwischen Refuge de la Tête Rousse und Refuge du Goûter 256 aktenkundige Einsätze der Bergwacht mit 291 betroffenen Personen, darunter 74 Toten und 180 Verletzten. Etwa die Hälfte der Unfälle ereignete sich bei der Querung des Couloirs, ein Drittel auf dem Normalweg oberhalb der Querung, der Rest auf dem Normalweg unterhalb der Querung oder auf anderen Routen wie dem weiter nördlich verlaufenden, brüchigen Payot-Grat.[2] Überlegungen zum Bau eines Tunnels zur Vermeidung des Couloirs wurden bisher noch nicht verwirklicht. Eine Hängebrücke kommt nicht in Frage, da sie selbst bei einer Höhe von 35 Metern über Grund voraussichtlich nicht steinschlagsicher wäre.[3]
Tourenmöglichkeiten
Gipfeltouren
Quelle:[4]
- Mont Blanc über den Normalweg (PD; ca. 5h)
- Aiguille de Bionnassay (AD; ca. 4h)
Übergänge
- Über den Mont Blanc zum Refuge des Cosmiques (PD+; ca. 12–13h)
- Auf dem Zustiegsweg zum Refuge de Tête Rousse (PD; ca. 3h)
- Über die Aiguille de Bionnassay zum Refuge Durier (AD; ca. 7h)
Geschichte
Das erste Gebäude auf der Aiguille du Goûter, eine sehr einfache Hütte, wurde 1854 auf Initiative von Charles Loiseau erbaut. Es wurde 1858 durch eine Hütte für 4 Personen ersetzt. Der CAF erbaute 1906 eine Schutzhütte für 7 Personen. 1936 wurde eine private Schutzhütte für 36 Personen errichtet. 1960 folgte auf 3817 m Höhe die Konstruktion des 1962 eingeweihten Refuge du Goûter, das Platz für 65 Personen bietet. 1990 wurde nur wenig entfernt am Platz der Hütte von 1906 ein Zusatzbau mit Platz für weitere 40 Personen eröffnet.
Die Hütte von 1962 wurde vom CAF aufgrund hoher Besucherzahlen (der Normalweg zum Mont Blanc wird jährlich von etwa 30.000 Personen angegangen), schlechter Isolierung, fehlender Heizung[5], gestiegener sanitärer Ansprüche und der ökologischen Probleme bei der Abwasser- und Müllentsorgung und der Wasser- und Energieerzeugung nicht mehr als zeitgemäß angesehen, zumal für die kommenden Jahre mit einer weiter steigenden Besucherzahl durch zahlreiche asiatische Besucher gerechnet wurde.
Am 5. Februar 2010 wurden daher die Verträge für einen Neubau des Refuge du Goûter unterzeichnet. Das neue Gebäude, dessen Bau seit Sommer 2010 lief, wurde Ende Juni 2013 eröffnet. Es liegt etwa 200 Meter südlich der alten Hütte (ebenfalls am nur leicht geneigten Gipfelgrat der 3863 m hohen Aiguille du Goûter) und bietet Platz für 120 Gäste. Das Gebäude in Form eines vierstöckigen elliptischen Zylinders hat außen eine Verkleidung aus Inox-Stahl, das Innere besteht aus einer Gebälkkonstruktion aus Tannen- und Fichtenholz der Gegend. Es wurde inklusive aller Voruntersuchungen mit Kosten für den Neubau von 6,5 Millionen Euro gerechnet. Die tatsächlichen Kosten beliefen sich schließlich auf 7,5 Millionen Euro.[6]
Nach der Fertigstellung des Neubaus sollte die alte Hütte eigentlich abgerissen werden, was aber bis August 2014 noch nicht geschah und inzwischen umstritten ist.[7] Der Zusatzbau zur alten Hütte wird als Winterlager und Zufluchtsort für den Notfall (etwa einen Brand) in jedem Fall erhalten bleiben.
Galerie
- Das Refuge du Goûter mit 7 Plätzen im Jahr 1925
- Die Goûter-Hütte im Jahr 2009. Das Campieren ist inzwischen verboten.
- Die alte Goûter-Hütte, im Vordergrund der Winterraum
- Ansicht der neuen Hütte von Nord
- Hangaufwärts hinter der Hütte befindet sich eine Einrichtung zur Wassergewinnung durch Schmelzen von Schnee.
Weblinks
- Le Goûter, Le refuge. FFCAM, abgerufen am 12. Februar 2022 (französisch).
- Alpenverein.de: Refuge du Goûter (deutsch)
- Refuges.info: Refuge du Goûter (französisch)
- 2010-2012 Le developpement durable au sommet (PDF; 2,6 MB). Informationsbroschüre des CAF zum Neubau des Refuge du Goûter (französisch)
- Video auf der Website der Tribune de Genève zum Neubau (französisch)
Einzelnachweise
- Refuge du Gouter im Gebietsführer Mont-Blanc-Gruppe von Hartmut Eberlein. Bergverlag Rother GmbH, 2005
- L'accidentologie dans le couloir du Goûter. Untersuchung des PGHM Chamonix und der Fondation Petzl zur Unfallhäufigkeit am Couloir du Goûter.
- Comment limiter les accidents dans le couloir du Goûter ? bzw. Massif du Mont Blanc - Traversée du Grand Couloir. Etude de faisabilité et avant-projet de sécurisation (PDF; 4,47 MB). Untersuchung von Didier Marechal für die Fondation Petzl.
- Hartmut Eberlein & Ralf Gantzhorn: Hochtouren Westalpen. In: Hochtouren Westalpen. 1. Auflage 2018. Band 2. Bergverlag Rother GmbH, München, ISBN 978-3-7633-3160-4.
- Interview mit den Wirtsleuten aus dem Jahr 2009 (französisch)
- Le nouveau refuge du Goûter, pas si écolo que ça. Antoine Chandellier und Julien Piccareta, Le Dauphiné libéré Haute-Savoie, 2. Oktober 2013.
- Surfréquentation au refuge du Goûter: trop d'alpinistes arrivent sans réservation. Vers des contrôles en bas du Mont-Blanc ?. Mickael Guilho, France 3 Alpes, 7. August 2014.