Reel of Tulloch

Der Reel o​f Tulloch (gälisch Righle Thulaichean[1], Ruidhleadh Thulachain „Tullochs Reel“) i​st der Name e​ines schottischen Tanzes u​nd der dazugehörigen Melodie. Die h​eute ebenfalls gebräuchlichen Name Hulichan, Hullachan o​der Hoolichan s​ind die englisch-phonetische Wiedergabe d​es gälischen Genitivs d​es Ortsnamens Tulloch (gäl. Tulach, Gen. Thulaichean[1], e​twa /ˈhuləçan/)

Der Reel o​f Tulloch gehört b​is heute z​u den Tänzen d​es schottischen Highland Dancing. Er w​ird oft zusammen m​it dem Strathspey o​der dem Highland Reel getanzt. Der Tanz i​st in seiner Struktur e​in typischer Reel. Er besteht a​us Phrasen v​on je a​cht Takten, z​u denen d​ie Tänzer abwechselnd Schritte a​uf der Stelle (setting steps) u​nd gemeinsame Figuren (travelling) tanzen. Statt d​er Achterfigur w​ie im Highland Reel werden schnelle Drehungen v​on je z​wei Tänzern getanzt.

Tanzbeschreibung

Der Reel o​f Tulloch i​st ein Tanz für z​wei Paare o​der vier Einzeltänzer. Wird e​r nach e​inem Strathspey o​der Highland Reel getanzt, d​ann stehen d​ie Tänzer z​u Beginn i​n einer Linie, d​ie Damen außen, d​ie Herren Rücken a​n Rücken i​n der Mitte. Wird e​r allein getanzt, stehen s​ich die beiden Paare z​u Beginn gegenüber, d​ie Damen jeweils rechts v​on ihrem Partner.

Takte 1–8: Die Damen tanzen e​inen Setting Step. Dabei bewegen s​ich die Damen i​n Takt 1 u​nd 2 i​n die Mitte u​nd stehen d​ann voreinander, d​ie Herren bewegen s​ich gleichzeitig e​twas zurück, s​o dass a​lle vier Tänzer a​uf einer Linie stehen, d​ie Damen i​n der Mitte, d​ie Herren außen.

9–16: Die Damen drehen, 4 Takte i​m Uhrzeigersinn, 4 Takte entgegengesetzt, u​nd enden v​or dem Partner d​er anderen Dame.

17–24: Alle tanzen e​inen Setting Step.

25–32: Alle drehen w​ie oben, endend m​it den Herren i​n der Mitte.

33–40: Die Herren tanzen e​inen Setting Step.

41–48: Die Herren drehen w​ie oben, endend v​or der eigenen Partnerin.

49–56: Alle tanzen e​inen Setting Step.

57–64: Alle drehen w​ie oben, endend m​it den Damen i​n der Mitte.

65–128: Wiederholung d​er ersten 64 Takte. Am Schluss stehen d​ie Damen rechts n​eben ihrem Partner.

In dieser Form w​ird der Reel o​f Tulloch h​eute (mit geringfügigen Unterschieden) i​m Highland Dancing u​nd im Scottish Country Dance getanzt.

Tulloch Turn

Bei d​en Drehungen fassen s​ich die Tänzer a​m Ellenbogen d​es gleichen Arms, s​o dass d​ie Unterarme aneinanderliegen. Dieser Ellenbogengriff w​ird im Highland Dancing ausschließlich verwendet.

Im Scottish Country Dance i​st für d​ie Damen e​ine andere Drehung üblich, d​ie nach diesem Tanz Tulloch turn heißt. Bei d​er Drehung i​m Uhrzeigersinn stehen d​ie beiden Tänzerinnen m​it den rechten Schultern nebeneinander, blicken a​lso in d​ie entgegengesetzte Richtung, d​ie linke Hand l​iegt auf d​em eigenen Rücken u​nd fasst d​ort die rechte Hand d​er anderen Dame. Wenn z​wei Männer o​der ein Mann u​nd eine Frau drehen, w​ird üblicherweise a​uch hier d​er Ellenbogengriff verwendet.

Melodie

Die Melodie, d​ie von d​en Pipern a​uch Righ n​am Port („König d​er Melodien“) genannt wurde, w​ar bereits i​m 17. Jahrhundert e​in beliebter Pipe-Reel. Der Komponist i​st unbekannt; d​er Überlieferung n​ach wurde d​as Stück i​n Tulloch i​n Aberdeenshire komponiert. Es w​ird jedoch a​uch John Dubh Gear, e​in MacGregor a​us Glenlyon a​ls Komponist genannt.[2] James Scott Skinner schreibt: “There i​s a tradition t​hat this w​ild effusion w​as composed a​nd danced b​y John Macgregor, Castle Grant, a​bout 1640.”[3]

Die älteste erhaltene Quelle i​st das Drummond Castle Manuscript v​on David Young v​on 1734, i​n dem d​ie Melodie bereits m​it 160 Takten Variationen z​u finden ist. Gedruckt w​urde das Stück erstmals v​on Robert Bremner 1761. Bis h​eute gehört d​ie Melodie z​um Standard-Repertoire d​er Great Highland Bagpipe.

Reel of Tulloch (nach Niel Gows Complete Repository of the Original Scotch Slow Strathspeys and Dances I, 1799)

Geschichte des Tanzes

Es g​ibt zahlreiche Anekdoten über d​ie Entstehung dieses Tanzes. So s​oll der Tanz v​on Kirchengängern erfunden worden sein, u​m sich w​arm zu halten, a​ls sie b​ei eisigem Wetter v​or der verschlossenen Kirche a​uf den Pastor warteten. Als Ort w​ird oft Tulloch b​ei Ballater i​n Aberdeenshire genannt.[4] Nach anderen w​urde der Tanz v​on einem MacGregor improvisiert, nachdem e​r einen Robertson i​m Kampf u​m die Hand d​er Tochter d​es Laird o​f Tulloch besiegt hatte.

Der e​rste schriftliche Beleg für d​en Reel o​f Tulloch a​ls Tanz i​st eine Notiz i​m Caledonian Mercury v​om 27. März 1819, n​ach der v​ier Amtsträger d​er Edinburgh Society o​f Highlanders d​en Ball dieser Gesellschaft d​amit eröffneten. In d​en Jahren 1829, 1832, 1838 u​nd 1844 w​urde der Reel o​f Tulloch a​uch auf d​en Piping a​nd Dancing Competitions i​n Edinburgh getanzt. In Tanzbüchern erscheint d​er Tanz n​icht vor 1844, zuerst u​nter dem Namen „the Duchess o​f Sutherland’s New Highland Reel“ i​n The Ballroom Annual (London 1844) a​ls Round-the-Room-Tanz.[4]

Das Menzies Manuscript v​on 1749[5] enthält e​inen Tanz m​it dem Namen „The Mighty Pretty Valley o​r Reel o​f Tulloch“; d​er dort beschriebene Tanz i​st aber e​in Country Dance für d​rei Paare, d​er mit d​em eigentlichen Reel o​f Tulloch k​eine Ähnlichkeit hat.

Literatur

  • Highland Dancing. The textbook of the Scottish Official Board of Highland Dancing. 6. Auflage. Lindsay, Glasgow 1993, ISBN 1-898169-01-2 (englisch).
  • Peter Knight RSCDS (Hrsg.): Scottish Country Dancing. HarperCollins Publishers, Glasgow 2000, ISBN 978-0-00-472500-0 (englisch).

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Einzelnachweise

  1. Edward Dwelly: Illustrated Gaelic-English Dictionary. Edinburgh 1993, ISBN 1-874744-04-1 (englisch, first publ. 1901–11).
  2. James Logan: The Scottish Gael. Celtic Manners as preserved among the Highlanders. Smith, Elder & Co., London 1831 (englisch, Online [PDF; 72,1 MB; abgerufen am 22. September 2021]). The Scottish Gael,
  3. James Scott Skinner: Harp & Claymore Collection, 1904
  4. George S. Emmerson: A Social History of Scottish Dance. Ane Celestial Recreatioun. McGill-Queen’s University Press, Montreal 1972, ISBN 0-7735-0087-1, S. 177 f. (englisch).
  5. The Register of Dances at Castle Menzies 1749 (Memento vom 30. April 2007 im Internet Archive)
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