Rathaus (Königswinter)
Das Rathaus von Königswinter, einer Stadt im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis, besteht aus mehreren Gebäuden. Es liegt im Süden der Altstadt am Marktplatz an der von der Hauptstraße zum Rheinufer hinabführenden Drachenfelsstraße (Hausnummern 3–11), gegenüber der Pfarrkirche St. Remigius.
Geschichte
1889 wurde Königswinter zur Stadt nach der Rheinischen Städteordnung erhoben, bildete damit eine eigene (Stadt)Bürgermeisterei und schied aus der Land(Bürgermeisterei) Königswinter aus. Als Rathaus erwarb die Stadt 1891 ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtetes Wohnhaus (Drachenfelsstraße 9), das die Stadtverwaltung – in Personalunion auch die Verwaltung der Landbürgermeisterei – 1892/93 beziehen konnte. 1906/07 wurde das Rathaus umgebaut und erweitert, wobei es seine heutige Fassade erhielt. Die bisher vor dem Haus befindliche Gartenanlage wurde Teil des Marktplatzes. 1912 entstand westlich des Rathauses nach einem Entwurf des Stadtbaumeisters Heinrich Nachtsheim[1] ein Sparkassengebäude (Drachenfelsstraße 3), das die Stadtverwaltung später ebenfalls übernahm.
Seit der Neubildung der Stadt Königswinter im Zuge der kommunalen Neugliederung des Raums Bonn am 1. August 1969 ist das Rathaus nicht mehr einziger Standort der Stadtverwaltung. Auch im damals neuen Stadtteil Oberpleis befindet sich ein Rathaus. Der Amtssitz des Bürgermeisters der Stadt wurde um 1990 in das gegenüberliegende Haus Bachem verlegt, in dessen einstiges Remisengebäude das Standesamt. Das Alte Rathaus wurde seinerzeit entkernt. Zu dem Komplex der Stadtverwaltung gehören auch das baulich mit dem Alten Rathaus verbundene Haus Drachenfelsstraße 11 (Volkshochschule) sowie ein Putzbau an der Kellerstraße (Hausnummer 7) aus dem Jahre 1899. Im Rathaus befindet sich seit 2006 auch eine Polizeianlaufstelle des Polizeipräsidiums Bonn.[2]
Architektur
Altes Rathaus
Das Alte Rathaus (Drachenfelsstraße 9) bildet den östlichen Abschluss des Marktplatzes. Es ist ein zweigeschossiger, als Doppelhaus erscheinender villenähnlicher Putzbau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dessen linker Gebäudeteil auf die Erweiterung von 1906/07 zurückgeht. Die mittlere Achse nimmt den Eingang auf und ist risalitartig als Turm vorgezogen, der nach oben hin von einem Dachpavillon abgeschlossen wird. Der ursprüngliche, rechte Gebäudeteil ist leicht zurückspringend. Die Seitentrakte werden von Ziergiebeln geschmückt, die in Formen der Neorenaissance gehalten sind. Der Aufbau der Fassade mit Quader- und Bänderputz, gegliedert durch Lisenen, lässt sich als unregelmäßig bezeichnen. Am Ursprungsbau ist das Wappen der Stadt Königswinter von 1889 (gültig bis 1969) angebracht.
Ehemaliges Sparkassengebäude
Der 1912 als Sparkassengebäude errichtete, rückwärtig bis zum über die Kellerstraße zugänglichen Lord-Byron-Platz reichende Teil des Rathauses (Drachenfelsstraße 3) ist ein zweigeschossiger Putzbau, der sechs Achsen umfasst. Der mittige Eingang ist als aufwendig umrahmtes Portal, bekrönt von einem Dreiecksgiebel, ausgeprägt und wird von einer Freitreppe eingefasst. Auf der Mittelachse befindet sich ein Giebelhäuschen mit verziertem Dreiecksgiebel, der das Baujahr in Kartusche zeigt. Die Fenster sind im Erdgeschoss zu Dreierfenstern mit Kreuzstöcken in Trachyt und schmiedeeisernen Gittern zusammengefasst, im Obergeschoss bilden sie eine mit Schlagläden dekorierte Reihe.
- Ansicht zur Drachenfelsstraße
- Ansicht zum Lord-Byron-Platz
Säulengang/Vorplatz
Beide Gebäude werden durch einen Säulengang („Säulenhalle“) miteinander verbunden, an dessen östlicher Seite sich heute der Eingang zum Alten Rathaus befindet. Die Decke wird durch Holzbalken gebildet. In der Wand des Säulengangs befinden sich einige Denkmäler und zum Teil eingelassene Steinplatten, darunter das von Franz Josef Krings (1886–1968) erschaffene und auf Anregung der Landtagsabgeordneten Emma Bachem vom Vaterländischen Frauenverein gestiftete Siegfried-Denkmal (1915; ursprünglich am Rheinufer, seit 1931 mit steinernem Sockel und Inschrift am Rathaus)[3], das Relief des ehemaligen Malteserhofes an der Rheinallee und eine Steinplatte mit Monogramm von Clemens August und Chronogramm (1761; ursprünglich am Weg nach Niederdollendorf). Auf dem Marktplatz vor dem Säulengang steht der 1938 geschaffene Weinbrunnen.
- Siegfried-Denkmal
- Relief des ehemaligen Malteserhofes
- Monogramm des Clemens August
- Weinbrunnen und Säulengang
Literatur
- Angelika Schyma: Stadt Königswinter. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler im Rheinland, Band 23.5.) Rheinland-Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7927-1200-8, S. 104, 128.
- Herbert Menden: Königswinter in alten Ansichten. Band 3, Europäische Bibliothek, Zaltbommel 1995, Abb. 70.
- Ansgar Sebastian Klein: „Ein der Stadt würdiges Rathaus“. In: Siebengebirgsmuseum (Hrsg.): Preußenadler über dem Rhein: eine Spurensuche rund um den Drachenfels [Ausstellungskatalog]. Königswinter 2015, ISBN 978-3-416-03386-2, S. 40–47.
Einzelnachweise
- Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Edition Loge 7, Königswinter 2003, ISBN 3-00-012113-7, S. 160.
- Der Staatssekretär bestärkt Wolfgang Albers, General-Anzeiger, 28. September 2006
- Angelika Schyma: Schlag auf Schlag – Der Eiserne Siegfried von Königswinter: Ein Beitrag zum Ersten Weltkrieg. In: Denkmalpflege im Rheinland, ISSN 0177-2619, 31. Jahrgang 2014, Nr. 3, S. 101–105.