Radialsystem III
Das Radialsystem III ist ein Teilbereich der Berliner Kanalisation, der 1877 in Betrieb ging. Baurat James Hobrecht plante ab 1860 zwölf solcher als Radialsystem bezeichneter Anlagen für Berlin, welche die Abwässer aus dem damaligen Stadtgebiet auf die außerhalb des Stadtkerns liegenden Berliner Rieselfelder pumpten. Die Pumpstation des Radialsystems III am Halleschen Ufer 78 war ursprünglich das erste Abwasserpumpwerk Berlins und ist damit das älteste Wahrzeichen für die Berliner Kanalisation. Es diente von 1978 bis 2009 als Berliner Lapidarium.
Durch die rasch anwachsenden Bevölkerungszahlen und die Industrialisierung Berlins war es ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts notwendig geworden, die entstehenden Abwässer zu kanalisieren. In der Zwischenzeit verschlechterten sich die hygienischen Zustände in der Stadt stetig. 1869 wurde ein Gremium unter der Leitung des Arztes Rudolf Virchow ins Leben gerufen, um die bisherigen Entwürfe zu prüfen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Hobrecht erhielt den Auftrag, in Kreuzberg ein Versuchsgelände einzurichten, um die natürliche Reinigung von Abwässern durch Einleitung in landwirtschaftliche Nutzflächen zu untersuchen. Die positiven Ergebnisse dieser Berieselungsversuche führen zur Einrichtung der Rieselfelder.
Als erstes entstand das Radialsystem III mit seinem Pumpwerk. Die Stadtverordneten genehmigten im März 1873 sechs Millionen Mark für den Bau und zwischen 1873 und 1876 wurde es nach den Entwürfen des Baurates James Hobrecht errichtet.[1] Es sammelte die Abwässer aus der damaligen Friedrichstadt, der Dorotheenstadt, aus Alt-Cölln und dem Tiergartenviertel; dieses Gebiet war mit über 100.000 Einwohnern das am dichtesten besiedelte in Berlin. 1878 wurde das Radialsystem III mit einer Kanalanlage von insgesamt über 80 Kilometern Länge abgeschlossen. Die Fertigstellung am 1. Januar 1878 gilt als offizielles Datum für die Inbetriebnahme der Berliner Kanalisation.
Lapidarium
Während die von Hobrecht entworfenen Kanalsysteme weiter Teil der Berliner Kanalisation blieben, wurde die Pumpstation des Radialsystem III in den 1970er Jahren vom Netz genommen. 1979/1980 erfolgte der Umbau zu einem Ausstellungsgebäude, das bis 2009 als Berliner Lapidarium diente.[2] Danach wurden die eingelagerten Werke teilweise an ihre ursprünglichen Aufstellungsorte, teils in die Zitadelle Spandau gebracht, wo sie als Dauerausstellung zu besichtigen sind. Die Pumpstation wurde im gleichen Jahr von Christian Boros erworben, der es zum Büro umbauen ließ. Der Umbau wurde 2013 mit dem Berliner Architekturpreis in Bronze gewürdigt.[3]
Weblinks
- Lapidarium in der Kreuzberger Chronik (November 2003 – Ausgabe 52)
Einzelnachweise
- „100 Jahre Berliner Wasserversorgung Und Abwasserentsorgung 1840–1940“ von Shahrooz Mohajeri, Franz Steiner Verlag, 2005 ISBN 978-3-515-08541-0. (google books)
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.