RAF Mount Batten
Die RAF Mount Batten war ein Stützpunkt der Royal Air Force und Basis für Flugboote auf Mount Batten, einer Halbinsel in der Bucht von Plymouth, Devon, England. Ursprünglich ein Stützpunkt für Wasserflugzeuge, 1917 als Royal Navy Air Service Station Cattewater gegründet, wurde er 1918 zur RAF Cattewater und 1928 umbenannt in RAF Mount Batten. Spätestens ab dann war der Sinnspruch der Station „In Honour Bound“.
Heute erinnert nicht mehr viel an diesen ehemaligen Stützpunkt der RAF, abgesehen von luftfahrtbezogenen Straßennamen und zwei Hangars von 1917.
Geschichte
Erste militärische Nutzung: Mount Batten
Im Jahre 1644 errichtete William Batten (c. 1600), ab 1638 Inspekteur der Royal Navy, auf der Cattewater Halbinsel einen rund 10 Meter hohen Geschützturm um die Hafeneinfahrt von Plymouth zu sichern.
In der Folge trug die gesamte Halbinsel den Namen Mount Batten. Obwohl vom Prince of Wales inzwischen in den Ritterstand erhoben, musste Batten 1648 auf Betreiben royalistischer Kreise sein Amt aufgeben und zog sich ins Privatleben zurück. 1660 wurde er rehabilitiert und bis zu seinem Tode 1667 erneut erster Inspekteur der Royal Navy.
Royal Naval Air Station Cattewater
Schon 1913 wurde die geschützt liegende Bucht von Cattewater für Tests mit Flugbooten genutzt, und 1916 wurde beschlossen, einen Stützpunkt für Flugboote der Royal Navy zu schaffen. Im Februar 1917 wurde die RNAS Cattewater eröffnet. Sie hatte einen Flugzeughangar, Lagerschuppen und einen gemauerten Pier mit Schienenstrang, auf dem ein dampfbetriebener Kran fahren und die Flugzeuge zu Wasser lassen konnte. Cattewater war jetzt nicht nur Versuchsstützpunkt, es wurde auch ein dienstmäßiger Flugbetrieb aufgenommen, meistens für Küstenpatrouillen.
Royal Air Force Station Cattewater
Mit der Gründung der britischen Royal Air Force im April 1918 wurde der Stützpunkt zum RAF Cattewater. Über das Ende des Ersten Weltkrieges hinaus wurde sie wenig genutzt, trat aber 1919 ins Licht der Öffentlichkeit mit der Ankunft der Curtiss NC 4, die als erstes Flugzeug den Atlantik überquerte. Ab 1923 wurde die Station instand gesetzt und erweitert und 1928 neu eröffnet.
Royal Air Force Station Mount Batten
Am 1. Oktober 1928, nach Abschluss der Baumaßnahmen, wurde der ehemalige Cattewater Flugbootstützpunkt unter dem Namen RAF Mount Batten neu eröffnet. Hauptaufgabe des neueröffneten Stützpunktes war die Bewachung und Verteidigung südwest Englands mit Flugbooten.
Der Stützpunkt wurde ebenfalls eine Basis für Seenotrettungsflüge, in der 1922 ein Aircraftsman Shaw im Dienst stand – besser bekannt als T. E. Lawrence oder Lawrence von Arabien, der initial die Namensänderung mit dem Motto „In Honour Bound“ vorgeschlagen hatte. Über seine Dienstzeit hier hat er ein Buch verfasst: The Mint, auf deutsch Unter dem Prägestock, in dem er den Drill im britischen Militär scharf anprangerte. Ein herausragendes und prägendes (sic!) Ereignis damals war der Absturz eines Flugbootes, der dadurch herbeigeführt worden war, dass ein höherer Offizier einem Flight Captain zur Landung falsche Anweisungen gab und deren Durchführung erzwang. Die von Cattewater Base zur Rettung ausrückenden Rettungsboote, von Lawrence als „Lame Ducks“ (lahme Enten) bezeichnet, kamen zur Rettung zu spät. Dies führte in der Folge dazu, dass die danach von Lawrence geforderte, inzwischen international eingeführte Regelung der absoluten Entscheidungsgewalt des Piloten bei der RAF eingeführt wurde und Lawrence die Entwicklung schneller, einsatztauglicher Rettungsboote in Angriff nahm.
Entwicklung von Rettungsbooten
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm der Flugbetrieb am Stützpunkt Mount Batten deutlich zu. Er wurde auch Ziel mehrerer deutscher Luftschläge, die am 28. November 1940 zur Zerstörung eines der Hangars führten.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrten die hier seit 1941 stationierten, mit Short Sunderland Flugbooten ausgestatteten australischen Einheiten (RAAF No. 10 & No. 461) nach Hause zurück und die RAF Mount Batten wurde zum Wartungs- & Ausbesserungsstützpunkt. Ende der 50er Jahre wurde eine Schule für Wasserfahrzeuge der RAF eingerichtet; ab 1961 war sie Hauptstützpunkt der maritimen Abteilung der RAF. Obwohl ohne eigene Flugzeuge blieb sie Hauptquartier der Seeflieger bis zur Schließung dieses Zweiges der RAF 1986, wie auch der Survivaltrainingsschule bis zu ihrem Weggang 1992.
Literatur
- T. E. Lawrence: Unter dem Prägestock – The Mint. List, München 1990, ISBN 3-471-78047-5.
Erwähnenswert
Prinz Ludwig Alexander von Battenberg ging 1868 als Seekadett mit 14 Jahren in Plymouth in die Royal Navy, avancierte zum Admiral und wurde 1912 Erster Seelord. Bei Kriegsausbruch 1914 wurde er wegen seiner deutschen Abstammung gezwungen alle Ämter niederzulegen. Als das englische Königshaus am 17. September 1917 seinen deutschen Titel in Windsor änderte tat er es nach Aufforderung durch den englischen König diesem gleich, legte alle deutschen Titel ab und änderte seinen Namen in „Louis Mountbatten“, und bekam als Ausgleich für die verlorenen deutschen Titel den des 1. Marquess of Milford Haven. Als Motto führte er in seinem Wappen von nun an den Sinnspruch In Honour Bound
Nach Kriegsende 1918 wurde er gegen seinen Willen auch formell aus der Royal Navy entlassen und geriet ab 1919 in finanzielle Schwierigkeiten, so dass er 1920 sein Elternhaus, das Schloss Heiligenberg in Hessen verkaufen musste. Anfang 1921 wurde er rehabilitiert, wurde als Knight Grand Cross des Order of the Bath in der militärischen Klasse ausgezeichnet und wurde im August zum Großadmiral (Admiral of the Fleet) ernannt. Einen Monat später starb er in London an einem Herzversagen infolge von Influenza. Er wurde in Whippingham auf der Isle of Wight beigesetzt.
Sein Grab schmückt dort eine verkleinerte Kopie des an seine Großmutter Wilhelmine von Baden erinnernde, 1865/66 errichteten „goldenen Kreuzes“, dem letzten Werk des Darmstädter Hofbildhauers J.B.Scholl.
Weblinks
Stützpunktbeschreibung auf RAF-Web, (engl.) abgerufen am 28. Oktober 2015. Bericht über Flugzeugabsturz und historische Stützpunktbilder, (engl.) abgerufen am 28. Oktober 2015.