Rückenmarksverletzung
Rückenmarksverletzungen werden anhand des Ausmaßes der Schäden des Rückenmarks in drei Stadien eingeteilt. Sonderformen sind das Konus-Kauda-Syndrom und das Brown-Séquard-Syndrom.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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S14 | Verletzung der Nerven und des Rückenmarkes in Halshöhe |
S24 | Verletzung der Nerven und des Rückenmarkes in Thoraxhöhe |
S34 | Verletzung der Nerven und des lumbalen Rückenmarkes in Höhe des Abdomens, der Lumbosakralgegend und des Beckens |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Schweregrade
Commotio spinalis
Die Commotio spinalis, auch Rückenmarkserschütterung genannt, ist die einfachste Verletzung des Rückenmarks. Sie tritt häufig bei kurzfristigen indirekten Gewalteinwirkungen auf die Wirbelsäule und den Spinalkanal auf. Es treten flüchtige neurologische Reiz- oder Ausfallserscheinungen auf, die maximal 48 Stunden andauern. Der plötzlich eingetretene Funktionsausfall von Sensibilität, Reflexen und Motorik unterhalb bzw. distalwärts der Gewalteinwirkung ist (nach wenigen Stunden bis einigen Wochen)[1] vollständig reversibel. Weder pathologisch noch radiologisch kann eine Verletzung des Rückenmarks nachgewiesen werden. siehe auch SCIWORA-Syndrom
Contusio spinalis
Die Contusio spinalis, auch Rückenmarksprellung genannt, ist die zweitschwerste Verletzung des Rückenmarks. Sie lässt bei einer durch Gefäßzerreißung bedingten Blutung in die graue Substanz um den Spinalkanal das Bild einer Hämatomyelie entstehen.[2] Dies führt zu unmittelbaren neurologischen Ausfällen, welche manchmal auch verzögert auftreten können. Es handelt sich um einen zum Teil nicht reversiblen, traumatischen Vorgang. Pathologisches Korrelat sind Ödem und axonale Schädigung.
Compressio spinalis
Die Compressio spinalis, auch Rückenmarksquetschung genannt, ist die schwerste Verletzung des Rückenmarks. Sie tritt häufig bei instabilen Wirbelkörperfrakturen aber auch bei (traumatischen) Bandscheibenvorfällen auf. Diese Art der Störung ist weitestgehend irreversibel, da Rückenmarksstrukturen zerstört werden.
Siehe auch
Literatur
- P. A. Lim, A. M. Tow: Recovery and regeneration after spinal cord injury: a review and summary of recent literature. In: Ann Acad Med Singapore. 2007 Jan;36(1), S. 49–57. Review. PMID 17285186
- S. Rossignol, M. Schwab, M. Schwartz, M. G. Fehlings: Spinal cord injury: time to move? In: J Neurosci. 2007 Oct 31;27(44), S. 11782–11792. Review. PMID 17978014
- Jan M. Schwab, Klaus Brechtel, Christian-Andreas Mueller, Hans-Peter Kaps, Richard Meyerman, Hermann J Schluesener: Akute Rückenmarkverletzung: Experimentelle Strategien als Basis zukünftiger Behandlungen. (Memento vom 27. April 2009 im Internet Archive) In: Dtsch Arztebl. 2004; 101(20), S. A-1422 / B-1183 / C-1137.
- B. K. Kwon, E. B. Okon u. a.: A systematic review of directly applied biologic therapies for acute spinal cord injury. In: Journal of neurotrauma. Band 28, Nummer 8, August 2011, S. 1589–1610, ISSN 1557-9042. doi:10.1089/neu.2009.1150. PMID 20082560. PMC 3143411 (freier Volltext). (Review).
Weblinks
- spinal cord injuries – emedicine.com
- Prehospital Spinal Manual (Memento vom 27. März 2009 im Internet Archive) – A Photographic Guide To Prehospital Spinal Care
Einzelnachweise
- Immo von Hattingberg: Commotio und contusio spinalis. Hämatomyelie. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 1325.
- Immo von Hattingberg: Commotio und contusio spinalis. Hämatomyelie. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 1325 f.