Römische Villa Holsthum
Die Römische Villa Holsthum war eine römische Villa rustica in Holsthum in Rheinland-Pfalz.
Beschreibung
Der frühere römische Gutshof wurde um das Jahr 100 n. Chr. in einer typischen Hanglage über dem Tal der Prüm errichtet. Die Nutzung dauerte bis in die Mitte des 4. Jahrhunderts an. Laut der Einschätzung von Archäologen lassen sich die früheren römischen Bewohner der gehobenen Mittelschicht zurechnen.[1]
Das Hauptgebäude der Anlage war ein Bauwerk mit dem typisch symmetrischen Grundriss einer nach vorne offenen Säulenhalle mit Eckrisaliten an der Front. Als Baumaterial diente der in der Umgebung anstehende Luxemburger Sandstein. Die Gebäudemauern waren außen verputzt. Der Wandverputz wies eine Bemalung in römischen Farben auf, die in der Sockelzone rot und darüber weiß war. Fundstücke ließen auf einen farbigem Innenputz sowie eine Verglasung der Fenster schließen. Das Dach war mit Dachziegeln gedeckt. Das Haupthaus hatte eine Größe von etwa 47 × 23 Meter und verfügte über rund 20 Räume.[2] Hinter der Portikus lag der Kernbau mit den Wohnräumen. Vom großen Zentralraum aus führt eine Treppe mit Sandsteinstufen in einen Keller unter der Portikus. Die Kellerrückwand war stellenweise bis in eine Höhe von zwei Meter erhalten. In der Verfüllung des Kellers fanden sich zahlreiche Bauteile, wie Basen und Kapitelle toskanischer Säulen. Eine weitere Treppe führte ins Obergeschoss. Im nordwestlichen Risalitbau befand sich der Badebereich. Zu den bei der Ausgrabung geborgenen Fundstücken zählen dünne Bronzestangen mit Einkerbungen und Schrötlinge aus Bronze, die zur Münzprägung verwendet wurden. Das Material diente vermutlich der Produktion von Kleingeld aus der Zeit um 275 n. Chr.[3]
Forschungsgeschichte
1989 wurden die Überreste der Anlage auf dem Flurstück Auf den Mauern entdeckt.[4] Das Rheinische Landesmuseum Trier legte in den Jahren 1991 bis 1993 das Hauptgebäude durch eine Ausgrabung frei.[5] Die zu erwartenden Neben- und Wirtschaftsgebäude im näheren Umfeld, wie Ställe und Scheunen, sind noch nicht untersucht worden.
Bei einer Ausgrabung im Jahr 2017 wurde hinter dem Hauptgebäude eine Darre zum Trocknen von Getreide freigelegt. Archäologen vermuten, dass in der Vorrichtung aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Dinkel zur Haltbarmachung getrocknet wurde. Es soll eine gewerbsmäßig betriebene Trocknungsanlage gewesen sein, die nicht nur dem Eigenbedarf diente.[1]
Restaurierung
Die freigelegten Grundmauern des Hauptgebäudes mit dem früheren Kellerraum wurden von der Gemeinde Holsthum und dem 1991 gegründeten Förderverein Römische Villa Holsthum in den Jahren 2012 und 2013 saniert sowie öffentlich zugänglich gemacht. Die Kosten beliefen sich auf rund 120.000 Euro. Die Rekonstruktion der Portikus im Jahr 2012 durch Aufstellung von Säulen ermöglichten die im Keller hinterlassenen Bauteile, die als Vorlage dienten.[6] Gelegentlich finden an der rekonstruierten Römervilla themenbezogene Veranstaltungen statt, wie Living-History-Ereignisse unter Teilnahme von römischen Legionären.[7]
Ein von Schülern gefertigtes Modell der Römervilla befindet sich im Museum des Naturparkzentrums Teufelsschlucht in Ernzen.[8]
Siehe auch
Weblinks
- Eintrag zu Herrenhaus einer römischen Villa Holsthum, Gemeinde Holsthum in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier
- Fotogalerie von der Ausgrabung und Rekonstruktion der Römervilla
- Luftaufnahme der römischen Villa Holsthum auf YouTube (3:57 Minuten).
- Senkrechtes Luftbild der Römervilla
- Seitliches Luftbild der Römervilla
Einzelnachweise
- Maria Adrian: Abenteuer Archäologe: Der Holsthumer Gutshof gibt ein weiteres Geheimnis preis in Volksfreund vom 16. August 2017
- Grundrisszeichnung der Römischen Villa bei holsthum.de
- Beschreibung bei eifel.info
- Erste Schritte zur touristischen Erschließung: Besucherstege für Römische Villa Holsthum in Volksfreund vom 20. November 2012
- Geschichte bei holsthum.de
- Auferstehung nach 1900 Jahren in Volksfreund vom 16. September 2012
- Großes Fest: Römer erobern die Villa in Holsthum in Volksfreund vom 25. August 2016
- Römische Villa Holsthum bei Naturparkzentrum Teufelsschlucht