Qasr al-Azraq
Qasr al-Azraq (arabisch قصر الأزرق, DMG Qaṣr al-Azraq) ist eine Burg im Osten des heutigen Jordanien. Es gehört zu den jordanischen Wüstenschlössern und liegt etwa 100 Kilometer östlich von Amman an der Straße zur irakischen Grenze.
Architektur
Die Burg hat einen quadratischen Grundriss mit etwa 80 Meter langen Mauern um einen großen zentralen Platz und ist aus schwarzem Basalt erbaut. In der Mitte des Platzes steht eine kleine, vermutlich zu Zeiten der Umayyaden errichtete Moschee. An den Ecken der äußeren Mauern befinden sich vier rechteckige Türme. Der Haupteingang besteht aus einer massiven, schwenkbaren Granitplatte. Direkt dahinter gelangt man in eine Vorhalle, in der man eingeritzt am Boden die Überreste eines römischen Brettspiels sehen kann.
Geschichte
Das ursprüngliche römische Kastell hatte besondere strategische Bedeutung auf Grund seiner Lage inmitten der Oase Azraq, der einzigen permanenten Süßwasserquelle in einer Wüstenregion von etwa 12000 km². Dies führte im Laufe der Jahrhunderte zu mehrfachen Begehrlichkeiten und Eroberungen durch verschiedene Gruppen.
Ursprünglich wurde das Gebiet von Nabatäern bewohnt und fiel mit der Annexion des Nabatäerreiches während der Regierungszeit des Kaisers Trajan (98–117) im Jahr 106 n. Chr.[1] unter römische Kontrolle. Deren Armee war über die Jahrhunderte immer wieder gezwungen, ihre Grenzbefestigungen stetig auszubauen. Mit den Reformen während der Regierungszeit des Kaisers Diokletian (284–305) und der wachsenden Bedrohung durch die Sassaniden erreichten diese Bemühungen einen Höhepunkt. Während dieser Zeit entstand das spätantike Grenzkastell von Azraq aus dem lokal anstehenden Basaltgestein. Während der Byzantinischen Ära wurden die Bauten erweitert und neuen Bedingungen angepasst. Dies blieb auch nach der Islamischen Eroberung der Levante und der folgenden Dynastie der Umayyaden (661–750) so. Sein endgültiges Aussehen erhielt der Qasr al-Azraq ab 1237, als die Mamelucken, darunter deren Sultan Izz ad-Din Aibak († 1257) die Anlage erneut umgestalteten und zu einem „Wüstenschloss“ umbauten. Im 16. Jahrhundert stationierten die Osmanen dort eine Garnison und im Winter 1917 richtete Thomas Edward Lawrence (Lawrence von Arabien) im Qasr sein Hauptquartier während der arabischen Revolte gegen das Osmanische Reich ein. Sein Büro befand sich in einer Kammer über dem Torhaus.
Sumpfgebiete
Die Sumpfgebiete nahe dem Qasr al-Azraq bieten einer Reihe von Zugvögeln Schutz. Zahlreiche Enten, Lerchen und Kiebitze, aber auch Adler nutzen die Feuchtgebiete auf ihrer Reise nach Afrika. Die Feuchtgebiete waren einst wesentlich ausgedehnter – doch die großen Städte wie Amman beanspruchten so viel Wasser, dass das Feuchtgebiet inmitten der Wüste immer mehr geschrumpft ist. Heute unternimmt die Regierung wieder Versuche, die Reste der Sumpflandschaft zu bewahren.
Literatur
- Alistair Duncan: Castles of Jordan/Aq-Qalaten fi al-Urdun, Ministry of Tourism and Antiquities, Amman Februar 1975, S. 14–17.
Weblinks
- The Desert Castle Loop auf den offiziellen Seiten des The Royal Hashemite Court (englisch)
- Desert Castles Tour (Universes in Universe - Worlds of Art)
Anmerkungen
- Hans-Peter Kuhnen: Wüstengrenze des Imperium Romanum – Die Schicksalsgrenze Roms im Orient von Augustus bis Heraclius. In: Hans-Peter Kuhnen (Hrsg.): Wüstengrenze des Imperium Romanum. Der römische Limes in Israel und Jordanien. Nünnerich-Asmus, Mainz 2018, ISBN 978-3-96176-010-7, S. 1–116; hier: S. 76.