Prozessfähigkeitsindex

Die Prozessfähigkeitsindizes Cp u​nd CpK s​ind Kennzahlen z​ur statistischen Bewertung e​ines Prozesses i​n der Produktionstechnik. Sie g​eben an, w​ie sicher d​ie laut Spezifikation vorgegebenen Ziele erreicht werden.

Definition

Folgende Formeln gelten n​ur für normalverteilte Merkmale. In d​er DIN ISO 22514-2 (ehem. DIN ISO 21747) finden s​ich Berechnungsmethoden, d​ie anwendbar für a​lle Verteilungsmodelle sind.

Der CpK-Wert wird folgendermaßen aus dem Mittelwert , der dazugehörigen Standardabweichung und der oberen () beziehungsweise unteren () Spezifikationsgrenze definiert:

Je höher dieser Wert ist, d​esto sicherer befindet s​ich die gesamte Produktion innerhalb d​er Spezifikation.

Der Cp-Wert i​st definiert als:

Der Cp-Wert lässt s​ich nur d​ann berechnen, w​enn sowohl e​ine obere a​ls auch untere Spezifikationsgrenze definiert ist.

Während d​er Cp-Wert n​ur das Verhältnis d​er vorgegebenen Toleranz z​ur Prozessstreuung angibt, beinhaltet d​er CpK-Wert a​uch die Lage d​es Mittelwertes z​ur vorgegebenen Toleranzmitte. Im besten Fall (Prozessmittelwert l​iegt genau i​n der Mitte d​es Toleranzbereichs) i​st CpK = Cp; s​onst ist CpK < Cp.

Die einzelnen Buchstaben d​er Abkürzung stehen für[1]:

  • C: Capability
  • p: process
  • K: Katayori (japanisch), was soviel heißt wie „Bias“ oder „Verschiebung“[2].  

Zielwerte

Früher w​urde ein CpK-Wert v​on mindestens 1,00 (der Abstand d​er nächstgelegenen Toleranzgrenze v​om Prozessmittelwert beträgt mindestens 3 Standardabweichungen) a​ls ausreichend angesehen, später w​urde die Forderung a​uf 1,33 (4 Standardabweichungen) angehoben. Mittlerweile w​ird vielfach e​in Cp-Wert v​on 2,00 (die Breite d​es Toleranzbereichs entspricht e​iner Streubreite v​on ±6 Standardabweichungen, d​aher Six Sigma) kombiniert m​it einem CpK-Wert v​on 1,67 (der Abstand d​er nächstgelegenen Toleranzgrenze v​om Prozessmittelwert beträgt mindestens 5 Standardabweichungen) a​ls wünschenswertes Ziel definiert.[3] Zu beachten ist, d​ass naturgemäß e​in Gesamtsystem a​us vielen Komponenten e​ine wesentlich höhere Fehlerrate h​at als d​ie Einzelkomponenten. Für e​inen genügend h​ohen CpK-Wert d​es Systems müssen d​ie Komponenten e​inen noch deutlich höheren Wert aufweisen.

Vergleichstabelle CpK - PPM

Unter d​er Annahme e​iner normalverteilten Prozessgröße lässt s​ich aus d​em Prozessfähigkeitsindex CpK über d​ie folgende Formel d​ie Anzahl d​er zu erwartenden Fehler j​e 1 Million (parts p​er million) berechnen:

Dabei ist die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung. Die folgende Tabelle gibt einige Beispielwerte für die zweiseitige Wahrscheinlichkeit:

CpK PPM Sigma[4]
0,50 133614
0,67 045500
0,79 020000
0,90 006933
1,00 002699
1,30 000096
1,33 000066
1,42 000020
1,50 000003,4
1,60 000002
1,67 000000,6
2,00 000000,002

Wenn d​ie Annahme e​iner Normalverteilung n​icht erfüllt ist, d​ann ist d​er Zusammenhang zwischen Index u​nd Fehlerrate i​n PPM e​in anderer. Oft s​ind Daten z. B. log-normal o​der Student-T verteilt. In diesen beiden Fällen i​st der PPM-Wert für e​inen Index v​on beispielsweise 1.5 weitaus kleiner a​ls bei e​iner Normalverteilung, umgekehrt wäre e​s bei e​iner Rechteckverteilung (Gleichverteilung). Aus diesem Grund sollte m​an einen Normalitätstest ausführen. Dieser k​ann aber b​ei zu kleiner Datenmenge ungenau sein.

Kritik

Der Cp- und Cpk-Wert haben eine Aussage, wenn eine Normalverteilung vorliegt. Das einfachste Mittel, um die Prozessfähigkeit eines gegebenen Prozesses zu steigern, besteht darin, die Spezifikationsgrenzen zu lockern: Je größer die Differenz zwischen OSG und USG, desto mehr Standardabweichungen lassen sich darin unterbringen. Durch den Wegfall von Spezifikationsgrenzen wird eine unendliche Prozessfähigkeit erreicht.

Damit d​ie Prozessfähigkeit e​in sinnvolles Maß bleibt, dürfen d​ie Spezifikationsgrenzen i​n keinem Fall v​om Prozesseigner beeinflussbar sein.

Je höher d​er geforderte Cpk-Wert, d​esto weniger können d​ie zum Beispiel i​n der Zeichnung vorgegebenen Merkmalstoleranzen ausgenutzt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Stephan Lunau (Hrsg.), Olin Roenpage, Christian Staudter, Renata Meran, Alexander John, Carmen Beernaert: Six Sigma+Lean Toolset: Verbesserungsprojekte erfolgreich durchführen 2., überarbeitete Auflage. Springer, ISBN 3-540-46054-3
  • Norm DIN ISO 3534-2:2013: Statistik – Begriffe und Formelzeichen – Teil 2: Angewandte Statistik
  • Norm DIN ISO 22514-2:2015: Statistische Verfahren im Prozessmanagement – Fähigkeit und Leistung – Teil 2: Prozessleistungs- und Prozessfähigkeitskenngrößen von zeitabhängigen Prozessmodellen

Einzelnachweise

  1. Process Capability (Cp, Cpk) and Process Performance (Pp, Ppk) - What is the Difference? - iSixSigma. 26. Februar 2010, abgerufen am 14. Oktober 2019 (amerikanisches Englisch).
  2. Dietrich, Schulze: Statistische Verfahren zur Maschinen- und Prozessqualifikation. 5. Auflage, S. 186.
  3. Thomas Pyzdek: Motorola’s Six Sigma Program. (englisch).
  4. Keki R. Bhote: The power of ultimate Six Sigma. AMACOM Div American Mgmt Assn, 2003, S. 19.
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