Propsteier Wald
Der Propsteier Wald ist eines der drei größeren zusammenhängenden Waldgebiete im südwestlichen Eschweiler Stadtgebiet, südlich von Röhe und westlich von Aue gelegen, einst im Norden bis Kinzweiler reichend. Der Wald reicht bis kurz vor die östliche Stadtgrenze Aachens. Er liegt nördlich und östlich der Bahnlinie Aachen-Köln. Eine sehr seltene Schreibweise des Waldes ist Probsteier Wald, das sich aus der Schreibweise von Eigennamen ableitet.
Steinbachshochwald
Steinbachshochwald ist der südwestliche, kaum bewaldete Teil des Propsteier Waldes; im Süden wird er vom Saubach begrenzt. Hier wurde 1830 der gleichnamige Gutshof gebaut. 1935 kam das Gebiet Steinbachshochwald von der Stadt Eschweiler an die Stadt Stolberg.
Frühere Geschichte
Der Propsteier Wald ist Fundort einer römischen Villa rustica (Propsteier Villa), die von 1880 bis 1881 ausgegraben wurde. Bereits 1856 wurde ein der Göttin Sunuxal geweihter Matronenstein gefunden.[1] Darüber hinaus existieren weitere Fundstücke der Jungsteinzeit und Römerzeit. Durch den Wald soll die Römerstraße Breite Bahn verlaufen sein. Im Jahr 973 bestätigt Kaiser Otto I. in Aachen die von König Ludwig der Kölner Domkirche früher geschenkten Wald- und Wildbannrechte im Eschweiler Raum. Für die Verwaltung der weltlichen Güter der Kölner Kirche war ein Dompropst zuständig, woraus sich der Name des Waldes ableitet. Lehnsherr des Propsteier Waldes war der Kölner Erzbischof. Der Dompropst ernannte einen Statthalter, der ein Adliger sein musste und in Aldenhoven residierte. Von dort aus erledigte die so genannte Aldenhovener Mannkammer, der alle Mannen von Lehen angehören mussten, die Verwaltung des Propsteier Waldes. Für Mannkammern galten die allgemeinen Grundsätze des Lehnswesens. Die Mannen erhielten Besitz und Rechte, dafür leisteten sie dem Lehnsherren Dienst, insbesondere auch militärischen Dienst mit Pferd und Harnisch. Zu jener Zeit erstreckte sich der Wald noch weit ins Jülicher Land hinein und war etwa 1.500 ha groß; mehr als vierzig Ortschaften besaßen Nutzungsrechte an ihm.
Mit der französischen Besetzung des Rheinlands durch Napoleon richteten die Franzosen die Munizipalverwaltung ein. Am 9. Juni 1802 erließ Napoleon einen Aufhebungsbeschluss. Durch diesen Beschluss wurde kirchliches Gut säkularisiert. Nun war es möglich, Grund, Boden und Gebäude, die sich bis dahin im Besitz der Kirche befanden, zu erwerben. Der Propsteier Wald, der sich bis dahin im Besitz der Dompröpste zu Köln befand, konnte nun stückweise verkauft werden. Das Kloster St. Jöris wurde verkauft. Große Gebiete des Waldes wurden nun auch landwirtschaftlich genutzt. 1830 wurde der Gutshof Steinbachshochwald erbaut. Der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) erwarb große Teile des Propsteier Waldes. Grubenholz war ein großer Kostenfaktor und der aufstrebende Bergbau des EBV suchte den Bedarf aus eigenen Wäldern zu decken.
Spätere Geschichte
- Propsteier Wald um 1900, südl. Teil
- belgische Kasernen- und Depotgelände, 1948–1995
- Propsteier Wald um 1900, nördl. Teil
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde in der Grube Propstei und Grube Glücksburg im Propsteier Wald Bergbau betrieben. 1935 wurde der Südwestzipfel Steinbachshochwald zusammen mit dem Stolberger Hauptbahnhof und mehreren Stadtteilen in die Eschweiler Nachbarstadt Stolberg umgemeindet. Im Dritten Reich legte die Wehrmacht im Wald ein Materiallager für den Bau des Westwalles an. Von 1945 bis 1995 war der Propsteier Wald Standort des belgischen Camp Astrid mit zahlreichen Munitionslagern. Den Südteil des Camps erwarb 2004 wiederum Stolberg zur Errichtung eines Gewerbegebiets. Die beiden auf Eschweiler Stadtgebiet befindlichen Autobahnraststätten an der A 4 westlich des Waldes trugen ursprünglich den Namen Propsteier Wald, bis sie 1996 in Aachener Land umbenannt wurden.
- Lage des Propsteier Waldes in Eschweiler
- Bergmammutbaum im Propsteier Wald
- Kirche des ehemaligen Camp Astrid
Siehe auch
Literatur
- Christian Quix: Der Propsteier Wald. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Aachen und ihrer Umgebung. J. A. Mayer, Aachen 1838 S. 42ff (digitalisat)
Weblinks
- Kurzporträt auf geo.viaregia.org
- Detailbeschreibung auf unserac.de anlässlich der Planung zum Naturschutzgebiet vom 1. Oktober 2015
- Alex Orgeig: Aus der Geschichte des Propsteier Waldes, in: Sammlung Packbier
Einzelnachweise
- Nico Biermanns: Austern, Oliven und Wein vom Mittelmeer. Die 'villa rustica' im Propsteier Wald. Skript vom März 2016 (PDF auf researchegate.net)