Pro Senectute
Pro Senectute ist die grösste und eine bedeutende Schweizer Fach- und Dienstleistungsorganisation für Altersfragen. Die 1917 gegründete Stiftung[1] setzt sich für das Wohl, die Würde und die Rechte älterer Menschen ein.
Aufbau
Über 130 Beratungsstellen in der ganzen Schweiz sind für die Bevölkerung Anlaufstellen bei allen Fragen rund um das Thema „Alter“. Sie bieten vielfältige Serviceleistungen an – von der kostenlosen Sozialberatung über Bildungskurse bis hin zu Bewegungsangeboten. Rund 700 000 Menschen im Pensionsalter sowie deren Angehörige nutzen diese Angebote. Pro Senectute ist seit 1942 mit dem ZEWO-Siegel zertifiziert und hat einen Leistungsauftrag vom Bund. Sie beschäftigt insgesamt rund 19'600 Mitarbeitende (Angestellte, Ehrenamtliche, Freiwillige).
Die Organisation arbeitet mit der öffentlichen Hand (Gemeinden, Kantone, Bundesamt für Sozialversicherungen) – zusammen, ist aber privatrechtlich organisiert. 2017 erwirtschaftete Pro Senectute rund 48 % der Mittel (123.4 Mio. CHF) durch eigene Dienstleistungen. 43 % der Mittel (111.1 Mio. CHF) stellt die öffentliche Hand zur Verfügung. 9 % (22.4 Mio. CHF) stammen aus Spenden, Legaten und Fundraising.
Die Stiftung ist föderalistisch aufgebaut. Sie ist national mit einer Geschäfts- und Fachstelle und mit 22 kantonalen sowie zwei interkantonalen Pro Senectute-Organisationen präsent. Der Hauptsitz und das «Segretariato per la Svizzera italiana» befinden sich in Zürich, das «Secrétariat romand» in Vevey. Die kantonalen Pro Senectute-Organisationen sind rechtlich selbständige Stiftungen oder Vereine.
Die Stiftung engagiert sich für die Solidarität und den Zusammenhalt zwischen den Generationen, indem sie mit verschiedenen Projekten (der Leseförderungs-Kinderbuchpreis „Prix Chronos“, das soziale Projekt „Quartiers Solidaires“,[2] das Schulprojekt „Generationen im Klassenzimmer“[3][4]) Möglichkeiten der Begegnung schafft. Bei aktuellen Themen, wie z. B. der Reform der Ergänzungsleistungen, setzt sich die Altersorganisation für die Interessen von finanziell schwächer gestellten Senioren ein.
Geschichte
Die Stiftung „Für das Alter“ / Pro Senectute wurde 1917 in Winterthur gegründet. Ausschlaggebend war damals die drückende Altersarmut. Die Gründungsmitglieder setzten sich für bedürftige ältere Menschen ein und lancierten die Idee einer gesetzlichen Altersversicherung. Diese wurde dann 30 Jahre später mit der Einführung der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) umgesetzt.[1] Dank des Aufbaus des Sozialversicherungssystems rückte ab den 1950ern auch das seelische Wohl der älteren Menschen immer mehr ins Zentrum. Die Stiftung etablierte sich als beliebte Anlaufstelle für Fragen rund um Senioren und ums Alter.
2017 feierte Pro Senectute den 100-sten Geburtstag. Zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten am 1. April 2017 übernahm Alt-Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf das Stiftungsratspräsidium von Pro Senectute Schweiz. Sie löste Toni Frisch ab, der seit 2011 als Stiftungsratspräsident amtete. Die Stiftungsurkunde wurde seit der Gründung mehrfach revidiert. Die heute gültige Fassung trat [2015] in Kraft.
Leistungsbereiche
- Sozialberatung: kostenlose Beratung von Senioren sowie deren Angehörigen bei allen Fragen der Lebensgestaltung im Alter, z. B. Finanzen, Wohnen, juristische Fragen oder Betreuung und Pflege von Angehörigen.
- Dienstleistungen: Entlastungsdienst, Mahlzeitendienst, Administrativ- und Treuhanddienst, Besuchsdienst, Hilfsmittelverleih, Fahrdienst, Reinigungsdienst.
- Kurse: Weiterbildungs- und Sportkurse für Senioren, zum Beispiel Fremdsprachen, Computer, Nordic Walking oder Langlauf.
- Information: Medienarbeit, Erarbeitung von gerontologischem Fachwissen, Organisation von Veranstaltungen für Fachpersonen und öffentlichkeitswirksamen Kampagnen
- Bibliothek: Grösstes, öffentliches Medien- und Informationszentrum zum Thema Alter in der Schweiz. Die Bibliothek fördert über ihre Web-Plattform, mit ortsunabhängigen Dienstleistungen sowie Beratung und Veranstaltungen vor Ort den Transfer zwischen gerontologischer Forschung und Praxis.
- Pro Senectute publiziert die Zeitschrift «Zeitlupe» (Auflage: 71'513 Exemplare, Leserschaft: 140‘000).
- Prix Chronos – Leseförderungs- und Generationenbuchpreis: Lesewettbewerb und Buchpreis für Jung und Alt. Seit 2005 zeichnet die Stiftung deutsche und französische Autoren aus, die in ihren Büchern die Beziehung zwischen den Generationen thematisieren
Weblinks
- Website von Pro Senectute
- Website der Pro Senectute Bibliothek
- Prix Chronos
- Quartiers Solidaires
- Zeitlupe
- Ursula Tschirren: Pro Senectute. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 12. Januar 2012.
- Bestand: Pro Senectute Schweiz in den Findmitteln des Schweizerischen Sozialarchivs
- Bestand historische Plakate von Pro Senectute im Archiv (eMuseum) des Museums für Gestaltung Zürich
Einzelnachweise
- Kurt Seifert: Zum Handeln aufgefordert. In: PS-Info. Neues von Pro Senectute Schweiz 1, 2007, S. 2–3. (Online verfügbar)
- Quartiers solidaires. In: quartiers-solidaires.ch. Abgerufen am 11. Januar 2020 (französisch).
- Generationen im Klassenzimmer – Kanton Zürich. In: intergeneration.ch. Abgerufen am 11. Januar 2020.
- Theo Wehner, Stefan T. Güntert: Psychologie der Freiwilligenarbeit: Motivation, Gestaltung und Organisation, Springer, 2015, ISBN 978-3-642-55295-3, S. 65.