Pont de Caronte
Der Pont de Caronte ist eine Eisenbahn-Drehbrücke in der Gemeinde Martigues im französischen Département Bouches-du-Rhône. Über ihn verläuft die zweigleisige, nicht elektrifizierte Bahnstrecke Miramas–L’Estaque und quert dabei den natürlichen, ab 1863 – zum für Seeschiffe befahrbar – ausgebauten Schifffahrtskanal Canal de Caronte, der die Lagune Étang de Berre mit dem Mittelmeer verbindet.
Geschichte
Die Brücke wurde in den Jahren 1908 bis 1915 errichtet; am 15. Oktober 1915 wurde die Bahn in diesem Abschnitt in Betrieb genommen. Leitender Ingenieur war Paul Séjourné, die Bauausführung erfolgte durch Schneider et Cie. Zur Zeit seiner Fertigstellung war der Pont de Caronte die weltweit größte und schwerste Drehbrücke dieser Bauart.[1]
Gegen Ende der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke im September 1944 von der abziehenden Wehrmacht gesprengt. Dabei wurde der runde Mittelpfeiler der Drehbrücke zerstört. 1946 wurde die Brücke wieder befahrbar hergerichtet, wobei der drehbare Abschnitt durch eine nur eingleisige Hubbrücke ersetzt wurde.[2] Im Jahr 1954 wurde die Drehbrücke, wiederum von Schneider et Cie,[1] nach den ursprünglichen Plänen zweigleisig rekonstruiert.[3]
Beschreibung
Die Brücke ist insgesamt 942 m lang. Die beiden Zufahrten zum drehbaren Abschnitt sind als Gitterträgerbrücken ausgeführt. Auf der Südseite sind es acht Brückenfelder von je 82,50 m, nördlich der Drehbrücke zwei Felder von je 51,20 m Länge.
Der drehbare Abschnitt besteht aus zwei Brückenfeldern à 57,20 m Länge, die an ihrer Nahtstelle auf einem am Nordufer stehenden Mittelpfeiler ruhen.[3] Die seitlichen Fachwerke dieser Felder sind an der höchsten Stelle 13,40 m, an der niedrigsten 7,60 m hoch. Die lichte Höhe der Drehbrücke beträgt 23 m, die rund 50 m breite Durchfahrt[1] kann in geschlossenem Zustand von Schiffen bis zu einer Höhe von 20 m passiert werden. Täglich wird die Brücke jeweils nachmittags für ca. eine Stunde geöffnet, um höheren Schiffen die Passage zu ermöglichen.[4] Dieser Vorgang dauert 5:07 Minuten. Einer von zwei vorhandenen 100 PS leistenden Benzinmotoren bewegte dabei ursprünglich über vier durch Differentialgetriebe verbundene Ritzel, die in einen auf dem Mittelpfeiler platzierten Zahnkranz greifen, die Achse der Drehbrücke. Bei der Rekonstruktion der Drehbrücke wurden 1954 statt der Benzinmotoren zwei Elektromotoren eingebaut.[5] Die Steuerung erfolgt von einem Betriebshaus aus, das sich oberhalb der Gleisebene über dem Drehpunkt befindet.
Literatur
- M. Canat: La ligne de Miramas à l'Estaque. Le viaduc de Caronte. In: Annales des ponts et chaussées, Mémoires et documents relatifs à l'art des constructions et au service de l'ingénieur. Band 13, Januar–Februar 1913, S. 584–593.
Weblinks
- Ligne de l’Estaque à Miramas – historische Fotos der Bahnstrecke und des Pont de Caronte
- Le viaduc de Caronte bei raileuropexpress.com
- La reconstruction du Viaduc de Caronte. Un problème difficile – Film über den Bau der provisorischen Hubbrücke im Jahr 1946
Einzelnachweise
- Martigues - Viaduc de Caronte bei culture.gouv.fr, abgerufen am 27. August 2021
- La reconstruction du Viaduc de Caronte. Un problème difficile bei youtube.com, abgerufen am 29. August 2021
- Le viaduc de Caronte bei raileuropexpress.com, abgerufen am 27. August 2021
- Mit dem Zug entlang der Côte Bleue (Film) bei swrfernsehen.de, abgerufen am 27. August 2021
- Viaduc ferroviaire de Caronte (avec partie tournante) bei dossiersinventaire.maregionsud.fr, abgerufen am 29. August 2021