Polizeifahrrad

Ein Polizeifahrrad i​st ein Fahrrad, d​as von Polizeidienststellen eingesetzt wird, m​eist in Form e​ines Mountainbikes. Sie s​ind so konzipiert, d​ass sie d​ie speziellen Anforderungen j​eder Abteilung erfüllen.

Deutsches Polizeifahrrad der Polizei Niedersachsen.

Die Wendigkeit dieser Fahrzeuge a​uf überfüllten Gehwegen u​nd ihre Fähigkeit, enge, überfüllte Einfahrten z​u passieren, bieten Vorteile gegenüber Streifenwagen, obwohl d​ie Höchstgeschwindigkeit e​ines Fahrrads geringer ist.

Fahrradstreifen s​ind in gemäßigten städtischen Gebieten, i​n denen n​ur ein begrenzter Erfassungsbereich vorhanden ist, häufiger anzutreffen. Der Einsatz v​on Fahrrädern anstelle v​on Autos k​ann Polizeibeamte leichter ansprechbar machen, insbesondere i​n Gegenden m​it geringer Kriminalität. Fahrräder können a​uch an Polizeibeamte ausgegeben werden, u​m die Mobilität u​nd Reichweite v​on Fußstreifen z​u erhöhen. Auch i​n dicht besiedelten Stadtgebieten s​ind Fahrräder e​in wirksames Mittel z​ur Verbrechensbekämpfung. Die Fahrräder s​ind fast geräuschlos i​m Betrieb u​nd viele Kriminelle erkennen nicht, d​ass eine s​ich nähernde Person a​uf einem Fahrrad eigentlich e​in Polizist ist. Wenn d​er Verbrecher außerdem versucht, z​u Fuß z​u fliehen, h​at der fahrende Polizeibeamte e​inen Geschwindigkeitsvorteil u​nd kann b​ei Bedarf schnell absteigen. In d​er durchschnittlichen Stunde h​aben Streifenwagen 3,3 Kontakte m​it der Öffentlichkeit, während Fahrradstreife 7,3 Kontakte m​it der Öffentlichkeit haben. Die durchschnittliche Anzahl d​er Personen, d​ie pro Stunde m​it der Polizei i​n Kontakt kamen, l​ag bei 10,5 für Streifenwagen u​nd 22,8 für Fahrradstreifen. Diese Information s​agt uns einfach, d​ass das Aktivitätsniveau d​er Polizeibeamten a​uf Fahrrädern höher i​st als d​as der Beamten i​m Auto.[1]

Geschichte

Fahrradfahrender NYPD-Beamter in den 1890er Jahren.

Polizeibeamte begannen i​m späten 19. Jahrhundert m​it dem Fahrradfahren, w​obei die e​rste Abteilung 1869 i​n Illinois e​in Hochrad einführte. In d​en 1880er Jahren begannen britische Beamte, Dreiräder z​u benutzen, e​twa zur gleichen Zeit, a​ls in Boston, MA, Hochradstreife gefahren wurden. Newark, NJ h​atte 1888 e​ine Fahrradtruppe gegründet. Mit d​em Aufkommen d​es Sicherheitsniederrads u​nd dem Fahrradboom i​n den 1890er Jahren k​amen Polizeifahrräder i​n den nordamerikanischen Städten i​n großem Umfang z​um Einsatz.[2] Etwa z​ur gleichen Zeit begann d​ie zunehmende Verbreitung v​on Fahrrädern i​n den ländlichen Gebieten. Die Polizei v​on Kent kaufte 20 Fahrräder i​m Jahr 1896, u​nd es g​ab 129 ländliche Polizei Fahrrad Patrouillen i​m Jahr 1904.[3]

Einige Länder behielten d​as Polizeifahrrad bei, während andere e​s durch Kraftfahrzeuge ersetzten. Im 21. Jahrhundert h​at das Interesse a​n Polizeifahrrädern wieder zugenommen, d​a sie e​ine bessere Erreichbarkeit v​on Fahrrad- u​nd Fußgängerzonen bieten u​nd den Zugang b​ei verstopften Straßen ermöglichen.[4]

Eigenschaften von Fahrrädern

Die Fahrräder s​ind speziell für d​en Einsatz b​ei der Strafverfolgung konzipiert. Viele Fahrradhersteller bieten Polizeimodelle an, darunter Haro, Volcanic, Trek, Cannondale, Fuji, Safariland-Kona, Force u​nd KHS. Andere Unternehmen bieten spezielle Modelle für Polizei, Feuerwehr u​nd Rettungsdienste an. Viele s​ind mit e​inem Gepäckträger u​nd einer Tasche z​ur Aufnahme v​on Ausrüstung ausgestattet.

Die Pedale v​on Polizeifahrrädern s​ind fast i​mmer flache Pedale, d​ie manchmal m​it Zehenclips/-riemen ausgestattet sind, u​m das Tragen v​on normalen Schuhen z​u ermöglichen (im Gegensatz z​u radspezifischen Schuhen, d​ie in „Clipless“-Pedale eingeklinkt werden), s​o dass d​ie Beamten b​ei Bedarf z​u Fuß hinterherlaufen können.

Sie s​ind mit Front- u​nd Heckbeleuchtungen ausgestattet, m​it einer Wasserflaschenbatterie. Die Lichter können LED, Halogen o​der manchmal a​uch Xenon-Stroboskope sein. An d​er Vorderseite befinden s​ich ein o​der mehrere Scheinwerfer s​owie rote o​der blaue Blinklichter. Im Vereinigten Königreich s​ind Fahrräder s​eit dem 21. Oktober 2005 m​it blauem Blinklicht zugelassen.[5] Ein r​otes Licht i​st oft a​m Heck d​es Fahrrads angebracht.

Bei d​en Reifen handelt e​s sich i​n der Regel u​m Semi-Slick-Reifen m​it glatter Mitte für d​ie Straße u​nd leichtem Profil o​der Noppen a​n den Außenkanten, d​ie eine gewisse Traktion bieten, w​enn die Fahrräder abseits befestigter Straßen gefahren werden.

Das National Institute f​or Occupational Safety a​nd Health (NIOSH) h​at die potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen v​on längerem Radfahren i​n Polizeifahrrad-Streifeneinheiten untersucht, einschließlich d​er Möglichkeit, d​ass einige Fahrradsättel e​inen übermäßigen Druck a​uf den Urogenitalbereich v​on Radfahrern ausüben u​nd den Blutfluss z​u den Genitalien einschränken.[6] NIOSH empfiehlt d​ie Verwendung e​ines No-Nose-Fahrradsitzes für d​as Radfahren a​m Arbeitsplatz.[7][8] Im Gegensatz d​azu behauptet d​er Radsport-Experte Grant Petersen, d​ass die meisten modernen Sättel s​o konstruiert sind, d​ass sie keinen übermäßigen Druck a​uf den Urogenitalbereich ausüben u​nd dass nasenlose Sättel z​u einem verschlechterten Fahrverhalten d​es Fahrrads führen.[9]

Siehe auch

  • Radfahrtruppen
  • Pacific Blue eine TV-Serie über ein Team von Fahrradpolizisten
  • Radverkehr für andere Verwendungszwecke von Fahrrädern
Commons: Police cyclists – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chris Menton: Bicycle patrols: an underutilized resource. In: Justice Studies Faculty Publications. 11. März 2008 (rwu.edu [abgerufen am 22. Mai 2021]).
  2. Petty Ross: "The Rise, Fall and Rebirth of Bicycle Police". (PDF) International Police Mountain Bike Association, 2006, abgerufen am 22. Mai 2021.
  3. Kent Police Museum – History. 12. Juni 2007, abgerufen am 22. Mai 2021.
  4. Oscar Rantatalo: Using police bicycle patrols to manage social order in bicycle and pedestrian traffic networks: A Swedish case study. In: The Police Journal: Theory, Practice and Principles. Band 89, Nr. 1, März 2016, ISSN 0032-258X, S. 18–30, doi:10.1177/0032258X16639426.
  5. The Road Vehicles Lighting (Amendment) Regulations 2005. (PDF) In: legislation.gov.uk. Abgerufen am 22. Mai 2021.
  6. Bicycle Saddles & Reproductive Health | NIOSH | CDC. 15. Juni 2020, abgerufen am 22. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
  7. Steven M. Schrader, Michael J. Breitenstein, Brian D. Lowe: ORIGINAL RESEARCH—ERECTILE DYSFUNCTION: Cutting Off the Nose to Save the Penis. In: The Journal of Sexual Medicine. Band 5, Nr. 8, August 2008, S. 1932–1940, doi:10.1111/j.1743-6109.2008.00867.x.
  8. A story of impact: NIOSH research demonstrates the effectiveness of no-nose bicycle seats in reducing groin pressure and improving sexual health. 10. Juli 2020, doi:10.26616/NIOSHPUB2010163 (cdc.gov [abgerufen am 22. Mai 2021]).
  9. Retsu Takahashi: Just ride : a radically practical guide to riding your bike. Workman Pub, New York 2012, ISBN 978-0-7611-5558-4.
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