Piusverein (Schweiz)

Der Piusverein w​ar von 1857 b​is 1904 e​ine Organisation z​ur Bewahrung d​es Glaubens u​nd Pflege katholischer Wissenschaft u​nd Kultur i​n der Schweiz.

Geschichte

Bereits 1853 h​atte Theodor Scherer-Boccard i​n einer Schrift a​uf die 1848 gegründeten deutschen Piusvereine hingewiesen u​nd angeregt, e​inen ähnlichen Verein a​uch für d​ie Schweiz z​u gründen.[1] Letztlich g​ab 1856 d​er Artikel e​ines unbekannten Verfassers i​n der Schweizerischen Kirchenzeitung, d​ie seit 1855 v​on Scherer geleitet wurde, d​en Ausschlag für d​ie Vereinsgründung. Sie erfolgte 1857 u​nter der Federführung v​on Joseph Ignaz v​on Ah. Scherer w​urde erster Präsident d​es Piusvereins u​nd hatte dieses Amt b​is zu seinem Tode 1885 inne.[2] Alois Steiner schreibt i​n seiner Veröffentlichung Der Piusverein d​er Schweiz, i​n welcher d​ie Jahre v​on 1857 b​is 1870 behandelt werden, d​ass Scherers Präsidentschaft gleichbedeutend m​it den «grossen Jahren» d​es Vereins sei.[2]

Der Piusverein bestand aus Orts-, Kreis- und Kantonalvereinen. Er wurde von einem zehnköpfigen Zentralkomitee geleitet. Bereits 1870 zählte der Piusverein rund 5600 Mitglieder in der Deutschschweiz, 2000 in der Romandie und 800 in der italienischen Schweiz. Als Vereinsorgan erschienen ab 1862 zahlreiche Publikationen mit allgemeinbildender bzw. wissenschaftlicher Ausrichtung. 1899 gab sich der Piusverein neue Statuten und wurde in Schweizer Katholikenverein umbenannt. Die Modernisierung und das neu geschaffene Sekretariat in Luzern brachten um die Jahrhundertwende einen Aufschwung. 1903 zählte der Verein 35'000 Mitglieder, die in 224 Sektionen untergliedert waren. Beim 1. Schweizer Katholikentag 1903 wurde von den Spitzenverbänden beschlossen, sich ab 1904 im Schweizerischen katholischen Volksverein (SKVV) zusammenzuschliessen. Der nur Männern offenstehende SKVV regte 1912 die Gründung des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) an, um eine vollständige Sammlung der katholischen Bevölkerung zu erreichen.

1991 wandelte s​ich der SKVV i​n einen Förderverein um.[3]

Quellen und Literatur

  • Urs Altermatt. Der Weg der Schweizer Katholiken ins Ghetto. 3. Auflage, Universitätsverlag, Freiburg 1995, ISBN 3-7278-0968-X.
  • Hans Stadler: Piusverein. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Alois Steiner: Der Piusverein der Schweiz. Von seiner Gründung bis zum Vorabend des Kulturkampfes, 1857-1870 (= Beiheft zum Geschichtsfreund. Nr. 4). Komm. Josef von Matt, Stans 1961, S. 23.
  • Rolf Weibel. Schweizer Katholizismus heute. Strukturen, Aufgaben, Organisationen der Römisch-katholischen Kirche. NZN-Buchverlag, Zürich 1989, ISBN 3-85827-084-9.
  • Rolf Weibel: Was hält den Schweizer Katholizismus zusammen? In: Herder-Korrespondenz, Heft 10, 1994.

Einzelnachweise

  1. Alois Steiner: Der Piusverein der Schweiz (= Beiheft zum Geschichtsfreund. Nr. 4). Komm. Josef von Matt, Stans 1961, S. 23.
  2. Alois Steiner: Der Piusverein der Schweiz (= Beiheft zum Geschichtsfreund. Nr. 4). Komm. Josef von Matt, Stans 1961, S. 28.
  3. Alois Steiner: Schweizerischer Katholischer Volksverein (SKVV). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
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