Pierre-Joseph Desault
Pierre-Joseph Desault (* 6. Februar 1744 in Vouhenans, heute im Département Haute-Saône; † 1. Juni 1795 in Paris) war ein französischer Chirurg von europäischem Rang.
Leben und Wirken
Desault wurde von Jesuiten erzogen. Er erlernte die Chirurgie bei einem Bader in Lure und im Kriegshospital von Belfort, wo er hauptsächlich Schusswunden behandelte. 1764 kam er nach Paris, wo er als Schüler von Antoine Petit[1] das Collège de Chirurgie besuchte und schon nach zwei Jahren den Lehrstuhl der Anatomie erhielt. Sein Ruf zog bald sehr viele Studenten an. 1776 bis 82 war er Operateur am Hospice de Écoles. 1782 wurde er der Chefchirurg im Hôpital de la Charité und 1785 Chefchirurg und Lehrer im Hôtel-Dieu de Paris, das unter ihm zu einem europäisches Zentrum der Chirurgie wurde. 1795 wurde er Professor für klinische Chirurgie an der École de Santé. Sein plötzlicher Tod wird vielfach auf eine Vergiftung zurückgeführt.
Desault war der Stifter einer neuen chirurgischen Schule. Sein Hauptverdienst besteht darin, dass er Genauigkeit und Methode in das Studium der Chirurgie brachte, die Behandlung der Knochenbrüche durch Einführung besserer Verbandarten vervollkommnete und zuerst die klinische Behandlungsweise der Wundarzneikunst in Frankreich einführte. Nach ihm ist der Desault-Verband benannt, ein Verband zur Ruhigstellung von Schultergelenk und Oberarm bei Schlüsselbeinbrüchen.[1] Eine weitere Benennung nach ihm ist das Desault-Zeichen, die Rotation bei Schenkelhalsbruch. Als Mann der Praxis veröffentlichte er wenig; seine Ideen wurden aber von seinen Schülern festgehalten.
Werke
Seine Lehre findet sich in den von seinen Schülern im Hôtel-Dieu gemachten und im Journal de Chirurgie (Paris 1791–1795, 4 Bde.; deutsch, Frankfurt 1801–1806, 12 Bde.) mitgeteilten Beobachtungen sowie in den von Marie François Xavier Bichat unter Desaults Namen von François Chopart herausgegebenen Oeuvres chirurgicales (Paris 1798–1803, 3 Bde.; neueste Ausg. von Roux, das. 1813; deutsch von Wardenburg, Götting. 1799–1800, 4 Bde.).
Literatur
- Émile Sauzay: Un chirurgien au siècle dernier: P. J. Desault. (Thèse de doctorat). Paris, 1889.
- C. Olivier: Pierre-Joseph Desault. In: Chirurgie 96 (1970), S. 26–36
- Barbara Tshisuaka: Desault, Pierre Joseph. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hg.): Enzyklopädie Medizingeschichte, 2004, S. 294
Einzelnachweise
- Jürgen Konert: Pierre Joseph Desault, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 3. Aufl. 2006, Springer Verlag Heidelberg, Berlin, New York S. 93. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.