Philippe Rühl
Philippe Jacob Rühl (* 3. Mai 1737 in Straßburg; † 29. Mai 1795) war ein deutsch-französischer Politiker, der während der Französischen Revolution als Deputierter des Départements Bas-Rhin dem Nationalkonvent in Paris angehörte.
Er studierte Theologie in Straßburg, war Hofmeister beim Grafen von Grumbach und hat „nach mancherley tollen Streichen, das Rektorat zu Dürkheim an der Hart erhalten“,[1] wo er dem Grafen von Leiningen das Archiv ordnete, einen Reichskammergerichtsprozess führte und als Geheimer Rat für alle Staatsgeschäfte zuständig war.[2]
In seinem Amt unter Graf Carl Friedrich Wilhelm von Leiningen-Dagsburg (1724–1807, ab 1779 Reichsfürst) geriet er in harte Auseinandersetzungen mit Carl Friedrich Bahrdt, den der Graf 1776 als Superintendenten nach Dürkheim gerufen hatte und der in Heidesheim ein Philanthropin nach dem Muster von Dessau betrieb. Die Schule scheiterte und Bahrdt, der umstrittene Vertreter der Aufklärung musste, wegen Ketzerei vom Reichhofsrat verurteilt flüchten.[3]
Als er ein Verfechter der Französischen Revolution wurde, gab der „Mann von ausgezeichneten Talenten und Verdiensten um das Leinigische Haus“,[4] seinen Dienst für den Leininger Grafen auf und wurde der Vertreter des Elsass im Nationalkonvent. Er verschaffte Friedrich Schiller die französischen Bürgerrechte und gehörte 1793–1795 dem zwölfköpfigen Sicherheitsausschuss an, der ursprünglich Polizei und Rechtsprechung überwachen sollte, sich aber zu einem Instrument jakobinischen Terrors entwickelte. Jeden Abend trafen sich seine Mitglieder und berieten wöchentlich mit den Mitgliedern des Wohlfahrtsausschusses die politische Lage. Mit Härte gingen sie gegen echte und vermeintliche Feinde der Revolution vor. Wegen seiner Beteiligung an „jakobinischen Gewalttätigkeiten“ wurde er 1795 verhaftet und erstach sich selbst.[1]
Literatur
- Jürgen Voss: Der Mann, der Schiller 1792 zum Ehrenbürger Frankreichs machte: Philippe Jacques Rühl (1737–1795). In: Deutsch-französische Beziehungen im Spannungsfeld von Absolutismus, Aufklärung und Revolution. Ausgewählte Beiträge. Bonn 1992, S. 313 ff. (Digitalisat)
Belege
- Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Band 11, Leipzig 1811, S. 477ff.
- Albert Becker: Philipp Jakob Rühl (1737–1795). In: Leininger Geschichtsblätter. 8 (1909), S. 1–3.
- Gert Röwenstrunk: Bahrdt, Carl Friedrich (1741–1792). In: Theologische Realenzyklopädie. Band 1, Berlin 1980, S. 132–133.
- Karl Gotthold Lenz: Kritische Lebensbeschreibung des d. Carl Friedrich Bahrdt. 1793. (Nachdruck 2009, S. 50)