Pfennigkraut
Das Pfennigkraut (Lysimachia nummularia), auch Münzkraut oder Pfennig-Gilbweiderich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gilbweiderich (Lysimachia) in der Unterfamilie der Myrsinengewächse (Myrsinoideae) innerhalb der Familie der Primelgewächse (Primulaceae).
Pfennigkraut | ||||||||||||
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Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lysimachia nummularia | ||||||||||||
L. |
Name
Die Gattungsbezeichnung Lysimachia bezieht sich auf den antiken Feldherrn Lysimachos, den Alexander der Große als einen der Diadochen einsetzte. Lysimachos soll der Legende nach als Erster diese Pflanzengattung entdeckt haben.
Die Artbezeichnung nummularia (lateinisch nummus „Münze“) und der deutsche Name (von althochdeutsch pfenning) spielt auf die Ähnlichkeit der Blätter mit kleinen Geldstücken (Pfennigen) an.
Verbreitung und Vorkommen
Das Pfennigkraut ist eine in den gemäßigten Gebieten Europas und Asiens vorkommende Art. Es wird heute auch als Zierpflanze angeboten und hat somit weltweit Verbreitung gefunden. An einigen Standorten ist es auch verwildert und gilt daher in einigen Regionen außerhalb Eurasiens als Neophyt.
Das Pfennigkraut gedeiht vor allem auf frischen oder feuchten, nährstoffreichen und basenreichen Böden.[1] Es ist ein Lehmzeiger.[1] Es ist in Mitteleuropa eine schwache Charakterart des Verbands Agropyro-Rumicion, kommt aber auch in lückigen Gesellschaften der Klasse Molinio-Arrhenatheretea oder der Verbände Alliarion oder Alno-Ulmion vor.[1]
In den Allgäuer Alpen steigt es in Bayern zwischen Höflealpe und Hölloch bis zu 1300 m Meereshöhe auf[2].
Beschreibung
Beim Pfennigkraut handelt es sich um eine immergrüne, kriechende, ausdauernde krautige Pflanze, die auf geeigneten Böden rasenartig wächst. Sie erreicht eine Wuchshöhe von nur 5 Zentimetern. Die drüsig punktierten, gegenständig an den Stängeln angeordneten Laubblätter bestehen aus einem kurzen Blattstiel und einer rundlichen oder elliptischen Blattspreite mit stumpfer Blattspitze. Die Länge der Blätter variiert zwischen 1,5 und 2,5 Zentimeter, die Breite beträgt 1,5 bis 2 Zentimeter.[3]
Die bis 30 Millimeter lang gestielten, leuchtend gelb gefärbten fünfzähligen Blüten erscheinen von Mai bis August und entspringen einzeln den Blattachseln. Sie besitzen ein doppeltes Perianth. Die unbehaarten, am Grund herzförmigen Kelchzipfel werden etwa 3 bis 5 Millimeter lang. Die Kronzipfel entwickeln eine Länge bis etwa 15 Millimeter.[3] Obwohl die Blüten von Insekten bestäubt werden, sind die Blüten oft steril und bilden kaum Fruchtansatz aus. Die Samen der selten entstehenden Kapselfrüchte werden über Wasser und Menschen ausgebreitet.
Die Pflanzenart breitet sich vorwiegend vegetativ aus. Sie bildet dazu bis zu 50 Zentimeter lange, übererdig kriechende Ausläufer,[4] die sich an den Knoten bewurzeln und von der Mutterpflanze abtrennen. Diese sogenannte Blastochorie als überwiegende Ausbreitungsform ist im Pflanzenreich selten. Die blastochore Ausbreitung wird von den meisten Pflanzen – beispielsweise Walderdbeeren – als ergänzende Ausbreitungsstrategie genutzt.
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 32, 36, 43 oder 45[1].
Nutzung
Verwendung als Zierpflanze
Im Garten wird es häufig an den Ufern von Teichen gepflanzt, da es eine ausgezeichnet bodendeckende Pflanze ist.
Neben der grünblättrigen gibt es auch eine Sorte mit gelblichen Blättern, das Gelbblättrige Pfennigkraut (Lysimachia nummularia 'Aurea').[5]
Verwendung in der Pflanzenheilkunde
Im 15. Jahrhundert wurde die Pflanze auch „Egelkrut“ genannt und als Wundheilmittel genutzt.[6] Diese Indikation übernahm Hieronymus Brunschwig in sein im Jahre 1500 erschienenes Kleines Destillierbuch für sein „Egilkraut“, das er auch „centum morbia“ nannte. Er ergänzte die Indikation durch „rur“ im Sinn von blutigem Durchfall.[7] Unter den Vätern der Botanik war es zuerst Hieronymus Bock, der 1539 in seinem Kräuterbuch das „Egelkraut“ – „Serpentaria minor“ – „Hirundinaria“ – „Pfennigkraut“ – „Herba nummularia“ beschrieb. Auch er charakterisierte die Pflanze als Wundheilmittel, beschrieb darüber hinaus auch ihre Verwendung bei Lungenkrankheiten.[8] In seinem 1543 erschienenen Kräuterbuch übernahm Leonhart Fuchs die Ausführungen Bocks und fügte eine naturgetreue Abbildung der Pflanze hinzu.[9]
In Mitteleuropa spielt das Pfennigkraut in der Pflanzenheilkunde keine Rolle mehr. In Osteuropa wird es gelegentlich noch gegen Durchfall, Rheuma, Blutungen und Schwindsucht verwendet.
Verwendung in der Aquaristik
Pfennigkraut kann auch in ungeheizten Aquarien kultiviert werden. Bis 20 °C gedeiht sie optimal.[10] Bis 25 Grad ist die Stängelpflanze dauerhaft für die submerse Kultur geeignet. Der Wuchs ist dann vertikal mit wenig verzweigtem Stängel. An die Wasserwerte stellt Lysimachia nummularia keine besonderen Ansprüche. Durch ihr rasches Wuchern, auch (als Sumpfpflanze) über Wasser, ist sie bestens geeignet, dem Wasser Nährstoffe zu entziehen.
Literatur
- Angelika Lüttig und Juliane Kasten: Hagebutte & Co – Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna Verlag, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6
Weblinks
- Pfennigkraut. FloraWeb.de
- Pfennigkraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Lysimachia nummularia L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. Januar 2016.
- Thomas Meyer: Gilbweiderich Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Lysimachia nummularia als Aquarienpflanze bei www.flowgrow.de
- Lysimachia nummularia 'Aurea' als Aquarienpflanze bei www.flowgrow.de
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5, Seite 742.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 323.
- Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin Heidelberg 2008, Seiten 614 f., ISBN 978-3-8274-0918-8
- Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011, Seite 281. ISBN 978-3-8274-1606-3
- Lysimachia nummularia 'Aurea' bei PlantFinder.
- Manuskript, Elsass, 1. Viertel des 15. Jahrhunderts (Frankfurt Ms. Germ. Qu 17, Blatt 343rb): „Egelkrut waſſer dem man ſprichet gemūte [?] iſt gut getruncken so eins gevallen iſt“ (Digitalisat)
- Hieronymus Brunschwig. Kleines Destillierbuch. Straßburg 1500, Blatt 46r (Digitalisat)
- Hieronymus Bock. Kräuterbuch, Straßburg 1539, Teil II, Kapitel 88 (Digitalisat)
- Leonhart Fuchs. Kräuterbuch. Basel 1543, Kapitel 152 (Digitalisat)
- Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 356.