Pfarrkirche Michelstetten
Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Veit in Michelstetten (Gemeinde Asparn an der Zaya, Niederösterreich) ist eine romanische Wehrkirche, die auf einem Hügel im Westen des Ortes erbaut ist.
Sie ist dem heiligen Veit geweiht und gehört zum Dekanat Ernstbrunn.
Geschichte
Die Pfarre wurde 1128 durch Ernst I. von Hohenburg-Wildberg gegründet. Vermutlich in dieser Zeit wurde eine karolingischen Turmburg, die wohl schon vor Gründung der Pfarre als Herberge für Pilger gedient hatte, zum Langhaus umgestaltet. Ottokar II. Přemysl genehmigte 1269 die Übertragung des Patronats an die Johanniter von Mailberg, die es bis 1288 behielten. In dieser Zeit wurde der Turm an der Ostseite errichtet, dem im 16. Jahrhundert das Glockengeschoss aufgesetzt wurde. Ende des 13. Jahrhunderts wurden die Fresken im Inneren der Kirche geschaffen, die bei einer Restaurierung im Jahr 1956 entdeckt und freigelegt wurden.
Von 1571 bis 1627 war die Kirche protestantisch. Nach der Gegenreformation wurde die Pfarre 1760/61 neu errichtet.
Um 1720 wurde das oberste Geschoss des Langhauses abgebrochen; die ursprüngliche Holzbalkendecke wurde durch ein Tonnengewölbe mit Satteldach ersetzt. Zur gleichen Zeit wurden die beiden Seitenkapellen errichtet, die unteren Fenster des Langhauses durchgebrochen und der heutige Eingang an der Westseite errichtet.
Architektur
Kirchengebäude
Das Langhaus ist ein hoher Quaderbau unter einem steilen Satteldach, wobei sich über dem Kirchenraum ein Wehrgeschoß mit zwei Schießscharten in der Südwand befand, das als Pilgerherberge diente. Vermutet wird, dass sich darüber ein weiteres Stockwerk befand, das im 13. Jahrhundert bei Errichtung des Turms abgetragen wurde. In der Nord- und der Südwand des Langhauses befindet sich je ein kleines vermauertes frühgotisches Fenster. Die Westfassade ist durch den hohen Dreiecksgiebel geprägt. Mitten in der Westfassade sitzen zwei Kragsteine und darüber der vermauerte vermutliche frühere Eingang zur Turmburg.
Im Norden und Süden sind an das Langhaus rund geschlossene Kapellen mit Lisenengliederung angebaut.
Die beiden Untergeschoße des wuchtigen Chorturms sind aus Quadermauerwerk errichtet, die Oberschoße aus kleinteiligem Quader- und Bruchsteinmauerwerk. Das Glockengeschoß mit gekuppelten Rundbogenfenstern wurde im 16. Jahrhundert aufgesetzt; an den Ecken des Turms sitzen Viertelrundzinnen, der achtseitige Pyramidenhelm ist aus Ziegeln gemauert. In drei Geschoßen sind noch Schießscharten vorhanden. Im Westen schließt an den Turm die Apsis mit Schindeldach und drei romanischen Fenstern an. An der Südwand des Turms ist ein eingeschoßiger spätmittelalterlicher Bau für die Sakristei angefügt.
In die Fassade ist eine große romanische Grabplatte eingemauert.
Inneres
Das zweijochige Langhaus hat anstelle der ursprünglichen Flachdecke ein Kreuzgratgewölbe aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im Westen befindet sich über einer Quertonne die Orgelempore. Ein spitzbogiger Triumphbogen führt zum Chor. Das Chorquadrat hat ein Kreuzrippengewölbe aus dem dritten Drittel des 13. Jahrhunderts; der scheibenförmige Schlussstein zeigt im Relief das Lamm Gottes. In den seitlichen Chorwänden befindet sich eine fünfteilige Session, die als Dreipass-Nischen mit freistehenden Rundsäulchen ausgeführt sind (in der Südwand wurden zwei Nischen durch den später geschaffenen Zugang zur Sakristei zerstört). Im Gewölbe und an den Sitznischen sind Reste von Bemalung vorhanden. Ein eingezogener rundbogiger Triumphbogen führt zur Apsis.
Die Apsis ist durch bedeutende Fresken im Zackenstil aus dem späten 13. Jahrhundert dekoriert. In der Apsiskalotte befindet sich eine Darstellung der Majestas Domini, umgeben von den vier apokalyptischen Tieren, in den Fensterlaibungen je zwei weibliche Heilige, unter den Fensterbänken ein Palmettenfries. An der Laibung des Triumphbogens sind die zwölf Apostel paarweise angeordnet.
Im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts wurde der Volksaltar als freistehender Blockaltar teilweise unter Verwendung romanischer Quader errichtet.
Die rechte Kapelle ist mit einem neugotischen Schnitzaltar mit Statuen der Heiligen Modestus, Vitus und Crescentia, die linke mit einem Bildrahmenretabel vom Anfang des 18. Jahrhunderts mit Reliquienpyramiden von 1730 eingerichtet. Die Kanzel stammt vom Anfang 17. Jahrhunderts. Das Orgelgehäuse wurde 1761 geschaffen, das Werk 1931 durch Johann M. Kauffmann. Das Taufbecken entstand im 17. Jahrhundert. In die Wand eingemauert sind der Wappengrabstein der Anna von der Weitenmüln (1473) sowie die Gruftplatte des Franz von Gera und seiner drei Ehefrauen (1587).
Kirchhof
Der Kirchhof, der die Kirche umgibt, ist von der frühmittelalterlichen, teilweise ergänzten Friedhofsmauer umgeben. In der Nordwestecke befindet sich ein eingeschoßiger Bau aus Quadermauerwerk, bei dem es sich vermutlich um den Rest einer Bastion handelt.
Literatur
- Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch – Die Kunstdenkmäler Österreichs – Niederösterreich nördlich der Donau. 2. unveränderte Auflage. Verlag Berger, Horn/ Wien 2010, ISBN 978-3-85028-395-3.
- Leiser Bote, Dezember 2009 (abgerufen 25. Jänner 2013; PDF; 345 kB)