Peter Navarro
Peter Navarro (* 15. Juli 1949 in Cambridge, Massachusetts[1]) ist ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Paul Merage School of Business der University of California, Irvine. US-Präsident Donald Trump ernannte ihn als „Direktor für Handel und Industriepolitik“ zum Leiter eines neu geschaffenen Nationalen Handelsrats der USA.
Werdegang
Navarro schloss sein Studium 1979 an der Harvard University mit einem Master of Public Administration ab und erhielt 1986 den Ph.D. Von 1973 bis 1976 diente er beim Friedenscorps in Südostasien. Navarro arbeitete in Washington, D.C. als Berater für Umwelt- und Energiepolitik.[2] Er ist Mitglied der Demokratischen Partei, ein Umweltaktivist[3] und kandidierte in den 1990er Jahren mehrmals für politische Ämter. 1992 verlor er die Bürgermeisterwahl in San Diego mit 48 % der Stimmen knapp gegen die Republikanerin Susan Golding.[4]
In Donald Trumps Präsidentschaftswahlkampf 2015/16 zur Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016 diente er Trump als wirtschaftspolitischer Berater;[5] als „President elect“ teilte Trump am 22. Dezember 2016 mit, Navarro als „Direktor für Handel und Industriepolitik“ zum Leiter eines neu geschaffenen „Nationalen Handelsrats“ zu ernennen.[6] Dabei lobte er Navarro als „visionären Ökonomen“.[7]
Thesen
Navarro gilt unter Wirtschaftswissenschaftlern als „kruder Außenseiter“.[7][8][9] In seinem 2011 erschienenen Buch Death by China schrieb er, der Aufstieg Chinas sei um jeden Preis zu stoppen; China sei für den „Abstieg“ Amerikas verantwortlich. Er ist ein Verfechter isolationistischer (Wirtschafts-)Politik, Protektionismus-Anhänger und betrachtet das Handelsbilanzdefizit der USA in Höhe von mehreren Hundert Milliarden US-Dollar als schädlich für die US-Wirtschaft. Navarro hat geäußert, zukünftig sollten „keine US-Interessen mehr auf dem Altar des Welthandels geopfert werden“.[7][10] Navarros Thesen aus dem Buch Death by China wurden von US-Medien „als zu schrill und fremdenfeindlich“ rezipiert.[6]
Warum er Handelsbilanzdefizite als prinzipiell schädlich für das Wirtschaftswachstum betrachtet, hat Navarro so erklärt: Das Bruttoinlandsprodukt eines Landes ist die Summe der Umsätze aus Konsum, Investitionen, Staatsausgaben und dem Außenbeitrag (Exporte minus Importe). Je kleiner der Außenbeitrag, je größer das Handelsbilanzdefizit, desto geringer sei das Bruttoinlandsprodukt. Diese simple Rechnung betrachtet allerdings nur, wie ein Bruttoinlandsprodukt verwendet wird; welche Faktoren Wirtschaftswachstum begünstigen oder verursachen (wachsende Produktivität entsteht unter anderem durch Spezialisierung und Handel), wird nicht berücksichtigt.[11]
Navarro behauptete am 13. November 2020 bei Fox News grundlos, aber mit Nachdruck, dass das Weiße Haus unter der „Annahme einer zweiten Trump-Regierungsperiode“ voranschreite und dass Präsident Trump „die Wahl gewonnen“ habe, obwohl er verloren hat.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- 2006: Wenn es in Brasilien regnet, investieren Sie in Starbucks-Aktien! Fundamentale Zusammenhänge der internationalen Märkte verstehen. FinanzBuch Verlag, München, ISBN 978-3-89879-148-9
- 2007: Das komplette Wissen der besten MBAs. FinanzBuch Verlag, München, ISBN 978-3-89879-264-6
- 2008: The Coming China Wars: Where They Will Be Fought and How They Can Be Won. Revised and Expanded Edition, FT Press 2008, ISBN 978-0-13-235982-5
- deutsch: Der Kampf um die Zukunft. Die Welt im chinesischen Würgegriff. FinanzBuch Verlag, München 2008, ISBN 978-3-89879-316-2
- 2011 (zusammen mit Greg Autry): Death by China: Confronting the Dragon – A Global Call to Action. ISBN 978-0-13-431903-2
- 2015: Crouching Tiger: What China’s Militarism Means for the World. Prometheus Books, ISBN 978-1-63388-114-3[12]
- 2021: In Trump Time: Inside America's Plague Year. All Seasons Press, ISBN 9781737478508
Persönliches
Navarro ist mit der Architektin Leslie Lebon[13] verheiratet, das Paar lebt in Laguna Beach (Kalifornien).[14]
Weblinks
- badische-zeitung.de, Wirtschaft, 27. Dezember 2016: China und USA steuern auf einen Handelskrieg zu
- Arbeitsplatz (Professur): Paul Merage School of Business, merage.uci.edu
- peternavarro.com
Einzelnachweise
- SOUTHERN CALIFORNIA. In: Time. 24. Juni 2001, ISSN 0040-781X (time.com [abgerufen am 23. Dezember 2016]).
- Peter Navarro auf theglobalist.com (englisch). Abgerufen am 27. August 2016.
- Robin Bravender,Zack Colman,E&E News: A "Pit Bull" for Climate Could Soon Sit Next to Trump (en). In: Scientific American. Abgerufen am 22. März 2018.
- Election Results – Mayor, City of San Diego. City of San Diego. Abgerufen am 22. März 2018.
- Kathrin Werner: Dieser Mann erklärt Donald Trump die Wirtschaft. Süddeutsche Zeitung. 24. August 2016.
- Martin Lanz: Neue US-Regierung: Trump schafft einen Protektionismus-Rat. In: NZZ.ch. 22. Dezember 2016, abgerufen am 25. Dezember 2016.
- Holger Zschäpitz: Trumps kruder Isolations-Prediger bedeutet Unheil. Die Welt, 22. Dezember 2016, abgerufen am 23. Dezember 2016.
- Anja Ettel: Wirtschaft: Trumps Berater gelten als globale ökonomische Gefahr. In: welt.de. 9. November 2016, abgerufen am 25. Dezember 2016.
- Belege (englisch)
- foreignpolicy 7. November 2016 / Peter Navarro: Donald Trump's Peace Through Strength Vision for the Asia-Pacific
- FAZ.net 8. März 2017 / Winand von Petersdorff: Trumps neuer Direktor für Welthandel irritiert Ökonomen
- (Sinngemäß wohl: Tiger im Sprung: Was Chinas Militarismus für die Welt bedeutet. crouchingtiger.net, 27. Dezember 2016)
- lebonarchitects.com (8. Februar 2017)
- Somer Flaherty: Architects at Home. In: Laguna Beach Magazine. 12. Oktober 2012. Abgerufen am 17. Oktober 2013.