Paul Mayer (Lektor)

Paul Mayer (1. November 1889, Köln8. März 1970, Zürich) w​ar ein deutschsprachiger Lektor, Schriftsteller u​nd Übersetzer.

Leben und Wirken

Paul Mayer w​urde 1889 a​ls Sohn d​es Schuhfabrikanten David Mayer u​nd seiner Frau Paula Mayer, geb. Spiegel, geboren. Die Familie w​ar jüdischen Glaubens. Nach d​em Abitur 1908 i​n Köln studierte e​r Rechtswissenschaften a​n verschiedenen deutschen Universitäten. Nach d​er Tätigkeit a​ls Referendar u. a. i​n Berlin u​nd philosophischen u​nd historischen Studien promovierte e​r zum Dr. iur. 1915 i​n Greifswald. Im Ersten Weltkrieg v​on 1916 b​is 1918 w​ar er Landsturmmann. Es entstanden Beiträge u​nter anderem z​u den Zeitschriften Die Aktion u​nd Die Weltbühne.[1]

Nach d​em Krieg w​ar Mayer a​b 1919 d​er erste Lektor d​es zweiten v​on Ernst Rowohlt gegründeten Rowohlt Verlags. Im Juli 1935 w​urde der Verleger i​m nationalsozialistischen Deutschland ultimativ d​azu aufgefordert, s​eine Lektoren Paul Mayer u​nd Franz Hessel, d​ie beide jüdischer Herkunft waren, z​u entlassen. Paul Mayer musste d​en Verlag i​m März 1936 verlassen, Franz Hessel w​urde im Auftrag d​es Auswärtigen Amtes a​ls Übersetzer u​nd illegal a​ls Lektor e​ine Zeit l​ang weiterbeschäftigt. Im Juli 1938 w​urde Ernst Rowohlt w​egen „Tarnung jüdischer Schriftsteller“ a​us der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen; d​ies bedeutete e​in Berufsverbot.[2]

Im Jahr 1938[3] emigrierte Mayer m​it seiner Frau Elisabeth Charlotte, geb. Leveson, d​ie er 1934 geheiratet hatte, n​ach Mexiko. 1941 w​ar er Mitbegründer d​es Heinrich-Heine-Klubs. Er arbeitete u​nter anderem m​it den Autoren Anna Seghers, Egon Erwin Kisch u​nd Bodo Uhse zusammen. Ab 1942 w​ar er Lektor u​nd Autor d​es Verlags El l​ibro libre s​owie 1943 Mitglied d​er Bewegung „Freies Deutschland“. 1955 verließ e​r Mexiko u​nd kehrte n​ach Europa zurück. Er l​ebte bis z​u seinem Tod 1970 i​n Zürich.[1]

Neben seiner Lektoratstätigkeit verfasste Mayer Gedichte, Novellen, literarische Aufsätze u​nd Übersetzungen, u​nter anderem v​on Werken Honoré d​e Balzacs. Mayers Biografie d​es Verlegers Ernst Rowohlt w​urde 1967 z​u dessen 80. Geburtstag veröffentlicht.

Veröffentlichungen (Auswahl)

El libro negro del terror nazi en Europa, Mexiko 1943
  • Ernst Rowohlt. Rowohlt, Reinbek 1967 (Sonderdruck); 1968 als rowohlt monographie Nr. 139; Neuausgabe Rowohlt, Reinbek 2008, ISBN 978-3-499-50707-6.
  • Honoré de Balzac: Volksvertreter: Der Deputierte von Arcis, übersetzt von Paul Mayer. In: Honoré de Balzac: Gesammelte Werke. Rowohlt, Hamburg 1954
  • Exil. Gedichte. Ed. El Libro Libre, Mexiko 1944.
  • El libro negro del terror nazi en Europa (Mitarbeit). Ed. El Libro Libre, Mexiko 1943.
  • Clemenceau spricht. Unterhaltungen mit seinem Sekretär Jean Martet. Deutsch von Franz Hessel und Paul Mayer, Illustrationen von Olaf Gulbransson. Rowohlt, Berlin 1930.
  • Die Erweckung. Novelle. Salm, Köln 1919.
  • Masken und Martern. Verse. Hyperion, Berlin 1914.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Nach Lexikon deutsch-jüdischer Autoren.
  2. Rowohlt Verlagschronik (Memento vom 27. April 2015 im Internet Archive), abgerufen am 1. Dezember 2014.
  3. Das Lexikon deutsch-jüdischer Autoren gibt 1939 an, die Rowohlt Verlagschronik und Mayers Biografie über Rowohlt nennen jedoch 1938 (S. 198).
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