Patrick Manson
Sir Patrick Manson (* 3. Oktober 1844 in Oldmeldrum/Aberdeenshire; † 9. April 1922 in London) war ein schottischer Mediziner und Parasitologe. Er gilt als einer der Begründer der modernen Tropenmedizin.
Leben und Werk
Manson war der Sohn eines Bankfilialleiters und wuchs im Nord-Osten von Schottland, in der Grafschaft Aberdeenshire auf. Er studierte Medizin an der Universität Aberdeen und erhielt den Bachelor of Medicine 1865. Nach der Verleihung des Master of Surgery reiste Manson 1866 als Arzt im Auftrag der britischen Kolonialverwaltung nach Formosa (heute Taiwan). Von 1871 bis 1883 war er Sanitätsoffizier im britischen Chinese Imperial Customs Service in Amoy, einer Hafenstadt in Südchina. Danach praktizierte er bis 1889 in einer eigenen Praxis in Hongkong, wo er 1887 eine Medizinische Schule und eine Medizinische Gesellschaft mitgründete. Aus der Medical School entwickelte sich 1910 die Universität Hongkong.
Manson kehrte 1889 nach London zurück. Nach zuerst eigener Praxisführung ernannte ihn die Kolonialverwaltung 1897 zu ihrem Medizinischen Sachverständigen (Medical Advisor). Er richtete umgehend eine tropenmedizinische Abteilung am Albert Dock Seamen’s Hospital ein, aus der 1899 die London School of Tropical Medicine (heute London School of Hygiene and Tropical Medicine) als ältestes Tropeninstitut entstand.
Manson hat sich in China zuerst mit den Ursachen der Elephantiasis tropica befasst. Er fand in Lymphknoten von Patienten fadenartige Würmer (Wuchereria bancrofti), die er ebenfalls in Stechmücken identifizieren konnte. Damit war erstmals ein Insekt als Überträger einer Infektionskrankheit erkannt. Manson postulierte daraufhin, dass im Falle der Malaria ebenfalls eine Stechmücke für die Übertragung des Erregers verantwortlich sei, was Ronald Ross 1898 verifizierte. Manson entdeckte darüber hinaus den Erreger der Bilharziose, der nach ihm Schistosoma mansoni benannt wurde. Desgleichen entdeckte er den Parasiten Bothriocephalus mansoni
Manson wurde erster Dozent für Tropenmedizin am St.-George- und Charing-Cross-Hospital in London sowie 1900 Mitglied der Royal Society. Er gilt aufgrund seiner Arbeiten im Bereich der tropischen Parasitologie als einer der Begründer der modernen Tropenmedizin und wird bisweilen als „Vater der Tropenmedizin“ bezeichnet.[1] Sein Lehrbuch wird noch heute unter dem Namen Manson’s Tropical Diseases als Standardwerk des Faches fortgeführt.
Für seine Verdienste wurde er 1903 als Knight Commander des Order of St Michael and St George geadelt und 1912 zum Knight Grand Cross desselben Ordens erhoben. Seit 1910 war er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences.[2]
Er ist einer der 23 ursprünglichen Namen auf dem Fries der London School of Hygiene and Tropical Medicine, die Personen aufführen, die sich um öffentliche Gesundheit und Tropenmedizin verdient gemacht haben.
Werke (Auswahl)
- The Filaria sanguinis hominis and certain new forms of parasitic disease in India, China and warm countries. London 1883.
- On the Nature and Signifiance of the Flagellated Body in Malarial Blood. Brit. Med. Journ, 1894.
- Tropical Diseases: a Manual of the Diseases of Warm Climates. London 1898.
- Experimental proof of the mosquito-malaria theory. In: British medical Journal. Band 2, 1900, S. 949–951.
- Lectures on Tropical Diseases. London 1905.
Quellen
- P. H. Manson-Bahr und A. Alcock: The life and work of Sir Patrick Manson (mit ausführlicher Bibliographie), London 1927.[3]
- E. Chernin: Sir Patrick Manson: physician to the Colonial Office, 1897–1912. Med. Hist., 1992, 36(3): S. 320–331, PMID 1518344, PMC 1036591 (freier Volltext).
- L. Wilkinson: A J E Terzi and L W Sambon: early Italian influences on Patrick Manson’s "Tropical medicine", entomology, and the art of entomological illustration in London. Med. Hist., 2002, 46(4): S. 569–579, PMID 12408096, PMC 1044565 (freier Volltext).
- Gordon C. Cook: Tropical Medicine: An illustrated history of the pioneers. London (Elsevier) 2007, ISBN 978-0-12-373991-9, S. 51–66.
- Gordon C. Cook, Alimuddin I. Zumla (Hrsg.): Manson’s Tropical Diseases. 21. Auflage. London 2002, ISBN 0702026409.
- Barbara I. Tshisuaka: Manson, Sir Patrick. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 889.
Einzelnachweise
- Wolfgang U. Eckart: Manson, Sir Patrick, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann: Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 1. Aufl. C.H. Beck 1995 (unter dem Titel: Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart), S. 245; 2. Aufl. Springer Berlin, Heidelberg et al. 2001, S. 213a; 3. Aufl. dto. Springer 2006, S. 221. doi:10.1007/978-3-540-29585-3
- Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe M. Académie des sciences, abgerufen am 18. Januar 2020 (französisch).
- Wolfgang U. Eckart: Manson, Sir Patrick, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann: Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, 1. Aufl. C.H. Beck München 1995, S. 245b.