Pathergiephänomen

Unter einem Pathergiephänomen (von patho-, einem lateinischen Wortbildungselement für „Krankheit“, altgriechisch ἔργον érgon, deutsch Werk, Tätigkeit und φαινόμενον phainómenon, deutsch Erscheinung) versteht man die Auslösung einer krankheitsspezifischen Läsion durch einen unspezifischen Reiz, einem charakteristischen, auch für diagnostische Zwecke eingesetzten klinischen Befund. Es ist die klinische Erscheinungsform einer erniedrigten Schwelle zur Aktivierung von neutrophilen Granulozyten.[1]

Geprägt wurde der Begriff der Pathergie von dem deutschen Pathologen Robert Rössle als Bezeichnung für alle erworbenen, krankhaft gesteigerten oder verminderten Änderungen der Reaktivität. Dem Oberbegriff untergeordnet sind die spezifische Pathergie oder Allergie zum einen und die unspezifische Pathergie (Parallergie, Allophlogistie, Sanarelli-Shwartzman-Reaktion und die sogenannte physikalische Allergie) zum anderen.[2]

Das Pathergiephänomen beobachtet man unter anderem bei Morbus Behçet. Nach Injektion von 0,5 ml einer 0,9-prozentigen (isotonischen) NaCl-Lösung treten nach 48 Stunden Pusteln im Schub an der Injektionsstelle auf. Beim Morbus Behçet ist dieses Pathergiephänomen pathognomonisch.[3] Beim Pyoderma gangraenosum, einer Dermatitis ulcerosa, tritt es nach Minimaltraumen, etwa nach Nadelstichen im Rahmen eines Intrakutantests auf, wonach sich die Minimaltraumen in hämorrhagische, nekrotisierende Pusteln umwandeln, aus denen ein neuer Herd entstehen kann. Das Pathergiephänomen ist auch bei der Granulomatose mit Polyangiitis (Wegener-Granulomatose) und der leukozytoklastischen Vaskulitis zu beobachten.[1]

Siehe auch

Wiktionary: Pathergiephänomen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Peter Fritsch: Dermatologie Venerologie: Grundlagen. Klinik. Atlas.. Springer-Verlag, 18. Dezember 2013, ISBN 978-3-662-06555-6, S. 390.
  2. Lothar Kerp: Allergie und allergische Reaktionen. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 1130–1159, hier: S. 1136–1138 (Begriffsbestimmungen der Allergielehre).
  3. Rudolf Ott, Wolfgang Krug, Hans-Peter Vollmer: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Georg Thieme Verlag, 18. Dezember 2002, ISBN 978-3-13-158021-4, S. 294.

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