Parachute Cord
Parachute Cord (Fallschirmleine) oder Paracord bzw. 550 cord ist ein dünnes, leichtes Kernmantel-Seil aus Nylon, das ursprünglich als Fangleine bei amerikanischen Fallschirmen im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Nach dem Absprung konnten die Fallschirmjäger die Leinen für viele andere Zwecke nutzen. Heute wird Paracord nicht nur von den amerikanischen Streitkräften als vielseitige Allzweck-Leine eingesetzt. So wurde es sogar bei der Space Shuttle Mission STS-82 verwendet, um Teile der Isolation des Hubble-Weltraumteleskops zu reparieren.[1] Dieses Allzweckseil wird z. B. auch beim Bushcrafting verwendet.
Die Ummantelung besteht aus einer hohen Anzahl von eng ineinander verflochtenen Fäden, was eine gleichmäßig glatte Oberfläche ergibt. Da die Leine ausschließlich aus Nylon gefertigt wird, ist sie einigermaßen elastisch. Je nach Situation kann dies ein Vor- oder Nachteil sein.
Militärische Nutzung
Trotz der historischen Verbindung von Paracord mit Fallschirmjägern haben praktisch alle Einheiten des US-Militärs Zugriff darauf. Es wird in fast jeder Situation eingesetzt, in der Tauwerk erforderlich ist. Typische Einsatzgebiete sind die Befestigung von Ausrüstung, Festbinden von Gegenständen an Fahrzeugen, Sicherung, Befestigung von Tarnnetzen und so weiter. Wenn Knoten oder Perlen an dem Band befestigt werden, kann Paracord als Entfernungs- oder Geschwindigkeitsmesser eingesetzt werden. Die Kernseile können entfernt werden, wenn feineres Tauwerk benötigt wird, z. B. um eine Angelschnur zu reparieren. Der Nylon-Mantel wird häufig alleine eingesetzt, wenn ein dünneres oder elastischeres Seil benötigt wird. Durch das Anschmelzen der Enden kann ein Ausfransen der Leine verhindert werden.
Neben den reinen Funktionen als Werkzeug wird Paracord manchmal genutzt, um Lanyards, Gürtel oder andere dekorativen Gegenstände zu flechten. Es wird von vielen Mitgliedern des US-Militärs, die im Einsatz des Central Command Area of Responsibility stehen, häufig im Nahen Osten genutzt, um ein Armband zu flechten. Dieses Armband wird aus drei gleich langen Fäden geflochten und mit einer Schleife gesichert, in die ein Knopf der Wüstentarn-Uniform eingewoben wird.
Herstellung
Die inaktivierte Spezifikation beschreibt die Anforderungen für die Herstellung konformer Kabel. Die Fasern für die Aussenhülle müssen mit einem zugelassenen Farbstoff eingefärbt werden; der Farbstoff darf weder die Faserstruktur noch das fertige Produkt beeinträchtigen. Die ungefärbten Fasern werden fest gedreht, um die inneren Garne zu bilden: 3 Faserbündel pro Kerngarn. Die Garne werden dann über die Fäden geflochten. Die Anzahl der Garne richtet sich nach der Schnurart; Typ III hätte 7–9 Garne. Die Schnur wird gedämpft, um diese zu straffen. Dieser Schritt ist für den Fallschirmeinsatz von entscheidender Bedeutung, da die zusätzliche Dehnung hilft, den Schock abzufangen, wenn der Fallschirm eingesetzt wird.
Herstellerkennzeichnungen
Der inaktivierte Militärstandard bezog sich auf einen Farbcode, mit dem die Hersteller der Schnur identifiziert werden konnten. Die Hersteller würden mehrere gefärbte Stränge einfügen, indem sie einen in MIL STD 905 (auch inaktiviert) zugewiesenen Code verwenden, um sich zu identifizieren. Dies geschah, um im Falle eines Seilversagens die Quelle des Unterpar-Seils zu ermitteln. Typ 1A-Kabel und Typ 2A-Kabel hätten die Markierungsfasern auf der Hülle, da sie keine inneren Garne enthalten. Typen 1, III und IV hätten Garne mit der Markierungsfarbe
Typen
Das US-Militär definiert im Standard MIL-C-5040H sechs verschiedene Typen: I, IA, II, IIA, III, IV.[2] Die Typen IA und IIA bestehen hierbei lediglich aus einem Mantel und verfügen über keinen Kern. Die am häufigsten verwendete Variante ist Type III, mit einer Mindestbruchlast von 550 engl. Pfund (249 kg), daher auch der Beiname 550 cord.
Der Standard spezifiziert einige Eigenschaften, die die verschiedenen Typen mindestens erfüllen müssen. Obwohl die Garnfeinheit für den Mantel und den inneren Kern genau festgelegt ist, gibt es keine Vorgaben für den eigentlichen Durchmesser der Leine. Der Durchmesser liegt je nach Typ zwischen ca. drei und fünf Millimetern. Nachfolgend eine Tabelle mit ausgewählten Merkmalen.[2]
Typ | Mindestbruchlast | Minimale Ausdehnung (Bruchdehnung) | Minimale Länge pro Kilogramm | Kernfäden | Struktur der Ummantelung | Durchmesser | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
I | 95 | 43 kg | 30 % | 638 m | 4 bis 7 | 32/1 oder 16/2 | ca. 1,6 mm |
IA | 100 | 45 kg | 30 % | 706 m | kein Kern | 16/1 | ca. 1,18 mm |
II | 400 | 181 kg | 30 % | 178 m | 4 bis 7 | 32/1 oder 36/1 | ca. 3 mm |
IIA | 225 | 102 kg | 30 % | 333 m | kein Kern | 32/1 oder 36/1 | |
III | 550 | 249 kg | 30 % | 151 m | 7 bis 9 | 32/1 oder 36/1 | ca. 4 mm |
IV | 750 | 340 kg | 30 % | 111 m | 11 | 32/1, 36/1, oder 44/1 | ca. 4,5 mm |
Zivile Produkte
Die hervorragenden Eigenschaften von Paracord, die Soldaten so sehr schätzen, sind natürlich auch für zivile Anwendungen hilfreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Paracord zuerst als Ausschuss des US-Militärs,[3] später als gewöhnliches Produkt erhältlich. Obwohl einige kommerzielle Produkte nach der militärischen Spezifikation gefertigt werden, gibt es auch solche, die zwar als Paracord eines bestimmten Types gekennzeichnet, sich in Form und Qualität jedoch vom Original unterscheiden. Paracord von schlechter Qualität weist weniger Fäden in Mantel oder Kern aus, einen Kern aus losen Fasern anstelle von einzelnen Fäden oder anderes Material als Nylon. Der militärische Standard sieht nur zwei Farben für den Mantel vor, Camouflage Green 483 oder die natürliche Farbe des Nylons. Kommerziell erhältliches Paracord gibt es in den unterschiedlichsten Farben.
Makramee
Aus der militärischen Verwendung sprang die Begeisterung auf zivile Anwendungen über. So wurden z. B. Armbänder (Bracelet), Lanyard und Gürtel als ständig bei sich zu tragende Rettungsschnur geknüpft.[4] Als Fangriemen an Messern oder Schlüsselanhängern erfreuen sich farbige Paracordschnüre einer größer werdenden Beliebtheit, wobei die unterschiedlichsten Knoten angewendet werden.
Siehe auch
- Reepschnur – dehnungsarme, im Idealfall unelastische Schnur
Literatur
- Thade Precht: KnotKnot Paracord, Frech Verlag, Stuttgart, 2014, ISBN 3-7724-5899-8
- Samantha Grenier: Armbänder aus Paracord, 2014, ISBN 3-7020-1457-8
- Leisure Arts: Paracord Crafts, ISBN 978-1-4647-1121-3, (engl.)
- Nicholas Tomihama: All Wrapped Up In Paracord, 2013, ISBN 978-1-4839-6916-9 (engl.)
- J. D. Lenzen: Paracord Fusion Ties, Volume 1: Straps, Slip Knots, Falls, Bars, and Bundles ISBN 978-0-9855578-0-5 (engl.)
- J. D. Lenzen: Paracord Fusion Ties, Volume 2: Survival Ties, Pouches, Bars, Snake Knots, & Sinnets, ISBN 978-0-9855578-3-6 (engl.)
Quellen
- Universität von Delaware, Messenger, vol. 6, no.3 (1997) (Online Artikel, Englisch)
- MIL-C-5040H. 30. Juni 1987 (Online [PDF; 754 kB; abgerufen am 18. Februar 2019]).
- Bill Ganze, „Surplus Everywhere“, Farming in the 1940s, (Online-Artikel, englisch)
- YouTube-Videos mit Paracordknüpfarbeiten