Panzerattrappe
Einsatzarten von Panzerattrappen
Täuschung
Die Aufgabe von Panzerattrappen ist es, einen Gegner zu Fehleinschätzungen bezüglich der Aufstellung, der Fahrzeugtypen und der Aktivitäten der eigenen Panzertruppen zu verleiten.[1]
Ausbildung
Panzerattrappen aus preiswerten Materialien können in Friedenszeiten auch zu Ausbildungszwecken oder als Ziele verwendet werden. Fahrbereite Fahrzeuge, die jedoch nicht voll einsatzfähig sind – etwa ein Panzer, dessen Turm durch eine Attrappe ersetzt wurde – werden oft als Fahrschulfahrzeuge verwendet.
Bauweise
Neben vorgefertigten Produkten können Attrappen auch aus Erde, Schnee, Bau- und Verpackungsmaterial improvisiert werden, um einen Beobachter zu täuschen. Seit neben der optischen Beobachtung verstärkt Radar- und Infrarotsensoren zur Aufklärung eingesetzt werden, müssen auch die entsprechenden Eigenschaften von Panzern (Radarrückstrahlfläche und Wärmeabstrahlung) von einer Attrappe imitiert werden, um die Täuschung aufrechtzuerhalten.
Für Drohnen ist es weitaus einfacher als für bemannte Kampfflugzeuge, Attrappen zu erkennen, weil sie deutlich langsamer fliegen. Bilder werden digital übertragen und können computergestützt ausgewertet werden. Drohnen haben eine längere Flugzeit als bemannte Militärflugzeuge. Sie können über einem Beobachtungsgebiet kreisen und dabei Objekte aus verschiedenen Blickwinkeln filmen.
Einsätze
Vorkriegszeit und Zweiter Weltkrieg
Aufgrund der Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrags, der es der Reichswehr verboten hatte, Panzer zu unterhalten, ließ Heinz Guderian zu Übungszwecken ab 1927 Panzerübungen mit Traktoren und Autos (Hanomag Kommissbrot) als Basis für Panzernachbildungen[2] sowie mit Panzerattrappen aus Holz durchführen.[3] In großem Umfang kamen Attrappen im Zweiten Weltkrieg im Rahmen der Operation Fortitude im Jahr 1944 zum Einsatz, um von den Vorbereitungen zur Invasion in der Normandie (ab 6. Juni 1944) abzulenken.[4]
Kosovokrieg
Während der Operation Allied Force griffen Luftstreitkräfte der NATO 1999 serbische Truppen im Kosovo an. Zahlreiche Panzer, die zunächst auf Luftbildern oder von den Sensoren an Bord von Kampfflugzeugen erkannt und später angegriffen wurden, waren dabei Attrappen. Es kamen solche zum Einsatz, die entweder die Umrisse gepanzerter Fahrzeuge simulierten und improvisiert vor Ort aus Tetra-Pak-Verpackungsmaterial hergestellt waren und andere improvisierte Lösungen, welche die Wärmeabstrahlung von Panzermotoren imitierten, um die Sensoren von Flugzeugen zu täuschen.[5]
Literatur
- Jack Kneece: Ghost Army of World war II. Pelican Publishing Company, Gretna LA 2001, ISBN 1-56554-876-0.
- Jochen Vollert: Panzerattrappen. Geschichte und Varianten der deutschen Panzer-Darstellungsmittel, Panzerabwehr-Ausbildungsmittel und Übungspanzer 1916–1945. = German dummy tanks. History and Variants 1916–1945. Vollert Tankograd, Erlangen 2009, ISBN 978-3-936519-20-4 (Tankograd Wehrmacht special 4013).
Weblinks
- Christoph Gunkel: Aufmarsch der Gummiarmee. einestages, 20. April 2010.
- The Ghost Army
Einzelnachweise
- Bob Carruthers: Red Army In Combat 1941-1945. Kapitel: Russian Tank Camouflage In Winter.
- Hanomag Wehrtechnik, Hanomag Museum
- Arnulf Scriba: Heinz Guderian. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Operation Fortitude, wlb-stuttgart.de
- Benjamin S. Lambeth: Nato's Air War for Kosovo: A Strategic and Operational Assessment. Ausgabe 1365, Rand Corp, 2001, ISBN 978-0833030504, S. 130.