PRV-Motor
Der PRV-Motor, umgangssprachlich auch bekannt als Europa-V6 oder kurz Euro-V6, ist ein Sechszylinder-V-Motor, der von 1974 bis 1998 vom PRV-Konsortium hergestellt wurde.
Entwicklungsgeschichte
1966 gründeten Peugeot und Renault ein Konsortium zur Entwicklung eines V-Motors mit acht Zylindern. 1971 schloss sich Volvo dem Konsortium an. PRV ist ein Akronym aus den Initialen der Beteiligten (Peugeot, Renault, Volvo).
Die erste Ölpreiskrise 1973 schränkte den Markt für Achtzylinder-Motoren stark ein. Deshalb wurde der Motor um zwei Zylinder verkürzt und 1974 als Sechszylinder-V-Motor auf den Markt gebracht. Bei der Kürzung blieb die Zündfolge des V8 erhalten, so dass der V6 mit ungleichmäßiger Zündfolge lief (siehe Abschnitt „Irreguläre V-Motoren“ in Artikel V-Motor). Zylinderkopf und Motorblock bestehen aus Aluminium, die nassen Laufbuchsen aus Schleuderguss. Je Zylinderbank gibt es eine kettengetriebene, obenliegende Nockenwelle, die die V-förmig hängenden Ventile über Kipphebel betätigt. Die Kipphebel einer Seite sitzen auf einer gemeinsamen Achse oberhalb der Nockenwelle.
Der PRV-Motor wurde während seiner Bauzeit weiterentwickelt. Auch der Hubraum wurde variiert (anfangs bei Peugeot 2664 cm³ mit 88 mm Bohrung und 73 mm Hub im 504 Coupé und 604, später dort 2849 cm³ (505); den 605 stattete Peugeot ebenso wie Renault den Safrane und Espace mit 2963 cm³ aus).[1]
Bis zum Produktionsende 1998 wurden insgesamt 970.315 Stück hergestellt. Im ehemaligen PRV-Werk La Française de Mécanique in Douvrin werden seither u. a. V6-Motoren mit 60-Grad-Zylinderwinkel für Renault und PSA Peugeot Citroën hergestellt.
Ein Prototyp des 8-Zylinder-Motors ist im Werk erhalten geblieben und wird bei Werksführungen auch gezeigt.[2]
Technik
Da der Zylinderbankwinkel von 90° (Zündreihenfolge 1–6–3–5–2–4) beibehalten wurde und gegenüberliegende Zylinder einen gemeinsamen Hubzapfen nutzten, ergab sich ein ungleicher Zündabstand und ein für einen Sechszylindermotor rauer Lauf. Erst 1985 wurde ein Hubzapfenversatz eingeführt, der einen sanfteren Lauf zur Folge hatte. Volvo begann damals, sich aus dem Konsortium zurückzuziehen; ab 1990 verwendete Volvo einen größtenteils selbstentwickelten Reihenmotor.
Außer bei den Marken der Konsortiumsmitglieder war der PRV-Motor wegen seiner kompakten Bauweise und dem geringen Gewicht von ungefähr 150 kg auch bei Sportwagenherstellern wie Alpine, De Lorean oder Venturi beliebt und kam in einigen Fahrzeugen von Lancia zum Einsatz.
Die Motoren wurden zunächst mit einer Registervergaseranlage bestehend aus einem vom Gaszug betätigten Einfachvergaser Solex 34TBIA und einem unterdruckbetätigten Doppelvergaser Solex 35CEEI bestückt und leisteten in dieser Konfiguration 136 PS (100 kW)[3]. Ab 1977 gab es eine Version mit Bosch-K-Jetronic-Einspritzung und 144 PS (106 kW)[4]. PSA steigerte im Talbot Tagora 1981 bei unverändertem Hubraum durch Änderungen an Kolben und Zylinderkopf mit Hilfe von zwei Weber-Dreifachvergasern die Leistung auf 166 PS (122 kW)[5].
Literatur
- Markt für klassische Automobile. Kaufberatung Youngtimer der Sechziger und Siebziger, Sonderheft 12 (1992), VF Verlagsgesellschaft Mainz.
Weblinks
Fußnoten
- Motorbezeichnungen bei Peugeot: ZM112, ZMJ140, ZNJK, ZN3J sowie ZPJ bzw. ZPJ4.
- Bild des V8-Prototyps
- Technische Beschreibung Peugeot 504 V6 hier
- Werkstatthandbuch Peugeot 604, Ausgabe 1980, Peugeot Saarbrücken
- Talbot Tagora, Infomappe für Händler 1981