Otto Zweig

Otto Zweig (* 11. Januar 1874 i​n Prossnitz, damals Markgrafschaft Mähren, Österreich-Ungarn; † Oktober 1942, Treblinka) w​ar ein Komponist, Pianist, Malzfabrikant u​nd Handelskammerrat.

Leben

Stolperstein für Otto Zweig

Otto Zweigs Eltern w​aren Sigmund Menachem Zweig (1845–1910), e​in Barchentfabrikant i​n Prossnitz, u​nd Karoline Zweig (1853–1874), geboren a​ls Karoline Doctor. Sie s​tarb wenige Tage n​ach Ottos Geburt a​m 28. Januar 1874 i​m Alter v​on 20 Jahren.[1] Sein Vater heiratete e​r darauf Karolines Schwester Josefine Doctor. 1877 k​am Ottos jüngerer Bruder, d​er spätere Jurist u​nd Aktivist i​n der zionistischen Bewegung Egon Zweig (1877–1949) z​ur Welt. Es folgte n​och der jüngere Bruder Felix (1879–1939) u​nd ihre Schwester, d​ie früh verwitwete Hildegard Rooz (* 1886). Sie emigrierte w​ie Egon n​ach Israel.[1] Otto Zweig besuchte d​ie Handelsakademie Linz u​nd absolvierte d​as Institut 1891.[2] Er studierte Klavier i​n Wien b​ei Eusebius Mandyczewski u​nd Anton Door.[3] Ab 1894 t​rat er i​n Olmütz a​ls Pianist u​nd Komponist a​n die Öffentlichkeit.[4][5] Im August 1895 w​ar er Gast i​m Hotel Post i​n Ischl.[6] Bei d​er Einweihung d​es neu erbauten isralischen Tempels i​n Olmütz i​m April 1897 leitete e​r den Chor.[7][8] Am 1. April 1898 t​rat Otto Zweig a​ls öffentlicher Gesellschafter i​n die Firma Marcus Zweigs Söhne m​it dem Recht ein, die Firma selbständig z​u vertreten u​nd zu zeichenen. Die Firma betrieb Malzerzeugung u​nd Handel m​it Malz.[9] Im Juli 1898 verlobte e​r sich m​it Anna Bries, d​er Tochter d​es Olmützer Unternehmers Ignaz Bries.[10][11] Am 18. Dezember 1898 heirateten s​ie im israelischen Tempel i​n Olmütz.[12][13] Am 22. März 1900 w​urde in Olmütz i​hr gemeinsamer Sohn Rudolf Zweig geboren. Im Ersten Weltkrieg w​urde Otto Zweig a​ls Firmenleiter v​om Militärdienst freigestellt.[14] Otto Zweig engagierte s​ich als Kammerrat i​n der Gewerbe- u​nd Handelskammer Olmütz u​nd überregional i​m Vorstand d​es Vereins Österreicher Malzfabrikanten.[15][16][17] 1918 w​ar er Vorstand d​er Schlaraffia Olomocia.[18] Nach d​em Ersten Weltkrieg l​ebte Otto Zweig l​ange Jahre a​ls Malzfabrikant i​n Olmütz u​nd engagierte s​ich auch i​n der Tschecho-Slowakischen Kommission d​er Malzfabrikanten.[19] 1931 ließ e​r sich i​n Olmütz e​ine Villa, h​eute Villa Otto Zweig genannt, v​om Wiener Architekten Franz Kuhn (1874–1942) erbauen. Sein Bruder Felix, d​er mit Otto d​ie Firma Marcus Zweigs Söhne betrieb, n​ahm sich n​ach seiner Inhaftierung 1939 i​m Gefängnis Olmütz d​as Leben. Am 15. Mai 1942 w​urde die Villa v​on der Hitlerjugend beschlagnahmt. Otto Zweig u​nd seine Frau Anna wurden a​m 8. Juli 1942 deportiert u​nd im KZ Theresienstadt interniert. Am 15. Oktober 1942 w​urde er n​ach Treblinka transportiert, w​o er wenige Tage später ermordet wurde.[20] Seine Frau Anna Zweig u​nd ihrem Sohn Rudolf u​nd dessen Familie ereilte i​m Oktober 1942 d​as gleiche Schicksal.[1]

2015 w​urde Otto Zweig z​um Gedenken i​n Olmütz e​in Stolperstein gesetzt.[21]

Werke (Auswahl)

Werke mit Opuszahl

  • Cappriccio e-moll für Pianoforte op. 1; bei Fr.Kistner in Leipzig veröffentlicht OCLC 472533039
  • Ein Walzercyklus für Pianoforte, op. 2; bei Fr.Kistner in Leipzig veröffentlicht OCLC 472532997
  • Skizzen: Zehn Klavierstücke, op. 3; bei Fr.Kistner in Leipzig veröffentlicht OCLC 873345308
  • 7 Lieder op. 4
  • 9 Lieder eines fahrenden Gesellen, op. 5 für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte; Text: Rudolf Baumbach; 1902 bei Fr.Kistner in Leipzig veröffentlicht
    • Nr. 1 Bin ein fahrender Gesell′
    • Nr. 2 Nun pfeif′ ichnoch ein zweites Stück
    • Nr. 3 Herbst
    • Nr. 4 Nach sieben Jahren
    • Nr. 5 Wächterruf
    • Nr. 6 Die Grille
    • Nr. 7 Jeder nach seiner Art[Digitalisat 1] Incipit: Nie werden Trauben süß und schwer an Haselbüschen reifen
    • Nr. 8 Mai
    • Nr. 9 Jung geblieben
  • Suite op. 6 für Pianoforte; Dr. Eusebius Mandyczewski gewidmet; 1903 bei Fr.Kistner in Leipzig veröffentlicht[Digitalisat 2] OCLC 1126168436
    • Nr. 1 Präludium. Allegro agitato
    • Nr. 2 Toccata. Vivace
    • Nr. 3 Scherzo. Allegro energico
    • Nr. 4 Tema con variazioni. Var. I bis Var. XII
    • Nr. 5 Intermezzo. Allegretto grazioso.
    • Nr. 6 Rondo.Allegro brioso
  • Deutsche Tänze und Walzer für Klavier, op. 8; bei Fr. Kistner in Leipzig veröffentlicht OCLC 472533009 2019 Reprint bei der Musikproduktion Juergen Hoeflich in München
    • Nr. 1 Tempo giusto
    • Nr. 2 Grazioso
    • Nr. 3 Vivace
    • Nr. 4 Cantabile
    • Nr. 5 Amabile
    • Nr. 6 L'istesso tempo
    • Nr. 7
    • Nr. 8 Vivace
    • Nr. 9 Un poco Andante
    • Nr. 10 Giocoso
    • Nr. 11 Commodo
    • Nr. 12 Vivace con brio

Sonstige Werke

  • Am Strand, Text: Karl Stieler. Das Werk wurde am 11. Februar 1894 im Rahmen Konzertes zu Gunsten des Pesnionfonds der Städtischen Musikkapelle im königlichen Redoutensaal in Olmütz von Hans Mohwinkel und dem Pianisten Carl Eder aufgeführt wurde.[22][4]
  • Slawischer Tanz für Klavier; Otto Zweig spielte das Werk bei einer Akademie zu Gunsten des Witwen- und Waisenfonds des Vereins reisender Kaufleute Österreich-Ungarns am 17. März 1894 in den Räumen der Olmützer deutschen Casino-Gesellschaft.[5]
  • Valse impromptu. Das Werk wurde am 8. Februar 1895 bei einem außerordentlichen Konzert des Deutschen Musik- und Gesangvereins in Prossnitz vom Pianisten Ignaz Brüll aufgeführt.[23]
  • Morgenlied und Einkehr; für gemischten Chor. Beide Werke wurden im November 1897 beim Konzert des Männergesangvereins in Olmütz aufgeführt.[24]
  • Serenade für Streichquintett. Das Werk wurde bei einem Konzert des Olmützer Musikerbundes am 5. Januar 1902 im städtischen Redoutensaal in Olmütz uraufgeführt.[25] I Andante quasi allegretto II Allegretto giocoso III Andante molto IV Finale vivace[26]
  • Kantate für Soli, gemischten Chor und Orchester nach biblischen Texten. Das Werk wurde beim 111. Konzert des Olmützer Männergesangvereins am 13. März 1904 uraufgeführt[27].
  • Walzer und Mährische Tänze für Klavier zu vier Händen (2 Hefte)[3]
  • Suite für Klarinette und Klavier[3]
  • Streichtrio[3]
  • Streichquartett[3]

Literatur

  • Rudolf Maria Breithaupt: Otto Zweig.In: Die natürliche Klaviertechnik. C. F. Kahnt, Leipzig 1912, ISBN 978-5-88391-541-2, S. 43 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2019]).

Digitalisate

  1. Lieder eines fahrenden Gesellen op.5 Nr. 7 Jeder nach seiner Art als Digitalisat beim International Music Score Library Project
  2. Suite op. 6 als Digitalisat beim IMSLP

Einzelnachweise

  1. SAMMLUNG EGON MICHAEL ZWEIG UND FAMILIE –P149. In: The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem (CAHJP). (ushmm.org [PDF]).
  2. Nach dreißig Jahren. In: Linzer Tages-Post. Linz 25. August 1921, S. 4 (onb.ac.at [PDF]).
  3. Rudolf Maria Breithaupt: Otto Zweig. In: Die natürliche Klaviertechnik. C. F. Kahnt, Leipzig 1912, ISBN 978-5-88391-541-2, S. 43 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2019]).
  4. Concert. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 8. Februar 1894, S. 7 (onb.ac.at [PDF]).
  5. Academie. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 13. März 1894, S. 6 (onb.ac.at [PDF]).
  6. Ischler Fremdenliste. In: Ischler Badeliste. Ischl 10. August 1895, S. 3 (onb.ac.at [PDF]).
  7. Einweihung eines Tempels. In: Neues Wiener Tagblatt. Wien 16. April 1897, S. 21 (onb.ac.at [PDF]).
  8. Tempelweihe in Olmütz. In: Die Neuzeit. Wien 23. April 1897, S. 175 (onb.ac.at [PDF]).
  9. Firma-Protokollierungen. In: Amtsblatt zur Wiener Zeitung. Wien 7. Mai 1898, S. 1 (onb.ac.at [PDF]).
  10. Verlobung. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 7. Juli 1898, S. 3 (onb.ac.at [PDF]).
  11. Mittheilungen aus dem Publikum. In: Neue Freie Presse. Wien 13. Juli 1898, S. 4 (onb.ac.at [PDF]).
  12. Trauung. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 5. Dezember 1898, S. 4 (onb.ac.at [PDF]).
  13. Verschiedene Mittheilungen. In: Gambrinus, Brauerei- und Hopfen-Zeitung. Wien 1. Januar 1899, S. 9 (onb.ac.at [PDF]).
  14. Petra Ernst, Eleonore Lappin-Eppel: Jüdische Publizistik und Literatur im Zeichen des Ersten Weltkriegs. Studien Verlag, 2016, ISBN 978-3-7065-5835-8 (google.de [abgerufen am 4. Dezember 2019]).
  15. Der österreichischen Malzindustrie Gegenwart und Zukunft. In: Der Böhmische Bierbrauer. Prag/Wien 10. Juli 1917, S. 7 (onb.ac.at [PDF]).
  16. Telegramme. In: Oesterreichische Morgenzeitung und Handelsblatt. Wien 9. August 1917, S. 5 (onb.ac.at [PDF]).
  17. Verein österreichischer Malzfabrikanten. In: Gambrinus, Brauerei- und Hopfen-Zeitung. Wien 15. Juli 1917, S. 221 (onb.ac.at [PDF]).
  18. Leichenbegängnisse. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 5. Juni 1918, S. 5 (onb.ac.at [PDF]).
  19. Tschecho-Slowakische Malzkommission in Brünn. In: Gambrinus, Brauerei- und Hopfen-Zeitung. Wien 15. Juli 1920, S. 11 (onb.ac.at [PDF]).
  20. Otto Zweig | Opferdatenbank | Holocaust. In: https://www.holocaust.cz. Abgerufen am 3. Dezember 2019.
  21. Židovská obec Olomouc, Otto Zweig. Abgerufen am 4. Dezember 2019 (cs-CZ).
  22. Musikalisches. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 7. Februar 1894, S. 6 (onb.ac.at [PDF]).
  23. Korrespondenzen. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 4. Februar 1895, S. 3 (onb.ac.at [PDF]).
  24. Concert des Männergesangvereins. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 22. November 1897, S. 3 (onb.ac.at [PDF]).
  25. Concert des Musikerbundes. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 14. Dezember 1901, S. 6 (onb.ac.at [PDF]).
  26. I. Symphoniekonzert. In: Mährisches Tagblatt. Olmütz 31. Dezember 1901, S. 8 (onb.ac.at [PDF]).
  27. 111. Konzert des Olmützer Männergesangvereins. In: Deutsches Nordmährerblatt. Olmütz 19. März 1904, S. 5 (onb.ac.at [PDF]).
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