Otto Petersen
Otto Friedrich Petersen (* 13. Januar 1874 in Eschweiler; † 27. Dezember 1953 in Düsseldorf) war ein deutscher Eisenhüttenmann.
Leben
Otto Petersen war der Sohn des Ingenieurs Carl Richard Petersen und seiner Frau Maria. Nach Besuch des Gymnasiums in Aachen, Studium der Eisenhüttenkunde an der RWTH und Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger nahm er in den USA für etwa zwei Jahre eine Stellung als Konstrukteur und Hütteningenieur in den Hüttenwerken von Youngstown und Sharon an. Er wurde in Aachen Mitglied des Corps Delta.[1] 1901 wechselte er als Betriebsingenieur zum Stahl- und Walzwerk Rendsburg. 1906 erfolgte seine Promotion an der RWTH bei Fritz Wüst zum Dr.-Ing. (Dissertationsthema: Beitrag zum Einfluß des Siliciums auf das System Eisen-Kohlenstoff). Im nächsten Jahr trat Petersen dem Verein deutscher Eisenhüttenleute (VDEh) bei, zu dessen stellvertretendem Geschäftsführer er berufen wurde. 1917 wurde er Hauptgeschäftsführer und kurz darauf Geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Petersen gründete zahlreiche Fachausschüsse, darunter 1907 den Hochofenausschuss. Seit 1911 war er Schriftleiter der Vereinszeitschrift Stahl und Eisen. Auf seine Initiative kam es 1917 in Düsseldorf zur Gründung des KWI für Eisenforschung, dessen Publikationsorgan Archiv für das Eisenhüttenwesen er schuf. Mit den Führungspersönlichkeiten der deutschen Stahlindustrie wie Friedrich Springorum und Albert Vögler arbeitete er eng zusammen.
Auf seine Initiative wurde 1918 die Gesellschaft der Freunde der Aachener Hochschule gegründet, deren langjähriger Schatzmeister er war. Ebenso war er 1920 an der Gründung der Helmholtz-Gesellschaft zur Förderung der physikalisch-technischen Forschung beteiligt. Dort wurde er Geschäftsführer. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den Initiatoren der Gesellschaft für Übermikroskopie.
Petersen unterstützte nach 1933 die Nationalsozialisten und war „Wehrwirtschaftsführer“.[2][3] Während des Zweiten Weltkrieges fungierte er als Leiter der Hauptgeschäftsführung des Hauptringes Eisenerzeugung beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion.[4] 1948 wurde ihm aufgrund dieser Tätigkeiten das passive Wahlrecht entzogen.[2]
Petersen, der 1945 Hauptgeschäftsführer des VDEh war, wurde im Sommer 1945 von Colonel Waring, dem Leiter der Metallurgy Branch der britischen Militärregierung, beauftragt, eine halbamtliche deutsche Verwaltungsorganisation der westdeutschen Eisenerzeuger und -verarbeiter aufzubauen.[5] Sie wurde im November 1945 als Verwaltungsamt für Stahl und Eisen (VSE) gegründet.[6] Bis zu ihrer Umwandlung in eine Behörde im Juni 1946 wurde das VSE von Petersen geleitet[7], der gleichzeitig den Vorsitz des VdEh behielt.[6]
Auszeichnungen
- 1920, Ernennung zum Ehrenbürger der RWTH Aachen
- 1926, Verleihung der Ehrendoktorwürde eines Dr. mont. E. h. der Montanistischen Hochschule Leoben
- 1931, Verleihung des VDI-Ehrenzeichens[8]
- 1944, Verleihung der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft[4]
- 1944, Ernennung zum Ehrensenator der RWTH Aachen
- 1947, Ernennung zum Ehrenbürger der Bergakademie Clausthal
- 1948, Verleihung der Ehrendoktorwürde eines Dr.-Ing. E. h. der RWTH Aachen
- In Düsseldorf wurde ihm zu Ehren die Otto-Petersen-Straße benannt.
- In Aachen wurde nach ihm das Otto-Petersen-Haus, ein Studentenwohnheim in der Trägerschaft des Studentenwerks Aachen, benannt.
Literatur
- Petersen, Otto, Friedrich. In: Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 2: L–Z. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, DNB 453960294, S. 1397.
- Horst A. Wessel: Petersen, Otto Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 251 f. (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Anschriftenliste des Weinheimer SC. Darmstadt 1928, S. 14.
- Stefan Krebs: Technikwissenschaft als soziale Praxis. Über Macht und Autonomie der Aachener Eisenhüttenkunde 1870–1914. (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte – Beihefte. 204). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009, S. 335
- Helmut Maier: Chemiker im „Dritten Reich“. Die Deutsche Chemische Gesellschaft und der Verein Deutscher Chemiker im NS-Herrschaftsapparat. John Wiley & Sons, New York 2015, S. 188.
- Zeitungswissenschaft. Band 19. Duncker & Humblot, Berlin 1944, S. 49.
- Werner Bührer: Ruhrstahl und Europa. Die Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie und die Anfänge der europäischen Integration 1945–1952. Walter de Gruyter, 1986, S. 38–39.
- Gloria Müller: Mitbestimmung in der Nachkriegszeit. Britische Besatzungsmacht, Unternehmer, Gewerkschaften. Schwann, Düsseldorf 1987, S. 51.
- Dietmar Petzina, Walter Euchner: Wirtschaftspolitik im britischen Besatzungsgebiet 1945–1949. Patmos, Düsseldorf 1984, S. 211.
- Erich Kothe: Vom Werden und Wirken des VDI. In: VDI-Z. Band 98, Nr. 14, 11. Mai 1956, S. 665.