Otto Henneberger

Otto Henneberger (* 25. Oktober 1892 i​n Herpf; † 6. Juni 1981 i​n Braunschweig) w​ar ein deutscher evangelischer Pfarrer u​nd seit 1942 Kirchenrat.[1]

Otto Henneberger als Student

Leben

Henneberger l​egte das Abitur i​n Meiningen a​b und studierte a​b 1911 Theologie a​n den Universitäten Heidelberg, Leipzig, Berlin u​nd Jena. In Heidelberg schloss s​ich Henneberger d​er Sängerschaft Thuringia an. Nach d​em Militärdienst w​urde er Vikar u​nd Pfarrer i​n Thüringen. Zwischen 1924 u​nd 1934 n​ahm er d​as volksmissionarisch-apologetische Amt d​er Thüringischen evangelischen Kirche wahr.

Die sogenannte Machtergreifung 1933 führte a​uch zur Neuverteilung d​es Einflusses a​uf die Kirchenleitungen. 1933 übernahmen d​ie nationalsozialistisch orientierten Deutschen Christen a​uch in d​er Braunschweiger Kirchengemeinde St. Pauli d​en Kirchenvorstand.[2] Der Jenaer Pfarrer Otto Henneberger w​urde Ende 1933 v​om Kirchenvorstand z​um Pfarrer gewählt u​nd trat a​m 1. Februar 1934 s​ein Pfarramt an. Er äußerte s​ich in vielen Publikationen z​u Fragen v​on Religion u​nd Staat.[3] Der Theologe Dietrich Kuessner schilderte Hennebergers Position hierzu w​ie folgt:

„Henneberger nahm Bezug auf die Regierungserklärung Hitlers vom März 1933, in der Hitler tatsächlich die beiden christlichen Kirchen als Säulen seiner künftigen Politik bezeichnet hatte. Der vieldeutige Begriff eines positiven Christentums stammte aus dem nationalsozialistischen Parteiprogramm und wurde von den Gutwilligen so gedeutet, daß die NSDAP sich im Unterschied zu KPD und SPD als eine christliche Partei verstand. Henneberger interpretierte den Parteiparagraphen vom positiven Christentum als lutherisches Christentum. Der nationalsozialistische Staat mit dem Parteiprogramm des positiven Christentums war demnach für die evangelische Kirche der ideale Partner, um im Volk Gehör zu finden für das Wort Gottes und die Volkskirche zu erhalten. Das Amt der Volkskirche dagegen wäre es, Dom der Nation zu sein. In diesem Dom der Nation waren Luther und Hitler, lutherisches Bekenntnis und nationalsozialistische Politik zwar beide für sich und doch je nach Gelegenheit mal enger, mal distanzierter aufeinander bezogen. Gegenüber dem Nationalsozialismus hätte die Kirche eine pädagogische Aufgabe, nämlich den nationalsozialistischen Staat vor der Versuchung der Unkirchlichkeit oder eines Religionsersatzes zu bewahren, wie es die Deutsche Glaubensbewegung in Anspruch nahm.

Das war das in vielen Variationen und weiteren populären Schriften für die Hand der Gemeinde vorgetragene Denkmodell Hennebergers. Die Doppelgesichtigkeit von außerordentlicher Nähe zum nationalsozialistischen System und Staat und die polemische Distanz zur Deutschen Glaubensbewegung und der damit liebäugelnden nationalsozialistischen Parteigruppierung gaben der Position Hennebergers den typischen, von Fall zu Fall je nach Gelegenheit changierenden Charakter. Das erklärt auch, daß sich Henneberger nach dem Krieg von dieser Schrift nie unmißverständlich distanziert hat. Im Erscheinungsjahr 1934 charakterisierte diese Schrift Henneberger als gemäßigten Deutschen Christen und gab ihm im Kirchenvorstand eine gefestigte Position, obwohl er im Gegensatz zu P. Schwarze kein NSDAP Mitglied gewesen war.“

Von 1934 b​is 1966 w​ar er Pfarrer a​n der St.-Pauli-Kirche i​n Braunschweig, a​n der e​r auch n​ach seiner Pensionierung wirkte. Seit 1938 w​ar er Vorsitzender d​es Landesverbandes Braunschweig d​es Evangelischen Bundes.[4]

Werke (Auswahl)

  • Kirche und Freidenkertum. Vom Wille des Freidenkertums und vom Sinn der Kirche. Wichern-Verlag, Berlin-Spandau 1931.
  • Der Weg Gottes zu den Deutschen. Stiftungsverlag, Potsdam 1936.
  • Kämpfendes Volk und glaubende Gemeinde. Verlag des Evangelischen Bundes, Berlin 1940.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Jürgens, Braunschweigisches Biographisches Lexikon.
  2. Kuessner: Die Deutschen Christen erobern den Pauli-Kirchenvorstand.
  3. Kuessner: Geschichte der Pauligemeinde […].
  4. Heinz Boberach, Carsten Nicolaisen, Ruth Pabst (Bearbeiter): Handbuch der deutschen evangelischen Kirchen 1918 bis 1949. Organe – Ämter – Verbände – Personen. Band 1: Überregionale Einrichtungen, S. 443. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-55784-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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