Osman Bey
Osman (Seify) Bey (eigentlich Frederick Millingen, in manchen Quellen Milligen, weitere Pseudonyme Wladimir Andrejewitsch, Kıbrıslı Zade Binbaşı, * 1836 in Konstantinopel; † 1901 (?) in Nizza) war ein antisemitischer Publizist des 19. Jahrhunderts.
Leben und Wirken
Osman Beys Biographie ist unsicher; Benz et al. (2009) zufolge soll er als Sohn eines englischen Arztes und in Italien aufgewachsen, erst in der Türkei zum Islam und dann in Russland zur orthodoxen Kirche übergetreten, später in ganz Europa als Hochstapler tätig gewesen sein. Nach anderen Quellen soll er aus Serbien stammen.[1] Das Dictionary of National Biography gibt mit Zurückhaltung ("slightly inaccurate") an, Millingen/Osman-Bey sei der Sohn des englischen Arztes und Schriftstellers Julius Michael Millingen (1800–1878), der in Griechenland Leibarzt von Lord Byron war.[2]
Insbesondere die Pamphlete Eroberung... und Enthüllungen... vermitteln antisemitische Verschwörungstheorien, die aus heutiger Sicht abseitig sind, in der Zeit ihrer Entstehung aber großen Erfolg hatten, in der russischen Regierung gelesen wurden und die brutal judenfeindliche Einstellung Alexanders III. und selbst noch Nikolaus' II. beförderten.
Die Eroberung der Welt durch die Juden war das erste Buch, das die Idee einer jüdischen Weltverschwörung weltweit propagierte; es erschien 1873 vermutlich zuerst auf Deutsch und wurde bis 1880 ins Französische, Russische, Englische, Polnische und Italienische übersetzt.[3]
Trivia
Osman Bey tritt als Nebenfigur in Umberto Ecos Roman Der Friedhof in Prag auf.[4]
Schriften (Auswahl)
- La Turquie sous la règne d'Abdul-Aziz. (Paris, 1868)
- Wild life among the Koords. (London, 1870)
- On the Koords, in: Journal of the Ethnological Society of London, 1870, S. 175–181
- Die Eroberung der Welt durch die Juden : Versuch nach Geschichte und Gegenwart. Basel : Krüst 1873
- Enthüllungen über die Ermordung Alexanders II. (Bern 1886)
- Les Femmes en Turquie. Paris : Lévy 1878
- Die Eroberung der Welt durch die Juden. Enthüllungen über die universelle israelitische Allianz: Lorch 1922
Literatur
- Magnus Brechtken: Osman Bey. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Bd. 2/2: Personen L–Z. De Gruyter Saur, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-24072-0, S. 608f.
Weblinks
- Literatur von und über Osman-Bey in der bibliografischen Datenbank WorldCat
Einzelnachweise
- Pammer Leopold: Hitler und seine Vorbilder. tredition, , ISBN 978-3-86850-002-8, S. 185.
- Julius Michael Millingen. Eintrag im Dictionary of National Biography, Sidney Lee (Hrsg.), Elder Smith & Co., London 1894, Bd. 37 Masquerier-Millyng, S. 440
- Pierre-André Taguieff: La foire aux illuminés. Fayard/Mille et une nuits, 16. November 2005, ISBN 978-2-7555-0394-4, S. 161.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen 22. Februar 2014)