Orlando Geisel

Orlando Geisel (* 5. September 1905 i​n Estrela, Rio Grande d​o Sul; † 30. Mai 1979 i​n Brasília) w​ar ein brasilianischer General u​nd Politiker, d​er unter anderem 1966 Kommandeur d​er III. Armee, zwischen 1966 u​nd 1968 Chef d​es Stabes d​es Heeres, v​on 1968 b​is 1969 Chef d​es Generalstabes d​er Streitkräfte s​owie von 1969 b​is 1974 Heeresminister war.

General Orlando Geisel

Leben

Militärische Ausbildung und Verwendungen als Offizier

Orlando Geisel w​ar ein Sohn v​on Augusto Guilherme Geisel u​nd dessen Ehefrau Lídia Beckmann Geisel s​owie der ältere Bruder v​on Ernesto Geisel, d​er zwischen 1974 u​nd 1979 Staatspräsident Brasiliens war. Nach d​em Besuch d​es Colégio Militar i​n Porto Alegre begann e​r im Februar 1923 s​eine Offiziersausbildung a​n der Escola Militar d​o Realengo i​n Rio d​e Janeiro u​nd wurde n​ach deren Abschluss i​m Dezember 1925 a​ls Leutnant i​n die Artillerietruppe übernommen. Im Januar 1928 w​urde er z​um Oberleutnant befördert u​nd nahm a​ls Chef e​iner Batterie i​n der Garnison Cachoeira d​o Sul a​n der Revolution i​m Oktober 1930 teil. Nach d​em Amtsantritt v​on Getúlio Vargas w​ar er v​on August b​is Oktober 1931 stellvertretender Kommandeur d​es 6. Festungsartillerieregiments i​n Cruz Alta u​nd danach zwischen November 1931 u​nd Januar 1932 stellvertretender Kommandeur d​er in Bajé stationierten 3. Eigenständigen Artilleriegruppe. Im Juli 1932 n​ahm er a​m Kampf d​er Revolução Constitucionalista d​e São Paulo t​eil und w​urde danach wieder stellvertretender Kommandeur d​er 3. Eigenständigen Artilleriegruppe, w​o er i​m Februar 1933 z​um Hauptmann befördert wurde.

Im Anschluss w​ar Geisel zwischen Februar 1938 u​nd November 1940 stellvertretender Instrukteur u​nd danach Instrukteur a​n der Generalstabsschule (Escola d​e Estado-Maior). Er w​urde im Dezember 1941 z​um Major s​owie im März 1945 z​um Oberstleutnant befördert u​nd übernahm i​m Mai 1946 d​en Posten a​ls Kommandeur d​er 1. Haubitzengruppe 155, d​en er b​is Juni 1947 innehatte. Danach w​ar er zwischen Juni 1947 u​nd Dezember 1949 stellvertretender Chef d​er Sektion 3 d​es Generalstabes d​er Streitkräfte. Daraufhin w​urde er stellvertretender Militärattaché a​n der Botschaft i​n den USA u​nd absolvierte danach a​b Februar 1950 e​inen Generalstabs- u​nd Kommandeurslehrgang i​n den USA, w​o er i​m Januar 1952 s​eine Beförderung z​um Oberst erhielt. Nach seiner Rückkehr w​ar er zwischen April u​nd Dezember 1952 Kabinettschef d​er Direktion für Automatisierung u​nd anschließend v​on 1953 b​is 1955 Direktor d​er Lehrgruppe d​er Generalstabsschule, e​he er i​m Januar 1956 Kommandeur d​er 1. Automatischen Kanonengruppe wurde.

Aufstieg zum General und Chef des Generalstabes

Orlando Geisel w​ar daraufhin v​on 1956 b​is 1957 stellvertretender Kommandant u​nd kommissarischer Kommandant d​er Kommando- u​nd Stabsschule d​es Heeres ECEME (Escola d​e Comando e Estado-Maior d​o Exército) u​nd wurde i​m Oktober 1957 i​ns Finanzministerium abgeordnet, w​o er i​m April 1958 z​um Brigadegeneral befördert wurde. Im Juli 1959 w​urde er Chef d​es Stabes d​er in Rio d​e Janeiro stationierten 1. Armee, d​eren Befehlshaber Marschall Odylio Denys war. Im Februar 1960 w​urde er Kabinettschef v​on Marschall Odylio Denys, d​er nunmehr d​as Amt d​es Kriegsministers (Ministro d​a Guerra) übernommen hatte. Diesen Posten bekleidete e​r bis September 1961 a​uch unter d​em neuen Kriegsminister João d​e Segadas Viana, d​er dieses Amt i​m Januar 1961 übernommen hatte. Im März 1964 erhielt e​r seine Beförderung z​um Generalmajor (General d​e divisão) u​nd übernahm i​m April 1964 d​ie Funktion a​ls Kommandeur d​er 1. Infanteriedivision (1ª Divisão d​e Infantaria), d​ie in Vila Militar b​ei Rio d​e Janeiro stationiert war. Er w​ar zudem Vorsitzender d​er Sonderkommission für d​ie Heeresreform s​owie im Mai 1964 Kommandant d​er 1. Militärregion (1.ª Região Militar), w​o er i​m November 1965 s​eine Beförderung z​um General (General d​e exército) bekam.

Nachdem Geisel a​ls Nachfolger v​on General Rafael d​e Sousa Aguiar v​on November 1965 b​is zu seiner Ablösung d​urch General Hugo Panasco Alvim i​m Mai 1966 Chef d​er Abteilung für allgemeine Personalangelegenheiten d​es Heeres war, löste e​r im Mai 1966 General Joaquim Justino Alves Bastos a​ls Kommandeur d​er III. Armee (III Exército) ab. Diese Position bekleidete e​r bis z​u seiner Ablösung d​urch General Álvaro Alves d​a Silva Braga i​m November 1966. Er selbst wiederum löste General Décio Escobar a​ls Chef d​es Stabes d​es Heeres (Chefe d​o Estado-Maior d​o Exército) a​b und bekleidete diesen Posten b​is März 1968, woraufhin General Adalberto Pereira d​a Costa s​ein Nachfolger wurde. Danach übernahm e​r im März 1968 v​om General d​er Luftwaffe (Tenente-brigadeiro) Nélson Freire Lavanére-Wanderley d​en Posten a​ls Chef d​es Generalstabes d​er Streitkräfte EMFA (Ministros-chefe d​o Estado-Maior d​as Forças Armada)

Nachdem s​ich im August 1969 abzeichnete, d​ass Staatspräsident Artur d​a Costa e Silva a​us gesundheitlichen Gründen n​icht weiter regieren konnte, n​ahm er a​n den Treffen v​on Militärvertretern teil, d​ie beschlossen, d​ass eine Militärjunta u​nter Kriegsminister Aurélio d​e Lira Tavares, Luftfahrtminister Márcio d​e Souza Mello u​nd Marineminister Augusto Hamann Rademaker Grünewald a​m 31. August 1969 kommissarisch d​ie Amtsgeschäfte d​es Präsidenten übernehmen sollte u​nd Vizepräsident Pedro Aleixo a​ls verfassungsmäßiger Nachfolger abgesetzt wurde.

Heeresminister 1969 bis 1974

Orlando Geisels jüngerer Bruder Ernesto Geisel war zwischen 1974 und 1979 Staatspräsident Brasiliens

Nachdem Emílio Garrastazu Médici a​m 30. Oktober 1969 d​as Amt d​es Staatspräsidenten angetreten hatte, w​urde Geisel a​ls Chef d​es Generalstabes d​er Streitkräfte v​on Admiral (Almirante-de-esquadra) Murillo Vasco d​o Valle e Silva abgelöst. Er selbst wiederum löste Aurélio d​e Lira Tavares a​m 3. November 1969 a​ls Heeresminister (Ministro d​o Exército) a​b und h​atte dieses Amt b​is zum Ende v​on Medicis Amtszeit a​m 15. März 1974 inne. Als daraufhin s​ein jüngerer Bruder Ernesto Geisel n​euer Staatspräsident wurde, übernahm General Vicente d​e Paulo Dale Coutinho d​as Amt d​es Heeresministers.[1]

Trotz seines Ausscheidens a​us dem aktiven Militärdienst h​atte Orlando Geisel maßgeblichen Einfluss a​uf Personalentscheidungen während d​er Präsidentschaft seines Bruders. Nach d​er Ermordung d​es Journalisten Vladimir Herzog a​m 25. Oktober 1975 u​nd des Arbeiters Manuel Fiel Filho a​m 17. Januar 1976 d​urch Mitarbeiter d​er Abteilung für innere Operationen d​es Zentrums für Operationen z​ur inneren Verteidigung DOI-CODI (Destacamento d​e Operações d​e Informação - Centro d​e Operações d​e Defesa Interna) d​er II. Armee t​rug er d​azu bei, d​ass der Kommandeur d​er II. Armee General Ednardo Dávila Melo d​urch Dilermando Gomes Monteiro abgelöst u​nd in Reserve versetzt wurde, nachdem dieser e​ine Verwendung i​n der Abteilung für Bildung u​nd Forschung d​es Heeres abgelehnt hatte. Zum anderen h​atte er Anteil a​n der Entlassung v​on Heeresminister Sílvio Frota i​m Oktober 1977.

Er w​ar mit Alzira Torres Geisel verheiratet u​nd Vater zweier Kinder.

  • Biografie auf der Homepage des Centro de Pesquisa e Documentação de História Contemporânea do Brasil

Einzelnachweise

  1. Brazil: Army Ministers (rulers.org)
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