Ochsenziemer
Ein Ochsenziemer (regional auch Ochsenpesel, Ochsenfiesl, Farrenschwanz, Parreschwanz, Hagenschwanz, Stierennerv oder – im alemannischen Sprachraum [Schweiz, Elsass, Baden] – Munifi[e]sel), von mittelhochdeutsch ziemer („Rute, Penis, Schwanz“),[1] ist eine Schlagwaffe, die aus einem gedörrten und verdrillten Stierpenis hergestellt wird.[2] Er hat eine fertige Länge von 80–100 cm, ist sehr elastisch und verhältnismäßig schwer.
Verwendung als Schlagwerkzeug
Der Ochsenziemer wurde früher zur Bestrafung von Menschen und Tieren bzw. zum Viehtreiben eingesetzt, findet heute allerdings kaum noch Verwendung in dieser Funktion. Bei Pferderennen wie dem Palio di Siena wird er aber weiterhin eingesetzt. Manche Wirte halten auch heute noch einen Ochsenziemer zur Selbstverteidigung griffbereit, um sich z. B. gegen betrunkene Randalierer wehren zu können.[3]
Die Wirkung des Schlags ist erheblich und kann starke Verletzungen hervorrufen. Ochsenziemer wurden unter anderem im KZ Dachau[4] und im KZ Mauthausen dazu verwendet, Häftlinge zu misshandeln.
Verwendung als Futtermittel
Heute werden sie fast nur noch als Futtermittel für Hunde hergestellt, das vorrangig als Kauspielzeug zur Beschäftigung des Hundes dient.
Wie die meisten harten Kauspielzeuge eignet sich der Ochsenziemer auch zur eigenständigen Zahnreinigung des Hundes. Der Geruch eines angekauten Ochsenziemers wird von den meisten Menschen jedoch als unangenehm empfunden, so dass sich immer mehr synthetisch hergestellte geruchlose Kaufuttermittel zur selbständigen Zahnreinigung für Hunde durchsetzen.
Andere Verwendungen
- Auf Plätten, traditionellen Holzschiffen im Salzkammergut, wird mit einem Ochsenziemer das seitlich angebrachte Antriebsruder mit dem Schiff elastisch verbunden.
- Als Farrenschwanz bzw. Munifisel findet der Ochsenziemer Verwendung bei verschiedenen Narrenfiguren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Er wird unter anderem von der Figur des Bändele und des Welschkornnarro zusammen mit einer Schweinsblase getragen.[5]
Weblinks
- "Herstellen von Ochsenziemern" (1968) – Film von Elfriede Lies aus der Sammlung des Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF) im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
- Ochsenziemer – Kauvergnügen für den Hund. In: Tiere-online. Abgerufen am 5. Januar 2022.
- Jürg-Peter Lienhard: Ein Elsässer ist kein Waggis!. Abgerufen am 5. Januar 2022.
Einzelnachweise
- Deutsches Wörterbuch. Band 15, S. 1114.
- Vgl. Pierer, Eintrag Ochsenziemer
- Wormser Zeitung Wirt schwang früher schon mal den Ochsenziemer
- Verein für sozial- und politikwissenschaftliche Studien e. V. (Impressum): Der Mord an Ernst Jakob Goldmann (PDF; 1,6 MB), 7 S., Aufgerufen am 17. Oktober 2008
- Website der Narrenzunft Zell am Harmersbach