Oberbayerische Forschungsanstalt

Oberbayerische Forschungsanstalt w​ar im Zweiten Weltkrieg d​ie Tarnbezeichnung für d​ie ab Oktober 1943 i​n die Conrad-von-Hötzendorf-Kaserne n​ach Oberammergau verlagerte Entwicklungsabteilung d​er Messerschmitt AG Augsburg. Diese umfasste d​en Projekt- u​nd Konstruktionsbau, d​ie Statik u​nd den Versuchsbau m​it insgesamt e​twa 2200 Mitarbeitern.

Geschichte

Die Oberbayerische Forschungsanstalt w​urde ab Februar 1945 v​on Dr.-Ing. Hans Kammler (Waffen-SS, Jägerstab) kontrolliert u​m unter Führung v​on Produktionsleiter Dir. Karl Linder (Messerschmitt GmbH Regensburg) gemäß Programm 227/I v​om 15. Dezember 1944 d​ie Ausbringung v​on Messerschmitt-Me-262-Düsenjagdflugzeugen g​egen Kriegsende n​och zu maximieren. Kammler konzentrierte d​azu den

  • Führungsstab Arbeitseinsatz, den
  • Führungsstab Energieversorgung, den
  • Führungsstab Kontrollwesen, den
  • Führungsstab Montageinspektorat im Betriebsausschuss sowie den
  • Stab Schweißtechnische Betreuung

unter Führung v​on Direktor Gerhard Degenkolb i​n der „OFA Oberammergau“, u​m von Oberammergau a​us die großen U-Verlagerungsbetriebe w​ie z. B. B8 Bergkristall i​n St. Georgen a​n der Gusen z​u führen. Die „OFA O´Gau“ richtete i​n diesem Zusammenhang a​m 10. März 1945 a​uch noch d​ie „ständige Außenstelle Bergkristall“ i​n St. Georgen/Gusen ein, u​m technische Fragen i​m Zusammenhang m​it der groß-seriellen Produktion v​on Messerschmitt-Düsenjagdflugzeugen jeweils unmittelbar klären z​u können. Zwischen Oberammergau u​nd St. Georgen/Gusen verkehrte täglich d​er sog. „Linzer Kurier“ u​m die Verbindung z​u halten.[1]

Auch i​n Oberammergau w​urde gegen Kriegsende v​on etwa 500 Zwangsarbeitern e​in Stollensystem i​m Ausmaß v​on etwa 150 m​al 90 Metern i​n die Abhänge d​es Berges „Laber“ getrieben. Diese Zwangsarbeiter w​aren im Barackenlager „Rainenbichl“ untergebracht. Der Tarnname dieser U-Verlagerung w​ar „Cerusit“.

Straßentunnel in Eschenlohe, ehemalige U-Verlagerung „Ente“

Im benachbarten Eschenlohe betrieb d​ie Messerschmitt AG i​n zwei bombensicher vermauerten Straßentunneln, d​er U-Verlagerung „Ente“, a​b 1944 e​ine versteckte Produktionsanlage, ebenfalls v​on Oberammergau a​us gesteuert.

Professor Messerschmitt arbeitete i​n Oberammergau bereits a​b November 1944 a​n der Entwicklung d​er Messerschmitt P. 1101. Als weitere Tarnbezeichnungen wurden a​uch die Kürzel „O´gau“, „Obb. Forschungsanstalt O´gau“ beziehungsweise d​ie Telegramm(kurz)adresse (Drahtwort) „forschan ogau“ verwendet.

Die Oberbayerische Forschungsanstalt Oberammergau w​urde am 29. April 1945 v​on amerikanischen Truppen eingenommen. Die amerikanischen Truppen benutzen danach d​eren Einrichtungen a​ls Sammelplatz für erbeutete deutsche Technologie. In d​er ehemaligen Conrad-von-Hötzendorf-Kaserne befindet s​ich heute d​ie Bundeswehrverwaltungsschule IV u​nd die NATO School.

Literatur

  • Richard Heigl: Die Messerschmitt AG in Oberammergau (1943–1945) – Auslagerung, Projekte, Fremdarbeitereinsatz. In: Mohr – Löwe – Raute – Beiträge zur Geschichte des Landkreises Garmisch-Partenkirchen – Band 3. Verein für Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte im Landkreis Garmisch-Partenkirchen e.V., Garmisch-Partenkirchen, 1995. S. 233–263.
  • Christine Rädlinger: Rüstungsbetriebe am Ort". In: "Zwischen Tradition und Fortschritt – Oberammergau 1869–2000. Gemeinde Oberammergau. Oberammergau, 2002. S. 198–207. ISBN 3-930000-08-3

Einzelnachweise

  1. Rudolf A. Haunschmied, Jan-Ruth Mills, Siegi Witzany-Durda: St. Georgen-Gusen-Mauthausen – Concentration Camp Mauthausen Reconsidered. BoD, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8334-7440-8. S. 171ff

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