Notre-Dame (Ambronay)
Die Abtei Notre-Dame in Ambronay, einer Gemeinde im Département Ain in der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes, ist ein ehemaliges Benediktinerkloster aus dem 9. Jahrhundert. In den Konventsgebäuden ist heute ein kulturelles Begegnungszentrum (Centre Culturel de Rencontre) untergebracht. Seit 1980 findet hier ein Musikfestival statt, das der Alten Musik gewidmet ist.
Geschichte
Die Abtei von Ambronay wurde im 9. Jahrhundert vom heiligen Barnard[1] gegründet; die Ordensgemeinschaft übernahm die Regel des heiligen Benedikt. Im 11. Jahrhundert gehörten der Abtei 44 Pfarreien, 21 Priorate und neun Dekanate. Da sie durch ihre Lage den Grenzstreitigkeiten Savoyens mit der Dauphiné ausgesetzt war, wurde die Abtei zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit zwei Verteidigungstürmen und einem befestigten Wohntrakt erweitert. 1282 verlor sie ihre Unabhängigkeit, als sie sich dem Schutz der Grafen von Savoyen unterstellte. Unter den Kommendantaräbten erlitt die klösterliche Disziplin einen Niedergang.
1652 wurde die Abtei der Kongregation von Saint-Maur angeschlossen. Die Mauriner führten die Mönche wieder zum klösterlichen Leben zurück, restaurierten die Konventsgebäude und richteten eine Schule, ein Archiv und eine Bibliothek ein.
Nach der Französischen Revolution wurde das Kloster 1791 säkularisiert. Die Abteikirche wurde zur Pfarrkirche, nachdem sie kurzzeitig zum Tempel der Vernunft (temple de la raison) umgewandelt worden war. 1806 wurde die einstige Pfarrkirche Saint-Nicolas, die auf dem Vorplatz der Abteikirche stand, abgerissen. Die Konventsgebäude wurden verkauft und als Scheune, Gefängnis, Krankenhaus, Schule, Kaserne oder Sozialwohnungen genutzt.
1889 wurde die Abteikirche als geschütztes Baudenkmal in die Liste der Monuments historiques aufgenommen[2] und das Département Ain kaufte nach und nach die ehemaligen Konventsgebäude auf.
Seit 1980 findet in der ehemaligen Abtei das Festival d’Ambronay statt, bei dem Konzerte Alter Musik aufgeführt werden.
Abteikirche
Außenbau
Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Die Eingangsfassade ist unsymmetrisch. An der Nordseite befindet sich der Glockenturm. Der kleine Erkerturm an der Nordseite diente als Uhrturm.
Innenraum
Die Kirche ist dreischiffig. Haupt- und Seitenschiffe sind mit einem Kreuzrippengewölbe gedeckt.
Im nördlichen Seitenschiff sind noch Fragmente von Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert erhalten. In einer Wandnische wird eine Pietà aufbewahrt, die ins 16. Jahrhundert datiert wird.
In der Kirche befindet sich die Grabkapelle von Jacques de Mauvoisin, dem Abt, der im 15. Jahrhundert eine umfassende Renovierung der Abtei einleitete.
Bleiglasfenster
Die Chorfenster stammen aus dem 15. Jahrhundert. Auf dem mittleren Fenster ist die Kreuzigung Christi dargestellt, darunter die Verkündigungsszene. Die seitlichen Lanzetten nehmen zwei Äbte ein, die in prächtigem Ornat unter einer gotischen Scheinarchitektur stehen. Die mittlere untere Scheibe ist dem Abt Jacques de Mauvoisin gewidmet.
Auf den seitlichen Chorfenstern werden die heilige Katharina und der Apostel Jakobus sowie zwei Märtyrer dargestellt.
Chorgestühl
Im 15. Jahrhundert entstand das Chorgestühl aus Eichenholz, dessen Wangen und Miserikordien mit Figuren und Fratzen verziert sind.
Kreuzgang
An der Südseite der Kirche ist der doppelstöckige Kreuzgang angelegt. Das untere Geschoss wurde im 15. Jahrhundert erneuert. Das Obergeschoss wurde nach einem Brand im Jahr 1632 wieder restauriert. Im 17. Jahrhundert wurde auch der monumentale Treppenaufgang geschaffen, der zur oberen Kreuzgangsetage führt. Über dem Treppenaufgang befindet sich eine bemalte Holzdecke.
Die südliche Galerie wurde im 17. Jahrhundert vergrößert. Hier befanden sich das Refektorium, das Dormitorium und die Küchen. Im Untergeschoss wurden die Vorräte aufbewahrt.
Abtspalast
An die Nordseite der Kirche schließt sich der ehemalige Abtspalast an, der im 15. Jahrhundert unter dem Abt Jacques de Mauvoisin errichtet wurde.
Archivturm
Der Turm wurde als Verteidigungsturm in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet.
Dauphine-Turm
Der Dauphine-Turm wurde zur gleichen Zeit wie der Archivturm errichtet, 1595 aber auf Anordnung von König Heinrich IV. wieder abgetragen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde er wieder aufgebaut, allerdings nicht mehr in der ursprünglichen Höhe.
Literatur
- Informationsblatt Ambronay. L’Abbaye.
Weblinks
- Ambronay (ancienne abbaye) in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
- Abbaye d’Ambronay Centre Culturel de Rencontre (französischer Text)
Einzelnachweise
- Barnard von Vienne. In: Ökumenisches Heiligenlexikon
- Ambronay (ancienne abbaye) in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)