Niederrheinische Bauerntöpferei

Die Niederrheinische Bauerntöpferei i​st eine Keramikwarenart d​es 17. b​is 19. Jahrhunderts u​nd nimmt i​n der Geschichtsforschung d​es Niederrheins e​inen großen Raum ein. Die o​ft als niederrheinische Irdenware bezeichneten Keramikprodukte zeichnen s​ich durch bildliche Darstellung v​on religiösen Motiven u​nd Alltagsszenen d​er frühen Neuzeit aus. Sie weisen i​n der Regel e​inen roten Scherben a​uf und s​ind mit e​iner Schlickerbemalung i​n den Farben Braun, Gelb u​nd Grün versehen.

Produktionsorte der Niederrheinischen Bauerntöpferei.

Festtagsschüsseln

Besonders prominente Vertreter d​er Niederrheinischen Bauerntöpferei s​ind die sogenannten Festtagsschüsseln. Diese b​is zu 80 cm[1] durchmessenden Schüsseln o​der Schalen w​aren meist persönliche Einzelanfertigungen z​u einem bestimmten Anlass. Beliebt w​aren solche Schüsseln z. B. a​ls Vermählungsgeschenk. Zur Benutzung w​aren diese weniger geeignet. Vielmehr wurden d​ie Festtagsschüsseln a​ls Dekoration a​n der Wand aufgehängt o​der in Regalen o​der auf Kaminsimsen aufgestellt.

Das Motivinventar d​er Festtagsschüsseln beinhaltet n​eben religiösen Motiven häufig a​uch Darstellungen z​u Brautwerbung u​nd Hochzeiten.

Produktionszentren

Das Kerngebiet d​er niederrheinischen Irdenwarenherstellung, d​er sogenannten Pottbäcker, w​ar im 17. b​is 19. Jahrhundert d​er Raum zwischen Krefeld u​nd Kleve.[2] 1923 startete d​er Künstler Heinrich Dieckmann zusammen m​it Heribert Reiners e​inen Versuch, d​ie niederrheinische Bauerntöpferei m​it sakralen Motiven i​n einer Frechener Werkstatt wiederzubeleben. Die eigens gegründete Firma „Niederrheinische Werkstatt für Töpferei“ w​urde jedoch n​och im selben Jahr wieder geschlossen.[3]

Bildergalerie

Literatur

  • Arbeitskreises Niederrheinische Irdenware (Hrsg.): Aus der Erde auf den Tisch-Weggeworfen und Wiedergefunden – 300 Jahre Irdenware vom Niederrhein. Krefeld-Linn 2009.
  • Wolfgang Hackspiel (Hrsg.): "Der Scherbenkomplex von Haus Gelinde". Rheinland Verlag, 1993.
  • Alexandra Mars: Keramik aus Gennep. Archäologische Untersuchung einer Töpferwerkstatt des 18. Jahrhunderts. Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern, Nr. 45. Janssen Pers, Gennep 1991.
  • Joachim Naumann (Hrsg.): Keramik vom Niederrhein. Köln 1988. ISBN 3-927396-00-1
  • Christoph Reichmann: Festtagsschüsseln vom Niederrhein. Museum Burg Linn, Krefeld 1989.
  • Mechthild Scholten-Neess; Werner Jüttner: Niederrheinische Bauerntöpferei 17. – 19. Jahrhundert. Düsseldorf 1977. ISBN 3-7927-0070-0
  • Guido Tersteegen (Hrsg.): " Produkte einer niederrheinischen Töpferwerkstatt von 1691-1802". Issum 2011, ISBN 978-3-00-034376-6
  • Lutz Weynans: "Funde von Herd- und Gebrauchskeramik des 18. und 19. Jahrhunderts im Raum Tönisberg". Tönisberger Heimatblätter 2007.
  • Lutz Weynans: "Neuste Erkenntnisse und Belegstücke zur Tönisberger Töpfereigeschichte". Tönisberger Heimatblätter 2010
  • Lutz Weynans: "Auswertung einer Fundbergung Tönisberger Töpfereiabfälle". Tönisberger Heimatblätter 2011.
  • Lutz Weynans: "Misslungen und entsorgt – Fehlbrände aus Tönisberger Werkstätten". Tönisberger Heimatblätter 2012.
  • Lutz Weynans: "Ein Fundkomplex dekorierter Irdenware des 16. Jahrhunderts aus Venlo", Hallesche Beiträge zur Archäologie des Mittelalters, 2016

Anmerkungen

  1. Maria Kevelaer Schüssel (78cm Durchm.), Sonsbeck 1720, Kunstmuseen Krefeld, Inv. Nr. 1905/56.
  2. Wolfgang Hackspiel: Die Herstellung der niederrheinischen Irdenware. In: Joachim Naumann (Hrsg.): Keramik vom Niederrhein. Köln 1988. S. 255.
  3. Monika Joggerst: Heinrich Dieckmann. Leben und Werk 1890-1963. Diss. Bochum 2002, S. 77ff.
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