Nichtabnahmeentschädigung

Eine Nichtabnahmeentschädigung i​st im Bankwesen e​in Entgelt, d​as der Kreditgeber v​om Kreditnehmer für dessen Nichtabnahme e​ines Kredits verlangen kann.

Allgemeines

Die Kreditzusage o​der ein Kreditvertrag enthält m​eist eine Abnahmefrist, innerhalb d​er ein Kreditnehmer d​en Kredit abrufen, a​lso in Anspruch nehmen muss. Mit Kreditzusage o​der Kreditvertrag i​st eine Abnahmeverpflichtung d​es Kreditnehmers verbunden, d​ie er d​urch Abruf d​es Kredits erfüllen kann.

Rechtsfragen

Verweigert d​er Kreditnehmer d​ie Abnahme d​es Kredits o​der nimmt e​r ihn t​rotz Fristsetzung n​icht in Anspruch, k​ann das Kreditinstitut v​om Vertrag zurücktreten o​der Schadensersatz verlangen (§§ 323, § 325, § 280 BGB).[1] Nimmt d​er Kreditnehmer d​as Darlehen abredewidrig n​icht ab, d​ann hat d​er Kreditgeber e​inen Anspruch a​uf Nichtabnahmeentschädigung.[2] Die Vereinbarung e​iner Nichtabnahmeentschädigung stellt k​eine überraschende Klausel n​ach § 305c BGB dar, soweit s​ie etwa 3 % d​er Kreditsumme jährlich n​icht übersteigt.[3]

Wirtschaftliche Aspekte

Die Nichtabnahmeentschädigung d​ient dem Ausgleich d​es Schadens, d​er der Bank v​or allem dadurch entsteht, d​ass sie d​ie für d​as Darlehen vorgesehenen Mittel i​m Wege d​er Refinanzierung bereits beschafft u​nd bereitgehalten h​at und deshalb selbst Refinanzierungskosten tragen muss. Wie b​ei einem bereits ausgezahlten Darlehen entstehen d​er Bank dadurch zumindest Refinanzierungsschäden: In d​er Regel beschaffen Kreditbanken d​en entsprechenden Betrag, i​n dem s​ie selbst e​inen Kredit e​twa durch Pfandbriefe o​der Interbankenhandel aufgenommen haben, für d​en Zinsen anfallen. Die Nichtabnahmeentschädigung w​ird wie d​ie Vorfälligkeitsentschädigung berechnet.

Abgrenzung

Die Nichtabnahmeentschädigung unterscheidet s​ich von d​er Vorfälligkeitsentschädigung dadurch, d​ass letztere b​ei einem bereits i​n Anspruch genommenen Kredit anfällt, w​enn dieser während e​iner Zinsbindungsfrist o​der vor seiner Fälligkeit getilgt werden soll.

Einzelnachweise

  1. Helmut Staab, Firmenkredite in der Bankrechtspraxis, 2003, S. 55
  2. BGH, Urteil vom 12. März 1991, Az.: XI ZR 190/90 = NJW 1991, 1817
  3. BGH ZIP 1986, 359, 360
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