Neues Rathaus (Limburg an der Lahn)
Das Neue Rathaus ist seit 1900 das Rathaus der mittelhessischen Kreisstadt Limburg an der Lahn.
Seit spätestens 1502 wurde das Haus Fischmarkt 21 als Rathaus genutzt,[1] dieses wurde jedoch im 19. Jahrhundert zu klein.[2] Ab 1865 zog die Verwaltung in ein Schulgebäude am Neumarkt,[1] bevor am 1. Dezember 1892 die Stadtverordnetenversammlung einen Neubau beschloss. Am 31. Oktober 1895 kaufte die Stadt schließlich ein Grundstück an der kürzlich erschlossenen Werner-Senger-Straße; 1897 wurden die Pläne fertiggestellt. Verantwortlich für den 100.000 Mark teuren Bau zeichneten der Wiesbadener Stadtbaumeister Felix Genzmer, dem der größere Anteil zugeschrieben wird, sowie der Limburger Stadtbaumeister Joseph Kauter.[2] Laut Inschrift im Giebel wurde das Gebäude 1898 fertig gestellt,[2] der Bezug erfolgte 1899[1] bis 1900.[2]
In den Jahren 1968 bis 1970 wurde an der Nordseite des Gebäudes ein Neubau errichtet, der über eine Glasbrücke mit dem Altbau verbunden ist. 1993 wurden zwei weitere Geschosse aufgesetzt. Dieser Anbau sowie weitere „Betonzweckbauten der sechziger und siebziger Jahre“ in direkter Nachbarschaft beeinträchtigen die „ästhetische wie städtebauliche Ausstrahlung“ des ursprünglich als alleinstehend geplanten Gebäudes.[2]
Im Turm befindet sich ein Glockenspiel, dessen Repertoire 33 Lieder umfasst, darunter die Nationalhymnen der Partnerstädte sowie traditionelle deutsche Kinderlieder. Die Auswahl der gespielten Lieder wird in unregelmäßigen Abständen verändert.[3] Internationale Aufmerksamkeit erfuhr das Glockenspiel im Februar 2017, als berichtet wurde, Bürgermeister Marius Hahn habe auf Anfrage einer vegan lebenden Bürgerin, die in der Nähe des Rathauses arbeite, das Lied Fuchs, du hast die Gans gestohlen aus dem Repertoire gestrichen.[4][5][6] Daraufhin wurde Hahn beschimpft.[3] Die Bürgerin erhielt – nach Darstellung eines politischen Internetportals – Morddrohungen.[7] In der Folge stellten Hahn und die Bürgerin in verschiedenen Interviews klar, es habe sich um einen scherzhaften Gefallen gehandelt; auch werde das Lied bei einem weiteren Wechsel des aktiven Repertoires wieder aufgenommen.[3] Zu Ostern 2017 kündigte Hahn an, das Lied werde nach den Feiertagen wieder in das aktive Repertoire aufgenommen.[8]
Das Limburger Rathaus gilt als „überregional bedeutendes Beispiel für einen Verwaltungsbau des Späthistorismus“ und ist Kulturdenkmal aus geschichtlichen, kulturellen sowie städtebaulichen Gründen.[2]
Literatur
- Verena Fuchß: Kulturdenkmäler in Hessen: Stadt Limburg. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-2096-4, S. 426–428
Weblinks
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Neues Rathaus In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
Einzelnachweise
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Ehemaliges Rathaus In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Fuchß: Kulturdenkmäler in Hessen: Stadt Limburg. Stuttgart 2007, S. 426–428
- Sebastian Eder: Bürgermeister von Limburg: „Ich will keinen Glaubenskrieg anzetteln“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 9. Februar 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 19. Februar 2017]).
- Wolfgang Türk: Limburg ändert Rathaus-Glockenspiel nach Veganer-Protest. In: hessenschau.de. 8. Februar 2017 (hessenschau.de [abgerufen am 19. Februar 2017]).
- The Associated Press: German Town Stops Playing Kids' Song After Vegan Complains. In: The New York Times. 9. Februar 2017, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 19. Februar 2017]).
- Stefan Dickmann: Weltweite Schlagzeilen: Limburger Glockenspiel-Groteske: Sogar die Amis wundern sich. In: Nassauische Neue Presse. 13. Februar 2017 (nnp.de [abgerufen am 19. Februar 2017]).
- Volksverpetzer: Die Hetzjagd gegen die Veganerin aus Limburg - Dabei war es ein Scherz. In: mimikama. 15. Februar 2017 (mimikama.at [abgerufen am 19. Februar 2017]).
- Streit um Glockenspiel: Fuchs-Lied kehrt nach Veganer-Kritik zurück nach Limburg. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 12. April 2017, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 15. April 2017]).