Nerses von Lambron
Nerses von Lambron (armenisch Ներսես Լամբրոնացի; Nerses Lambronatsi) (* 1153 auf der Burg Lambron (Armenien); † 17. Juli 1198 in Tarsus (Türkei)) war Erzbischof von Tarsus im Königreich Kleinarmenien sowie eine der größten Figuren in der armenischen Literatur und der armenischen apostolischen Kirche.
Leben
Nerses von Lambron stammt aus dem Geschlecht der Hethumiden. Er war ein Sohn des Oshin II. (1125–1170) und der Schahanducht, die aus dem Geschlecht der Pahlavuni stammt und eine Nachfahrin des Gregor des Erleuchters ist.[1] Sein Großonkel war Katholikos Nerses IV. Schnorhali. Von ihm wird Nerses 1169 zum Priester geweiht. 1176 wird er vom neuen Katholikos Gregor IV. Tgha zum Bischof geweiht.
An der Synode von Hromkla hält er 1179 eine berühmt gewordene Synodalrede, die von den großen Bemühungen des Mittelalters um die Einheit der Kirche zeugt. Diese Rede gilt als Meisterstück von Eloquenz und Stil; sie zeigt Frische und Vitalität, theologischen und ökumenischen Weitblick sowie Enthusiasmus für die Einheit der Kirche.
1180/81 wird ihm die Verantwortung für die Diözese Tarsus anvertraut. Als Förderer der Ökumene wird er beim Fürsten (und späteren König) Lewon als Verräter des wahren Glaubens und der Traditionen der armenischen Kirche verleumdet, wegen seiner Offenheit gegenüber den anderen Kirchen und seiner Leidenschaft für die Einheit. Lewon schenkt ihm jedoch sein Vertrauen und schickt ihn nach Konstantinopel zur Wiederaufnahme der Verhandlungen im Hinblick auf eine Wiedervereinigung der Kirchen.
Werke
Nerses von Lambron gilt als einer der größten Schriftsteller der armenischen Literatur, als Poet und Autor von Kommentaren, Reden, Briefen wie auch als Übersetzer – er beherrschte die Sprachen Griechisch, Lateinisch, Syrisch und Koptisch. Ebenso verfasste er liturgische und hagiographische Schriften.
- Iso Baumer (Hrsg.): Nerses von Lambron - Die Ungeduld der Liebe. Zur Situation der christlichen Kirchen. Unter Mitarbeit von Franz Mali, Abel Manoukian, Boghos Levon Zekiyan und Thomas Kremer; Paulinus Verlag, Trier; 2013; ISBN 978-3-7902-1460-4
- Robert W. Thomson: Nerses of Lambron. Commentary on the Revelation of Saint John. Translation of the Armenian Text, Notes and Introduction; Leuven-Paris-Dudley, MA; 2007; ISBN 978-90-429-1866-5
- Nersès de Lambron: Explication de la Divine Liturgie. Traduction, introduction et notes par Isaac Kechichian; Beyrouth, Dar el-Machreq édit.; 2000; ISBN 2-7214-6017-X
- Nersès di Lambron: Il primato della carità. Discorso sinodale - Atenabanut'iwn. Introduzione e note a cura di Boghos Levon Zekiyan. Traduzione a cura di Boghos Levon Zekiyan e Valerio Lanzarini, Dizioni Qiqaion, Comunità di Bose, Magnano; 1996
Literatur
- Paruyr Muradian: Nerses von Lambron. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6. Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1095.
Einzelnachweise
- Agop Jack Hacikyan, et al., eds.: The Heritage of Armenian Literature; Vol. 2: From the Sixth to the Eighteenth Century. Wayne State University Press, Detroit 2002, ISBN 0-8143-3023-1, S. 458.