Nathan-Söderblom-Kirche (Reinbek)
Die Nathan-Söderblom Kirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Reinbek-West in Reinbek im Süden Schleswig-Holsteins (Kreis Stormarn) ist die Kirche für die Ortsteile Hinschendorf, Wildenhof und Klosterbergen.
Gebäude
Nach Entwürfen des Hamburger Architekten Friedhelm Grundmann wurde 1966 mit dem Bau von Kirche, Gemeindehaus, Pastorat und einer Küsterwohnung begonnen. 1968 wurde das Gemeindezentrum in der heutigen Form fertiggestellt. Aus finanziellen Gründen wurden die Pläne Grundmanns bis heute nicht vollständig realisiert.
Das in traditioneller Ost-West-Richtung errichtete Bauwerk besitzt zur an einen Markt grenzenden Südseite praktisch keine Fenster. Fensterlos ist sie auch zum Osten und Westen. Die Kirche zeichnet sich durch klare geometrische Formen aus, die von außen die Funktion der einzelnen Bauteile erkennen lassen. Aus dem Turm ragt die Glockenstube zum Norden und Westen hervor, der über eine Brücke mit dem Kirchenschiff verbunden ist. Zum Süden ragt die halbrunde Seitenempore in Richtung Markt hervor. Der Vorraum ist deutlich niedriger dem Hauptschiff im Westen vorgesetzt. Eine Oberlicht-Laterne erweitert den Bau nach oben. Der Treppenaufgang zur Orgelempore ist an der Nordseite deutlich als halbrundes Bauteil zu erkennen. Niedrig vorgelagert ist seitlich des an der Ostseite liegenden Altars zum Norden hin die Taufkapelle dem Kubus angebaut. Das einzige große Fenster zeigt nach Norden in einen begrünten Innenhof, der von Verwaltungsräumen und dem Gemeindesaal umschlossen wird.
Innenraum
Betritt man die Kirche durch das Hauptportal im Westen, blickt man direkt auf den Altarraum, der drei Betonstufen über der Kirchenschiffebene liegt. Auch Altar, Kanzel und Taufbecken sind aus Beton gegossen. Das Kirchenschiff wird durch seitliche Säulen aus Beton in ein Hauptschiff mit zwei Seitenschiffen unterteilt. Vier Altarleuchter, Kruzifix, Taufschale und das Lesepult aus verkupfertem Stahl wurden von Hans-Werner Peters gestaltet, der die Figur des gekreuzigten Christus in Erinnerung an den Holocaust bewusst „ungefällig“ als Gewaltopfer dargestellt hat.
„Über dem Altar hängt ein Kronleuchter. Der zur Dornenkrone knorrig gefügte und mit Stacheln behaftete Kranz nimmt Schmerz und Leid des Kreuzes auf. Aber er bleibt nicht im Dunklen, sondern wird erhellt zur Triumphkrone, führt von Karfreitag nach Ostern.“
Orgel
Die Orgel wurde 1972 von Jürgen Ahrend als sein Opus 75 errichtet. Der Prospekt wurde von Grundmann entworfen und greift die moderne Formensprache des Kirchenraums und die rote Farbgebung der Kirchenbänke auf. Die Orgel empfindet als Stilkopie die norddeutsche Barockorgel nach. Dieses gilt sowohl für die Bauweise der Pfeifen als auch für die mechanische Spieltraktur und die historische Stimmung (Werckmeister III modifiziert). Das Schleifladen-Instrument hat 19 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[1]
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- Effektregister: Zimbelstern
- Koppeln: II/I, I/P
Mit der Anschaffung der Orgel war die ursprüngliche Absicht verbunden, eine Konzertkirche zu errichten. Der Architekt hatte auf eine gute Akustik der Kirche Wert gelegt.
Glocken
Am 17. Dezember 1967 wurden die vier großen Gussstahl-Glocken im Glockenturm aufgehängt. Sie wurden beim Bochumer Verein gegossen, der zu dieser Zeit bereits zur Krupp AG gehörte.
Mit 1080 kg ist die As-Dur Glocke die schwerste. Daneben gibt es drei kleinere Glocken, eine es-, eine f- und eine b-moll Glocke. Sie bringen 780, 440 und 360 kg auf die Waage. „Für die Einheit der Kirche“ ist der Leitspruch der Glocken und eingraviert in die größte Glocke, die sogenannte Ökumeneglocke, die somit auf den Namensgeber Nathan Söderblom verweist.
Die Namen der Glocken entstammen der Apostelgeschichte 2.42:
- GEMEINSCHAFT: für die Einheit der Kirche
- APOSTELLEHRE: für die Ausbreitung des Evangeliums
- GEBET: für die Frömmigkeit im Land
- BROTBRECHEN: für Frieden und Versöhnung
Vor dem Portal hängt eine fünfte Glocke, die Vaterunser-Glocke, die während des Vaterunsers im Gottesdienst angeschlagen wird, so dass auch die Menschen außerhalb der Kirche sich dem Gebet anschließen können.
Sonstiges
Die Kirche wird von vielen Reinbekern als Wahrzeichen angesehen, so dass der örtliche EDEKA Markt ihr Bild in sein Logo integriert hat. Neben dem Eingang steht eine Plastik aus Beton, die die Einheit der Kirche in ihrer Vielfalt symbolisiert. Diese ist jedoch unvollendet. Das auf dem Dach gesammelte Regenwasser wird über einen riesigen Regenspeier in eine Betonplastik abgeleitet.
Literatur
- Kirchenvorstand Reinbek-West (Hg.): Nathan-Söderblom Kirche. Reinbek-West. Reinbek 1992
Einzelnachweise
- Informationen zur Orgel in Reinbek und zu deren Disposition