Natan Zach
Natan Zach (geboren 13. Dezember 1930 in Berlin als Harry Seitelbach; gestorben 6. November 2020 in Ramat Gan) war ein israelischer Lyriker[1] und Übersetzer.
Leben
Harry Seitelbachs Vater stammte aus einer wohlhabenden deutschen jüdischen Familie, seine Mutter war eine italienische Katholikin, sie mussten 1936 aus Deutschland emigrieren. Die Familie gelangte über Frankreich und Mailand nach Haifa in das britische Protektorat Palästina, wo der Vater alsbald verstarb. Zach wurde 1948 Soldat der Israelischen Armee im Palästinakrieg und diente noch zwei weitere Jahre als Offizier.[1]
Zach lernte Ivrit. Er sprach sieben Sprachen und kommentierte das lakonisch: „Wer sieben Sprachen spricht, ist kein Genie, sondern ein Flüchtling.“[1] Er studierte in Jerusalem bei Martin Buber, Ernst Simon und Hugo Bergmann an der Hebräischen Universität und wurde 1952 Kopf der Gruppe junger Literaten „Likrat“ (in Richtung)[1], in der auch Jehuda Amichai, Gershon Shaked und Benjamin Harshav wirkten. 1955 veröffentlichte er seine erste Gedichtsammlung Shirim Rishonim (Erste Lieder). Zach forderte 1959 eine Abkehr vom pathetischen Stil der bis dahin von Nathan Alterman dominierten Lyrik in Israel.[2]
Zwischen 1960 und 1967 lehrte Zach Literatur an verschiedenen Institutionen in Tel Aviv und Haifa. Mit Emil Habibi gründete er eine jüdisch-arabische Dichtergruppe und übersetzte 1967 zusammen mit dem palästinensischen Dichter Rashid Hussein (1936–1977) arabische Volkslieder. Von 1968 bis 1979 lebte Zach in England und wurde zum Ph.D. an der University of Essex promoviert. Zurück in Israel wurde er zum Professor an die Universität Haifa berufen. Im Kulturleben engagierte er sich im Beirat des Ohel-Theaters[3] und des Cameri-Theaters.
Mit Werken von Else Lasker-Schüler, Paul Celan, Bertolt Brecht und Max Frisch übersetzte Zach moderne deutsche Poetik und Dramatik ins Hebräische. Er übersetzte auch Allen Ginsberg aus dem Englischen.
Zachs Lyrik wurde in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.[1] Viele seiner Gedichte wurden vertont und sind so in die israelische Alltagskultur eingegangen.[4] Chaya Czernowin vertonte 2012 seinen Text Rega echad, sheket bevakasha zu einer Chormusik.
Ehrungen
- 1982: Bialik-Preis
- 1993: Premio Feronia – Città di Fiano der Stadt Fiano Romano (Italien)
- 1995: Israel-Preis für Literatur
- 2000: Premio Letterario Camaiore der Stadt Camaiore (Italien)
- 2001: Premio Letterario Michele Buldrini der Unione di Lettori Italiani
- 2004: Ehrendoktorwürde der Universität Genf
- 2007: Verdienstorden der Italienischen Republik.[5]
Werke (Auswahl)
- Verlorener Kontinent. Gedichte. Aus dem Hebräischen von Ehud Alexander Avner. Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-633-54264-2.
Weblinks
- Literatur von und über Natan Zakh im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Nathan Zach in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Nathan Zach in der Internet Movie Database (englisch)
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Natan Zach bei perlentaucher.de
- Natan Zach. In: Suhrkamp.de.
- Rainer Strobelt: Das gewonnene Land: Trost und mehr, Natan Zachs Gedichte von globalem Rang. In: fixpoetry. 13. August 2013 (Rezension).
- Marko Martin: Der versehrte Orpheus. In: Jüdische Allgemeine. 8. August 2013 (Rezension zur „Verlorener Kontinent“).
- Nathan Zach: Verlorener Kontinent. (mp3-Audio; 2,4 MB; 2:40 Minuten) In: SRF-2-Kultur-Sendung „Buch-Tipps“. 14. Mai 2013 (Rezension).
- Florian Hunger: „Verlorener Kontinent“ von Natan Zach. In: Psychosemitischer Buchblog. 27. April 2013 (Rezension).
Einzelnachweise
- Carsten Hueck: Dichter seines Landes. In: NZZ.ch. 12. Juli 2013, abgerufen am 6. November 2020.
- Nurit Buchweitz: Generation Shift in Israeli Poetry: From the Modernism of Zach to the Late Modernism of Wiezeltier. (pdf; 63 kB) Thesis submitted for the degree of “Doctor of Philosophy”. Tel-Aviv, September 2001, S. VII, X, abgerufen am 6. November 2020.
- Ohel. In: Jewish Virtual Library. 2008, abgerufen am 6. November 2020 (englisch).
- Israelischer Lyriker Natan Zach wird 85 Jahre alt. Katholische Nachrichtenagentur, 11. Dezember 2015.
- Hilde Pach: Natan Zach. In: Poetry International Web. 1. Juni 2008, archiviert vom Original am 21. November 2017; abgerufen am 6. November 2020 (englisch).