Narodni dom
Der Narodni dom in Triest (italienisch Casa del Popolo oder Casa nazionale) war das Volkshaus und Kulturzentrum der slowenischen Bevölkerung in der zur damaligen Zeit zu Österreich-Ungarn gehörenden Stadt. Es befand sich seit 1907 in einem zwischen 1901 und 1904 nach den Plänen von Max Fabiani errichteten Palast an der Piazza Caserma (heutige Piazza Oberdan). Der Gebäudekomplex beherbergte verschiedene slowenische Einrichtungen, unter anderem ein Theater, eine Bibliothek, eine Bank sowie das Hotel Balkan. Nach dem Anschluss Triests an Italien 1918 und der damit verbundenen Zwangsitalianisierung der ansässigen slawischen Bevölkerung kam es wiederholt zu gewaltsamen Ausschreitungen zwischen Italienern und slawischen Volksgruppen. Am 13. Juli 1920 wurde der Narodni Dom als eines der nationalen Symbole der Slowenen in Triest von italienischen Faschisten niedergebrannt. Der Anschlag wurde von dem späteren Sekretär der National-Faschistischen Partei (Partito Nazionale Fascista) Francesco Giunta initiiert und galt als Vergeltungsmaßnahme, nachdem bei Unruhen in Split zwei italienische Soldaten von jugoslawischen Sicherheitskräften erschossen worden waren.[1] Der Brandanschlag wurde vom Faschismus auch in weiterer Folge als Maßnahme zur „Reinigung“, d. h. ethnischen Säuberung der friulanischen Grenzregion, propagandistisch ausgeschlachtet.[2]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Rolf Wörsdörfer: Krisenherd Adria 1915–1955. Ferdinand Schöningh Verlag: Paderborn 2004, S. 81.
- Anna Maria Vinci: Il fascismo al confine orientale. Appunti e considerazioni. In: Giorgio Mezzalira, Hannes Obermair u. a. (Hrsg.): Faschismus an den Grenzen – Il fascismo di confine (= Geschichte und Region/Storia e regione 20, 2011, H. 1). StudienVerlag, Wien-Innsbruck-Bozen 2012, ISBN 978-3-7065-5069-7, S. 21–39, hier: S. 28.